Cloisonismus

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Paul Gauguin: Vision nach der Predigt oder Jakobs Kampf mit dem Engel, 1888

Der Cloisonismus (von franz. cloison „Scheidewand“) ist eine Kunstströmung innerhalb der Malerei der Moderne, die im Jahr 1888 im Kreis der Künstler der Schule von Pont-Aven entwickelt wurde.

Der Begriff wurde von dem französischen Kunstkritiker Édouard Dujardin geprägt und von ihm erstmals in einem am 9. Mai 1888 in der Revue Indépendante erschienenen Artikel verwendet. Dujardin nahm darin Bezug auf die kurz zuvor im Rahmen einer Ausstellung der belgischen Künstlergruppe Les XX (Les Vingt) in Brüssel gezeigten Gemälde des französischen Malers Louis Anquetin.

Der Ursprung des Cloisonismus ist auf die Überlegungen und Experimente zurückzuführen, denen sich, in Reaktion auf den Neoimpressionismus, Louis Anquetin und Émile Bernard im Jahr 1888 widmeten. Beide wandten sich von dem Divisionismus ab, mit dem sie zuvor experimentiert hatten, und entwickelten gemeinsam neue Strategien. Dabei fanden sie ihre Inspiration unter anderem in japanischen Stichen (siehe Japonismus).

Merkmale des Cloisonismus sind die Ablehnung der Zentralperspektive, Reduzierung des Bildinhaltes auf seine elementären Formen, flächenhafter Auftrag von meistens gesättigten Farben und insbesondere die starke Konturierung der Flächen, die Édouard Dujardin zu seiner Wortschöpfung inspirierte. Dieser bezeichnete die entsprechenden Werke als quelque chose comme une peinture par «compartiments», analogue au cloisonné,[1] (deutsch: so etwas wie ein Gemälde aus «Kompartimenten», analog zur Cloisonné-Technik), weshalb für die Erklärung des Cloisonismus oft auf die Technik der Zellenschmelzkunst (Cloisonné) hingewiesen wird, bei der die Farbflächen in Emailarbeiten durch Metallstege abgegrenzt werden.

Bernards und Anquetins Errungenschaften wurden sehr bald von Paul Gauguin aufgegriffen und fanden im Synthetismus Verwendung. Weitere vom Cloisonismus inspirierte Künstler waren Paul Sérusier und verschiedene Nabis, darunter Henri Matisse, sowie Vertreter des Expressionismus.

Paul Gauguin, Der gelbe Christus (Le Christ jaune), 1889, Öl auf Leinwand. Albright-Knox Art Gallery, Buffalo, New York

Repräsentative Werke

  • Paul Gauguin: Vision nach der Predigt oder Jakobs Kampf mit dem Engel
  • Paul Gauguin: Der gelbe Christus, 1889
  • Vincent Van Gogh: Bildnis des Farbenhändlers Pere Tanguy
  • Henri Matisse: Das rote Atelier
  • Ernst-Ludwig Kirchner: Vier Badende

Literatur

  • Dictionnaire de la peinture française, Larousse, 1989 Paris, ISBN 2-03-740011-X
  • Patricia Fride R.-Carrasat und Isabelle Marcadé: Les mouvements dans la peinture, Larousse, 1999, ISBN 2-03-511442-X

Fußnoten

  1. Dictionnaire de la peinture française, S. 88