Dimercaptopropansulfonsäure

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Strukturformel
Strukturformel von Dimercaptopropansulfonsäure
Strukturformel ohne Stereochemie
Allgemeines
Name Dimercaptopropansulfonsäure
Andere Namen
  • 2,3 Dimercapto-1-propansulfonsäure (IUPAC)
  • (RS)-2,3-Bis-sulfanylpropan-1-sulfonsäure
  • (±)-2,3-Bis-sulfanylpropan-1-sulfonsäure
  • DMPS
  • Unithiol
Summenformel C3H8O3S3
Kurzbeschreibung

weißer bis cremefarbener Feststoff[1] (Natriumsalz, Monohydrat)

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer
PubChem 6321
Wikidata Q415659
Arzneistoffangaben
ATC-Code

V03AB

Wirkstoffklasse

Antidot/ Komplexbildner

Wirkmechanismus

Chelatkomplexbildung

Eigenschaften
Molare Masse 188,29 g·mol−1
Aggregatzustand

fest

Schmelzpunkt

229 °C (Natriumsalz, Monohydrat)[1]

Sicherheitshinweise
Bitte die Befreiung von der Kennzeichnungspflicht für Arzneimittel, Medizinprodukte, Kosmetika, Lebensmittel und Futtermittel beachten
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung[1]
keine GHS-Piktogramme

H- und P-Sätze H: keine H-Sätze
P: keine P-Sätze[1]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet. Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen.

Dimercaptopropansulfonsäure (DMPS) (Handelsname: Dimaval, Hersteller: Heyl) ist ein SH-Gruppen-haltiges Antidot (Gegengift), welches als Chelat-Therapie zur Behandlung von Vergiftungen mit Schwermetallen verwendet wird.

Anwendung

Es wird eingesetzt bei Blei-, Arsen-, Quecksilber-, Gold-, Bismut-, Antimon- und Chromvergiftungen. Bei Vergiftungen mit Thallium, Selen, Eisen oder Cadmium ist Dimercaptopropansulfonsäure nicht sinnvoll. DMPS wird als wasserlösliches Natriumsalz eingesetzt und kann somit auch langsam intravenös verabreicht werden. Die Anwendung von DMPS ist wie bei jedem Medikament mit Nebenwirkungen verbunden. Die Anwendung sollte nur unter ärztlicher Aufsicht erfolgen.

Wirkweise

Die Wirkungsweise von DMPS beruht auf der Bildung stabiler Chelatkomplexe. Diese Komplexbildung verhindert ein Anlagern der toxischen Metallionen an lebenswichtige Enzyme. Zudem werden die als Komplexe gebundenen Schwermetalle schneller ausgeschieden.

Ursprung

DMPS ist der Nachfolger von Dimercaprol (BAL) – letzteres ist gut in Öl löslich (lipophil) und musste in den Muskel gespritzt werden. Die Lipophilie von Dimercaprol hatte auch zur Folge, dass mehr Nebenwirkungen eintraten, da dieser Stoff die Blut-Hirn-Schranke überwinden kann und somit Schwermetalle in das Gehirn transportieren konnte.[2]

Andere Anwendung (Off-Label-Use)

DMPS wird auch benutzt, um Patienten auf Schwermetallbelastungen zu testen, z. B. auf kumulative Ablagerungen im Körper, die von Zahnmetallen stammen (beispielsweise Amalgam und Metalle in Kronen, Brücken und Implantaten). Dazu wird einmalig intravenös DMPS gespritzt. Der Urin vor Gabe und nach Gabe wird dann auf Schwermetalle untersucht.[3] Die Verabreichung von DMPS zu diagnostischen Zwecken ist keine zugelassene Anwendung.[2] Diese Anwendung ist mit den gleichen Risiken verbunden wie die Anwendung zur Entgiftung, allerdings kann auch vorher gebundenes Schwermetall nun umverteilt werden.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Datenblatt Dimercaptopropansulfonsäure bei Alfa Aesar (Seite nicht mehr abrufbar).
  2. a b c Wolfgang Bayer: Durchführung, Referenzbereiche und Interpretation des DMPS-Testes Eine kritische Datenanalyse. (pdf; 1,8 MB) www.himbeerrot-design.de, 2008, abgerufen am 22. Februar 2011.
  3. Medizinisches Labor Bremen: DMPS-Test.

Weblinks