Dorothy Thompson

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Dorothy Thompson, um 1920

Dorothy Thompson (* 9. Juli 1893 in Lancaster, New York; † 30. Januar 1961 in Lissabon, Portugal) war eine amerikanische Schriftstellerin und Journalistin sowie Gründerin der „Weltorganisation der Mütter aller Nationen“ (W.O.M.A.N.).

Leben

Dorothy Thompson war die Tochter des britischen Methodistenpredigers Peter Thompson und seiner Ehefrau Margaret. Sie besuchte bis 1911 das Lewis Institut in Chicago und studierte an der Syracuse University in New York und in Wien. In der Zeit wurde sie eine leidenschaftliche Verfechterin des Frauenwahlrechts und im Jahre 1914 erwarb sie den akademischen Grad eines Bachelor of Art. Anschließend arbeitete Thompson einige Jahre in New York City.

In der Zwischenkriegszeit ging Thompson als freiberufliche Korrespondentin für die Zeitungen Philadelphia Public Ledger und The New York Evening Post anfangs nach Wien, wo sie John Gunther und G.E.R. Gedye traf, und 1924 nach Berlin, wo sie den Aufstieg der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei hautnah erlebte. Innerhalb kürzester Zeit machte sie Bekanntschaft mit den bekanntesten Künstlern der Stadt, unter anderem Ödön von Horváth, Thomas Mann, Bertolt Brecht, Stefan Zweig und Fritz Kortner. Mit Carl Zuckmayer verband sie bald eine enge Freundschaft. Im Frühjahr des Jahres 1932 fand zwischen Adolf Hitler und Thompson im Hotel Kaiserhof in Berlin ein Interview statt, welches sich als schwierig erwies, weil Hitler fortwährend so redete, als wäre er auf einer Massenversammlung. Darüber schrieb Thompson Zeitungsartikel; außerdem erwähnte sie das Interview in ihrem Buch „I saw Hitler“ („Ich sah Hitler“, 1932). Wie viele andere Zeitgenossen unterschätzte sie die Gefährlichkeit des späteren Diktators. 1933 lebte Dorothy Thompson mit der Bildhauerin und Schriftstellerin Christa Winsloe zusammen. Am 25. August 1934 musste Dorothy Thompson innerhalb von 24 Stunden Deutschland verlassen. Hitler hatte sie in einem Wutanfall wegen des Interviews von 1932 ausgewiesen. Thompson war die erste der Auslandskorrespondenten in Berlin, die gehen mussten. Christa Winsloe begleitete sie in die Vereinigten Staaten.

Zwischen 1936 und 1941 hatte Thompson ihre eigene Kolumne On the Record für den New York Herald Tribune. Ein Artikel von ihr, in dem sie ihren Abscheu und ihre Sorgen wegen der Rassentheorien und Hetzkampagnen gegen Religionen und Staatsformen ausdrückte, ging 1936 um die Welt. Damit sie ihr tägliches Pensum schaffte, mussten 1938 drei Sekretäre für sie arbeiten. Zur Zeit des Zweiten Weltkrieges kämpfte Thompson mit großem Eifer gegen den Faschismus. Damals konnte man fast täglich ihre Beiträge in etwa 150 Zeitungen lesen. In öffentlichen Reden und im Radio warnte sie vor Hitler. Befreundet mit Eleanor Roosevelt, machte sie ihren beträchtlichen Einfluss bei der Einbürgerung deutscher Emigranten wie Fritz Kortner, Thomas Mann und Carl Zuckmayer geltend.

Im Jahr 1946 hielt Dorothy Thompson vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen eine Rede im Namen aller Frauen und Mütter der Welt. Sie beschuldigte die Staatschefs Harry S. Truman, Winston Churchill und Josef Stalin, es sei eine Lüge, wenn sie den Frauen sagten, ihre Männer und Söhne seien dafür gestorben, dass die Welt auf ewige Zeiten Frieden fände. Die Rede vor dem UN-Sicherheitsrat galt als Geburtsstunde der World Organization of Mothers of all Nations (Abk.: W.O.M.A.N.), die noch im selben Jahr auf Anregung von Dorothy Thompson in New York gegründet wurde. Die Mitglieder versuchen, über ideologische und politische Grenzen hinweg durch persönliche Begegnungen und Gespräche Misstrauen abzubauen und zur Verständigung der Völker beizutragen.

Am 30. Januar 1961 starb Dorothy Thompson im Alter von 66 Jahren in Lissabon an Herzversagen. Dort hatte sie die Familie ihres Sohnes Michael besucht.

Ehen

Von 1923 bis 1927 war Dorothy Thompson mit dem ungarischen Journalisten Joseph Bard (1894–1961) verheiratet, von 1928 bis 1942 mit dem Schriftsteller Sinclair Lewis. Aus dieser Ehe ging der 1930 geborene Sohn Michael hervor. 1943 heiratete sie den tschechischen Maler und Bildhauer Maxim Kopf.

Werke (Auswahl)

  • 1928 New Russia
  • 1932 I Saw Hitler!
  • 1938 Anarchy or Organization
  • 1939 Let the Record Speak
  • 1957 The Courage to Be Happy

Literatur

  • Martha Schad, Frauen gegen Hitler. Vergessene Widerstandskämpferinnen im Nationalsozialismus, München 2010
  • Lynn D. Gordon: Why Dorothy Thompson Lost Her Job: Political Columnists and the Press Wars of the 1930s and 1940s, in: History of Education Quarterly, 34. Jahrgang, Nr. 3 (Herbst, 1994), S. 281-303.
  • Kerstin Feller: Dorothy Thompson. Eine Schlüsselfigur der Welt des Exils. In: John Spalek (Hrsg.) (2002). Deutschsprachige Exilliteratur seit 1933. USA. (Bd. 3) Bern/Saur.
  • Susan Hertog: Dangerous Ambition: Rebecca West and Dorothy Thompson: New Women in Search of Love and Power. Ballantine, New York 2011.
  • Peter Kurth: American Cassandra: The Life of Dorothy Thompson, Little Brown & Co (1991), ISBN 0-3165-0724-5.
  • Marion K. Sanders: Dorothy Thompson: a Legend in Her Time. Houghton Mifflin, Boston 1973.
  • Vincent Sheean: Dorothy and Red, 1963 (Sheean über seine Freunde Dorothy Thompson und Sinclair Lewis).

Weblinks

Commons: Dorothy Thompson – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Dorothy Thompson in der Datenbank Find a Grave (englisch)Vorlage:Findagrave/Wartung/Gleiche Kenner im Quelltext und in Wikidata