Enrico Ferri (Kriminologe)
Enrico Ferri (* 25. Februar 1856 in San Benedetto Po; † 12. April 1929 in Rom) war ein italienischer Kriminologe und Politiker. Er bildete neben Cesare Lombroso und Raffaele Garofalo die sogenannte "scuola positiva" ("positive Schule") der italienischen Kriminologie und wurde somit zu einem der Begründer der modernen Kriminologie.
Leben
Ferri war Professor an der Universität Rom und an der Université nouvelle de Bruxelles (Brüssel), außerdem war er von 1886 bis 1919[1]sozialistischer Abgeordneter im italienischen Parlament von. Als einer der führenden italienische Sozialisten nahm er am in London vom 27.-31. Juli 1896 im Londoner Chrystal-Palace stattfindenden 4. Kongress der 2. Internationale teil, den auch Alfred Kerr als Korrespondent deutscher Zeitungen besuchte. Kerr schildert Ferri im Brief vom 9. August 1896 wie folgt: Aus Italien ist der junge Professor Enrico Ferri gekommen, ein intellegenter, schlanker Riese mit lockigem schwarzem Haar, langem Spitzbart und schönen Augen. Er ist die Autorität unter seinen Landsleuten, die mehr oder minder brigantenmäßig aussehen.[2]. Später, 1926, trat er zu den Faschisten Mussolinis über[1].
Er prägte in Anlehnung an die Thesen Lombrosos vom "Verbrechermenschen" ("L'uomo delinquente") den Begriff des sogenannten "geborenen Verbrechers" ("delinquente nato"). Zugleich betonte Enrico Ferri jedoch auch die Wichtigkeit sozialer Faktoren für die kriminalätiologische Forschung. Dennoch befasste er sich in seinem Hauptwerk "Das Verbrechen als sociale Erscheinung" (zuerst 1883) - wie dies ein modernes Verständnis des Titels vermuten lassen könnte - nicht allein mit gesellschaftlichen Kriminalitätsursachen: Ferri verstand unter Kriminalsoziologie eine auch körperliche Merkmale und klimatische Faktoren untersuchende Disziplin. An dieser "weiten" Definition der Kriminalsoziologie durch Ferri orientierte sich unter anderem auch der deutsche Strafrechtler Franz von Liszt.
Werke (Auswahl)
- Socialismus und moderne Wissenschaft , Leipzig 1895
- Das Verbrechen als sociale Erscheinung, Leipzig 1896
- Die revolutionäre Methode, Leipzig 1908
Sekundärliteratur
- Thorsten Sellin, Enrico Ferri, 1856-1929, in: Hermann Mannheim (Hrsg.), Pioneers in Criminology, London 1960, S. 277-299
Weblinks
- Literatur von und über Enrico Ferri im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke (frz.) in der digitalen Buchreihe "Les classiques des sciences sociales"
- SUB Göttingen
- Werke im Projekt Gutenberg (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ a b Alfred Kerr: Wo liegt Berlin? - Briefe aus der Reichshauptstadt, Siedler, 1999, Anmerkungen zum Brief vom 9. August 1896, Seite 689.
- ↑ Alfred Kerr: Wo liegt Berlin? - Briefe aus der Reichshauptstadt, Siedler, 1999, Brief vom 9. August 1896, Seite 189.
Personendaten | |
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NAME | Ferri, Enrico |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Kriminologe und Politiker, Mitglied der Camera dei deputati |
GEBURTSDATUM | 25. Februar 1856 |
GEBURTSORT | San Benedetto Po |
STERBEDATUM | 12. April 1929 |
STERBEORT | Rom |