Obersauer-Stausee

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 26. September 2016 um 20:36 Uhr durch Blech (Diskussion | Beiträge) (Box korrigiert). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Esch-sur-Sûre-Talsperre
Staumauer von Esch-sur-Sûre
Staumauer von Esch-sur-Sûre
Staumauer von Esch-sur-Sûre
Lage Luxemburg
Zuflüsse Sauer und andere
Abfluss Nommern
Größere Orte in der Nähe Esch-sur-Sûre
Esch-sur-Sûre-Talsperre (Luxemburg)
Esch-sur-Sûre-Talsperre (Luxemburg)
Koordinaten 49° 54′ 42″ N, 5° 55′ 22″ OKoordinaten: 49° 54′ 42″ N, 5° 55′ 22″ O
Daten zum Bauwerk
Sperrentyp Bogenstaumauer
Bauzeit 1955–1958
Höhe des Absperrbauwerks 142 m
Höhe über Gewässersohle 43 m
Kronenbreite 1,5 m
Basisbreite 4,5 m
Kraftwerksleistung 15 MW
Betreiber Syndicat des Eaux du Barrage d’Esch-sur-Sûre (SEBES)
Daten zum Stausee
Höhe über Meeresspiegel 47 m
Wasseroberfläche 3,8 km²
Speicherraum 60 m³

Die Esch-sur-Sûre-Talsperre liegt bei Esch-sur-Sûre in Luxemburg. Die Sauer, welche in den Ardennen entspringt, und ihre zahlreichen Zuflüsse liefern jährlich 175 bis 240 Millionen Kubikmeter Wasser.

Das Projekt

Als die natürlichen luxemburgischen Trinkwasserreserven Ende der 1940er Jahre nicht mehr ausreichten, beschloss die Luxemburger Regierung Anfang der 1950er Jahre, auf Oberflächenwasser für die Trinkwassergewinnung zurückzugreifen.

Es bedurfte dazu eines sauberen, ganzjährig fließenden Gewässers, in dessen Umgebung weder größere Städte noch Industrien angesiedelt waren. Das Problem ausreichender Wasserreserven konnte nur durch eine Staumauer gelöst werden, da es in Luxemburg keine großen natürlichen Seen gibt. Das enge Flusstal der Sauer und die felsigen Ufer, die der Staumauer guten und festen Halt geben, bieten gute Voraussetzungen für das Anlegen eines künstlichen Sees.

Die Bauzeit für die 47 Meter hohe Bogenstaumauer betrug knapp drei Jahre, von 1955 bis 1958. Die Wandstärke variiert zwischen 1,5 Metern an der Krone und 4,5 Metern am Fuß der Mauer.

Der Stausee bedeckt bei maximaler Füllung eine Fläche von 3,8 Quadratkilometern und hat ein Fassungsvermögen von 60 Millionen Kubikmetern Wasser. Der See ist bis zu 43 Meter tief.

In dem Tal befanden sich mehrere Mühlen und Gehöfte, deren Bewohner vor dem Bau der Staumauer umgesiedelt werden mussten. Heute können Taucher an diesen Stellen in etwa 30 Metern Tiefe noch die Überreste besuchen.[1]

Um das Seewasser so sauber wie möglich zu halten, errichtete man unterhalb von Pont Misère und unweit der Ortschaft Bavigne Vorstaumauern mit Stauhöhen von 9,6 Metern und 23 Metern. Dort werden Treibholz, Baumstämme und Sandpartikel abgefangen, bevor sie in den See gelangen können.

Die SEBES

SEBES steht für Syndicat des Eaux du Barrage d’Esch-sur-Sûre. Das Syndikat wurde 1962 ins Leben gerufen. Mitglieder sind die vier für die flächendeckende Wasserversorgung des Landes zuständigen Syndikate SES, DEA, SIDERE und SEC sowie die Stadt Luxemburg.

Die Aufgaben des SEBES sind das Aufbereiten des Rohwassers aus dem Stausee Esch-sur-Sûre zu Trinkwasser und die anschließende Einspeisung in die Verteilernetze der verschiedenen Gemeinden. Erst durch den Aufbau der SEBES-Anlagen 1969 war die zentrale Wasserversorgung des Landes möglich. Nun, nach über 35 Jahren, werden rund 80 Prozent der Bevölkerung mit SEBES-Wasser versorgt.

Das Entleeren des Stausees

Der gesamte Stausee wurde in seiner bisherigen Bestandszeit nur zweimal entleert: Das erste Mal 1969, um den Einbau einer festen Rohwasserentnahmeleitung zu ermöglichen, das zweite Mal 1991 zu Reparaturzwecken und zum Aufstellen eines höhenverstellbaren Saugarms (siehe unten) in 140 Metern Entfernung zur Staumauer.

Die Entleerung des Stausees erfolgt nur unter offizieller Absprache mit den Staustufen im Tal, um Hochwasser zu vermeiden. Bei der Entleerung werden die Schleusen der Staumauer maximal 15 Zentimeter geöffnet. Der auftretende Luftsog an der Schleusenöffnung ist gewaltig. Arbeiter müssen sich dort anseilen, um nicht mitgerissen zu werden. Der ganze Prozess dauert dann etwa vier Wochen. Das Wiederauffüllen braucht etwa drei Monate abhängig von der Jahreszeit und den Niederschlagsmengen. Der See wird nicht komplett entleert, er schrumpft auf die ursprüngliche Flussgröße zurück, die im Vergleich zum vollen See, wie ein Rinnsal wirkt. Die Fische, die in dem See schwimmen, müssen dann per Hand eingefangen und in einem künstliches Becken in der Nähe der SEBES-Hallen noteinquartiert werden.

Bei der Entleerung 1991 kamen viele Gegenstände ans Tageslicht, darunter einige Boote, Fahrräder und eine große Menge weggeworfener Haushaltsgeräte. Die nächste vollständige Entleerung des Staubeckens ist für 2020 vorgesehen.

Der höhenverstellbare Saugarm

Der höhenverstellbare 16 Meter lange Saugarm im Stausee von Esch-sur-Sûre war ein Kind der Notwendigkeit. Als die Algenplage des Stausees in den 1980er Jahren rapide zunahm, musste eine Entscheidung getroffen werden. Die fest installierte Rohwasserentnahmeleitung am Fuß der 47 Meter tiefen Staumauer saugte zusehends immer mehr Algen an. So entschied man sich für eine ganz neue Konstruktion:

Ein 22 Meter hoher, höhenverstellbarer Saugarm, der in den verschiedenen Jahreszeiten Rohwasser aus der saubersten Schicht des Staubeckens abpumpen kann. Er wurde während der Entleerung 1991 in einem Abstand von etwa 140 Metern zur Staumauer installiert.

Dort wird das Rohwasser in der Wasserschutzzone 1 entnommen. Der Saugarm sitzt auf einem Gestell, welches mit vier Betonblöcken im Boden verankert ist. Als Baumaterial für das Gestell und des Saugarms wurde rostfreier Stahl verwendet. Von weitem betrachtet hat die Konstruktion, die Entnahmevorrichtung genannt wird, eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Bohrinsel.

Das Wasser wird mit Hilfe von Zentrifugalpumpen in einen Rohwasserbehälter gefördert, der ein Fassungsvolumen von etwa 5000 Kubikmetern besitzt. Der Behälter steht am höchsten Punkt der Aufbereitungsanlage, so durchfließt das Wasser dank der Schwerkraft alle weiteren Stationen der Anlage selbstständig.

Der Durchmesser des Saugarms beträgt 70 Zentimeter; die Förderkapazität beträgt 1200 Liter pro Sekunde.

Wasserkraftwerk

Aufbau der Staumauer und der Krafthäuser mit den Maschinenanlagen

Der hohe Druck des Wassers wird zur Stromproduktion benutzt. In den zwei unteren Schotten der Staumauer wurden zwei Francis-Turbinen mit einer Leistung von jeweils rund 5500 Kilowatt installiert. Auf dem unterhalb der Staumauer gelegenen Flussabschnitt verteilen sich auf einer Länge von viereinhalb Kilometern drei Wehre sowie ein Kompensationswehr. In diesen befinden sich insgesamt sieben Kaplan-Turbinen mit einer Gesamtleistung von 1850 Kilowatt.

Betreiberin der Anlage ist die Aktiengesellschaft SOLER, die jeweils zur Hälfte im Eigentum des Energieversorgers Enovos sowie des Kraftwerksunternehmens Société Électrique de l'Our steht, und die auch für die Wasserkraftwerke in Ettelbrück und Rosport verantwortlich zeichnet.[2]

Weblinks

Commons: Esch-sur-Sûre-Talsperre – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Siehe auch diese Taucherkarte auf einem französischen Freizeitportal. PDF-Datei, 503kB, abgerufen am 2. Juli 2013.
  2. Informationen über SOLER auf der Website der Société Électrique de l'Our, abgerufen am 2. Juli 2013.