Europabrücke (Koblenz)

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B9 Europabrücke Koblenz
Europabrücke Koblenz
B9 Europabrücke Koblenz
Nutzung Bundesstraße
Überführt Bundesstraße 9
Querung von Mosel
Ort Koblenz
Konstruktion Balkenbrücke
Gesamtlänge 400 m
Längste Stützweite 128 m
Baubeginn 1932, 1952, 1972
Fertigstellung 1934, 1954, 1974
Eröffnung 22. April 1934
Planer Franz Dischinger (1934)
Lage
Koordinaten 50° 21′ 52″ N, 7° 35′ 18″ OKoordinaten: 50° 21′ 52″ N, 7° 35′ 18″ O
Europabrücke (Koblenz) (Deutschland)
Europabrücke (Koblenz) (Deutschland)
Straßenkarte Raum Koblenz
4 = Europabrücke
p1

Die Europabrücke überspannt in Koblenz die Mosel. Die Straßenbrücke verbindet im Zuge der B 9 die Innenstadt mit dem Stadtteil Lützel. Der erste Brückenbau stammt aus dem Jahr 1934. Nach Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und folgendem Wiederaufbau wurde sie 1974 mit Anbau einer gleichen zweiten Brücke von vier auf acht Fahrstreifen verbreitert.

Geschichte

Bau der Neuen Moselbrücke

Die historische Balduinbrücke blieb bis in die jüngste Zeit die einzige Verbindung über die Mosel. Mit ihren beiden Fahrbahnen einschließlich der eingleisigen Straßenbahnverbindung mündete sie auf der Lützeler Seite, vor allem aber auf der Koblenzer Seite in enge Altstadtbezirke und Straßen. Sie konnte so auf Dauer dem wachsenden Verkehrsaufkommen nicht mehr genügen. Eine zunehmende Verbreitung der Kraftwagen, aber auch bessere linksrheinische Verkehrswege stellten schließlich die Stadt Koblenz in den 1930er Jahren vor die Frage einer zusätzlichen Überquerung der Mosel durch einen Brückenneubau. Flankiert wurde die anstehende Entscheidung von der planerischen Überlegung, mit dem damaligen Kaiser-Wilhelm-Ring (Friedrich-Ebert-Ring) und dem Kaiserin-Augusta-Ring (Moselring) zugleich eine Umgehung der Kernstadt zu erreichen und die alte Balduinbrücke als innerstädtische Verbindung zu belassen.

Nach zweijähriger Bauzeit war die von Franz Dischinger geplante zweite Moselbrücke fertig. Die Baukosten betrugen 3 Millionen RM. Die Einweihung und die Verkehrsübergabe durch Oberbürgermeister Otto Wittgen erfolgte am 22. April 1934 unter dem Namen Adolf-Hitler-Brücke. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde sie nur noch Neue Moselbrücke genannt.

Konstruktion

Das neue Bauwerk bestand neben der Strombrücke aus einer Rahmenbrücke am linken und einem Erddamm am rechten Moselufer. Die insgesamt 18,2 m breite Brücke wies beidseitig für die Gehwege 3,0 m und für die Fahrbahn 12,0 m Breite auf. Die Mosel wurde mit drei Öffnungen schiefwinkelig zur Flussachse überspannt. Das Bauwerkssystem in Längsrichtung war eine Dreigelenkbogenbrücke aus Stahlbeton. Die lichten Weiten zwischen den Pfeilern betrugen 100,00 m, 105,63 m und 118,66 m, womit das Bauwerk zu den am weitesten spannenden Betonbogenbrücken in Deutschland gehörte. Die Bögen zeichneten sich bei einem Pfeilverhältnis (Verhältnis Pfeilhöhe zu Stützweite) von bis zu 13,18 durch eine sehr große Flachheit aus. Die unteren Bogengelenke waren auf aus den Widerlagern zirka 5 m auskragenden Gewölbehälsen gelagert. Jede Brückenöffnung wurde mit zwei nebeneinander, im lichten Abstand von 1,9 m angeordneten Bögen überspannt. Diese hatten einen zweizelligen, 6,6 m breiten Hohlquerschnitt mit einer maximalen Höhe von 2,57 m. Ungefähr auf die Hälfte der Bogenlänge war die Fahrbahn im Abstand von 4,3 m aufgeständert. Gegründet wurden die Brückenpfeiler mit Senkkästen in einer Tiefe von maximal 8,0 m unter der Flusssohle. Rund 20.000 m³ Beton und 1.450 t Bewehrungseisen wurden verbaut.[1]

Wiederaufbau

Wie alle Koblenzer Brücken wurde auch die Neue Moselbrücke am 7. März 1945 von deutschen Truppen gesprengt. Die Kriegszerstörungen waren sehr groß. Im Frühjahr 1949 war die Balduinbrücke wieder hergestellt und passierbar. Bereits am 1. August 1952 konnte mit dem Wiederaufbau der zweiten Moselbrücke begonnen werden, der nach zweijähriger Bauzeit abgeschlossen werden konnte.[2] Die Kosten für den Wiederaufbau trugen das Land und der Bund zu je fast gleichen Teilen. Als Brückenkonstruktion wurde eine vorgespannte Balkenbrücke mit variabler Konstruktionshöhe gewählt. Die Herstellung erfolgte im Freivorbau. Die Pfeiler wurden auf den Fundamenten der Vorgängerbrücke gegründet, woraus sich Stützweiten von 101,47 m, 113,90 m und 122,85 m ergaben. In Feldmitte sind Gelenkfugen angeordnet.

Anbau einer gleichen Brücke

Im Jahre 1965 war für die Neue Moselbrücke ein Verkehrsaufkommen von zirka 37.000 Pkw pro Tag festgestellt worden. Nach endgültiger Fertigstellung der B 9 rechnete man mit einem Aufkommen von zirka 65.000 Pkw. Aufgrund dieser zu erwartenden Entwicklung beschloss der Stadtrat bereits 1967 im Zusammenhang mit der Neuplanung der Verkehrsknoten nördlich und südlich der Brücke auch die Planung für die Verbreiterung der Brücke von vier auf acht Fahrstreifen. Vorausgehend folgte Ende der 1960er Jahre der großzügige, kreuzungsfreie Ausbau der Brückenköpfe Langemarckplatz und Saarplatz.

Die Grundsteinlegung zur Verbreiterung der Neuen Moselbrücke fand am 9. November 1972 auf der Lützeler Seite statt. Die Dokumentenkapsel wurde in den Trennpfeiler eingelassen. Sie ist eingefasst von zwei Basalt-Ecksteinen der historischen Balduinbrücke. Auch auf der Koblenzer Seite wurde am Brückenkopf, am östlichen Treppenabgang zum Moselufer, der alte Brückenstein wieder aufgestellt. Die Inschrift weist die Jahreszahlen der Erbauung (1932–1934), der Zerstörung (1945), des Wiederaufbaus (1952–1954) und der Verbreiterung der Brücke (1972–1974) aus. Die Verkehrsfreigabe der verbreiterten Neuen Moselbrücke erfolgte am 17. Dezember 1974. Die Kosten für die Erweiterung beliefen sich auf ca. 30 Millionen Mark, wovon die Stadt 13 Millionen übernahm.

Die zweite Brücke wurde auf der östlichen Seite der bestehenden Brücke in gleicher Form angebaut. Der Erweiterungsbau weist Stützweiten von 105 m, 112 m und 128 m auf und besitzt keine Gelenkfugen. Die Länge der Brücke beträgt mit den Widerlagern zirka 400 m, 180 m folgen als Parallelbalkenbrücke im Lützeler Vorderlandbereich mit Abzweigung von zirka 80 m in Fahrtrichtung Metternich (B 416). Die acht Fahrstreifen haben eine Breite von je 3,25 m und die Gehwege auf beiden Seiten je 2,50 m. Die Gesamtbreite der Neuen Moselbrücke misst heute 37,60 m.

Am spürbarsten entlastet die Brücke den innerstädtischen Verkehr. Daneben ist sie auch für den überregionalen Verkehr von Bedeutung, da sich in Koblenz sieben Bundesstraßen treffen und der Moselübergang im Zuge der B 9 ein besonderer Engpass war.

Bereits 1990 folgte die Fertigstellung einer dritten Moselbrücke, der Kurt-Schumacher-Brücke zwischen Metternich und Moselweiß, da das Verkehrsaufkommen auf der Neuen Moselbrücke inzwischen zu hoch geworden war.

Umbenennung in Europabrücke

Am 7. Oktober 1991 wurde die Brücke, nach Vorschlag des Koblenzer Stadtrates und mit Zustimmung des Bundesverkehrsministeriums als verantwortliche Behörde für die deutschen Bundesstraßen, auf den Namen Europabrücke getauft. Seit ihrem Wiederaufbau 1952 trug sie nur den schlichten Namen Neue Moselbrücke. Dieser Name war mit dem Bau einer weiteren neueren Moselbrücke, der Kurt-Schumacher-Brücke, nicht mehr adäquat. Ursprünglich sollte die Südbrücke in Koblenz 1974 schon den Namen Europabrücke erhalten, die Landesregierung stimmte damals dieser Namensgebung jedoch nicht zu.

Brückenschäden

Bauarbeiten auf der Europabrücke wegen Brückenschäden 02/2011

Bei Untersuchungen im Jahr 2009 sind bei dem älteren Teil der Europabrücke schwere Brückenschäden entdeckt worden. Aufgrund der hohen Belastung, täglich überqueren 100.000 Fahrzeuge die Brücke, und der fortschreitenden Schädigung mussten im März 2010 Teile der westlichen stadteinwärts führenden Teilbrücke für den Verkehr gesperrt werden, um weitere Schäden im Beton zu verhindern. Aus diesem Grund wurde auch das Tempolimit von vormals 70 km/h auf nunmehr 50 km/h herabgesetzt.[3]

Bei Untersuchungen im April 2010 an der Brücke auf der Oberstrom-Seite wurden bedingt durch den harten Winter weitere gravierende Schäden festgestellt. Die zuständige Verwaltung hat beschlossen, die Brücke für den kompletten Schwerverkehr mit einem zulässigen Gesamtgewicht über 3,5 Tonnen in Fahrtrichtung stadteinwärts zu sperren. Diese Sperrung ist Ende Mai 2010 in Kraft getreten.[4]

Im August 2010 wurde mit umfangreichen Sanierungsarbeiten an der stadteinwärts führenden Brücke begonnen. Das Tempolimit wurde weiter auf 30 km/h und die Breite der beiden Fahrspuren auf ein Minimum reduziert. Im Dezember 2010 wurde bekannt, dass immer größere Schäden an diesem Brückenteil festgestellt wurden. Grund für die Schäden ist nicht nur der Frost: Die Verwendung von Spannbeton war in den 1950er Jahren noch neu und die Konstrukteure konnten damals nicht ahnen, welches Verkehrsaufkommen die Brücke einmal tragen würde. Die Verkehrsbelastung musste deswegen weiter deutlich reduziert werden.[5] Vom 17. Dezember 2010 bis Mitte Januar 2011 wurde der Verkehr stadteinwärts daher auch über die andere stadtauswärts führende Brückenhälfte geleitet. Somit standen in beiden Richtungen nur noch insgesamt vier Spuren zur Verfügung, was die Verkehrssituation in Koblenz dramatisch verschlimmerte.[6]

Die Sanierungen an der Hauptschlagader des Verkehrs in Koblenz wurde am 29. März 2011 abgeschlossen, kurz vor Beginn der Bundesgartenschau 2011. Allerdings blieb auch danach noch die Teilbrücke für LKW und Busse über 3,5 Tonnen gesperrt.[7] Am 8. Mai 2012 erhielt die Vorlandbrücke auf der stadteinwärts führenden Brückenseite in Lützel neue Hilfsstützen in Form von Stahlträgern. Dieser noch aus den 1930er Jahren stammende Teil der Brücke wurde somit vorübergehend stabilisiert, eine völlige Erneuerung war jedoch nicht zu umgehen und wurde im Juni 2016 abgeschlossen.[8] Der restliche Teil der Brückenhälfte stadteinwärts soll anschließend zusätzlich verstärkt werden um den heutigen Verkehrsbelastungen gewachsen zu sein.[9]

Am 3. Dezember 2012 wurde das Fahrverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen für einen Testzeitraum von 3 Monaten aufgehoben. Man möchte mit realen Messungen die Belastung der Brücke ermitteln, um mit den daraus ermittelten Daten das weitere Vorgehen zu planen.[10] Seit dem 5. März 2013 ist das Fahrverbot für Fahrzeuge über 3,5 Tonnen wieder in Kraft getreten. Man habe während des Testzeitraums "etwa 100 Millionen Einzeldaten" erfasst.[11]

Siehe auch

Literatur

  • Koblenz Stadt der Brücken. Dokumentation zur Einweihung der Koblenzer Balduinbrücke. Koblenz: Stadt Koblenz 1975 (Dokumentationen der Stadt Koblenz, 4).
  • Hans Bellinghausen, Ernst Bitzegeio, Ulrich Finsterwalder: Neue Moselbrücke Koblenz. Festschrift zur Einweihung und Verkehrsübergabe der Neuen Moselbrücke Koblenz am 24. Juli 1954 (erweiterter Sonderdruck aus Der Bauingenieur, Jahrgang 29, 1954, Heft 8), Springer-Verlag, Berlin/ Heidelberg 1954, ISBN 3-540-01833-6 (online)
  • Adolf Hitler-Brücke, Koblenz. Zweite feste Straßenbrücke über die Mosel. Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin 1934.

Weblinks

Commons: Europabrücke Koblenz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Alfred Mehmel: Die Adolf-Hitler-Brücke über die Mosel bei Koblenz. in:Der Bauingenieur. 15. Jahrgang, 1934, S. 384–389.
  2. Vgl. Hans Bellinghausen: Koblenzer Rhein- und Moselbrücken in Vergangenheit und Gegenwart. In: Neue Moselbrücke Koblenz, S. 14. Bellinghausen gibt eine dreijährige Bauzeit an mit der Begründung, dass der Mangel an Stahl diese um 18 Monate verzögert hätte.
  3. Neue Schäden an Europabrücke in: Rhein-Zeitung, 26. Februar 2010.
  4. Sperrung der Europabrücke für den Schwerverkehr stadteinwärts in: koblenz-baut.de
  5. Europabrücke: Es ist viel schlimmer als gedacht in: Rhein-Zeitung, 14. Dezember 2010.
  6. Koblenzer Europabrücke: Noch eine Spur weniger in: Rhein-Zeitung, 15. Dezember 2010.
  7. Auch nach Sanierung: Europabrücke bleibt für Busse zur Buga gesperrt in: Rhein-Zeitung, 17. Februar 2011.
  8. B9 in Koblenz: Europabrücke endlich wieder frei | Koblenz | Nachrichten. Abgerufen am 14. Juli 2016 (deutsch).
  9. Europabrücke wackelt: Neuer Stützpfeiler in: Rhein-Zeitung, 9. Mai 2012.
  10. Ab Montag rollen wieder Lkw über die Europabrücke - zu Testzwecken in: Rhein-Zeitung, 1. Dezember 2012.
  11. Messphase beendet: Ab Sonntag ist Europabrücke wieder für Laster gesperrt in: Rhein-Zeitung, 5. März 2013.