Europäisches Hochschulinstitut
Das Europäische Hochschulinstitut (englisch: European University Institute, EUI; italienisch: Istituto Universitario Europeo, IUE) ist eine Forschungseinrichtung in Florenz und Fiesole. Es ist der Ausbildung von Doktoranden, Masterstudierenden (Insbesondere der Master of Laws ist hierbei als eigenes Programm ausgestaltet) und der Forschung in den Wirtschafts-, Geschichts-, Rechts-, Politik- und Sozialwissenschaften gewidmet.
Entstehung
Nachdem Pläne für eine europäische Universität, die aus der Anfangszeit der Europäischen Gemeinschaft stammten, verworfen worden waren, einigten sich die Bildungsminister der EG-Mitgliedstaaten 1971 auf die Schaffung eines europäischen Hochschulinstituts anstelle einer Volluniversität. 1972 unterzeichneten alle sechs damaligen EG-Mitgliedstaaten eine Konvention zur Gründung des Hochschulinstituts in Florenz. Der Lehr- und Forschungsbetrieb wurde 1976 aufgenommen. Die meisten der heutigen EU-Mitgliedstaaten beteiligen sich am Institut.
Ausrichtung
Die Fakultäten des Instituts decken das folgende Fächerspektrum ab: Volkswirtschaftslehre, Geschichte, Politikwissenschaften, Rechtswissenschaften und Sozialwissenschaften. In allen diesen Fächern wird ein etwa vierjähriges Doktoratsstudium mit Abschluss Ph.D. angeboten, im Fach Rechtswissenschaften seit 1984 auch ein einjähriges Master-Studium. Grundsätzlich werden nur Postgraduierte zugelassen. Das Doktoratsprogramm in Volkswirtschaftslehre ist ein Kooperationspartner im European Doctoral Program in Quantitative Economics. Mitunter wird europäischen Fragen eine besondere Stellung in den Programmen eingeräumt. Doktoranden und Postdoktoranden aus Staaten der EU haben Zugang zu einer Vielzahl von Stipendien. Die Lehrenden werden vorwiegend aus (ganz) Europa rekrutiert. Trotz seiner Lage auf einem Hügel außerhalb von Florenz in der italienischen Region Toskana ist das Hochschulinstitut als internationale Organisation staatenunabhängig und daher nicht als italienische Universität anzusehen.
Aufbau
Das Hochschulinstitut besteht aus Fakultäten für die oben genannten Disziplinen, dem interdisziplinären Robert-Schuman-Zentrum sowie einer Bibliothek. Professor Renaud Dehousse hält heute das Amt des Präsidenten. Der deutsche Politiker Werner Maihofer war zweiter Präsident des EHI.
Historisches Archiv der Europäischen Union, Florenz
Das Historische Archiv der Europäischen Union (HAEU) sichert das Archivgut der europäischen Institutionen auf Dauer und macht es gemäß der in Europa geltenden 30 Jahresfrist nutzbar. Das HAEU wurde gemäß der Entscheidung Nr. 359/83 der Europäischen Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), der von Euratom und der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft erlassenen Verordnung Nr. 354/83 und der Verordnung Nr. 1700/2003 des Ministerrates der Europäischen Gemeinschaften und von Euratom mit der Aufgabe gegründet, das Aktengut dieser Institutionen öffentlich zugänglich zu machen. Ein 1984 geschlossenes Abkommen zwischen der Kommission der Europäischen Gemeinschaften und dem Europäischen Hochschulinstitut (EHI) führte zur Gründung des HAEU, welches vom EHI verwaltet wird. Es öffnete 1986 seine Türen.
Zu den Aufgaben des Historischen Archivs der Europäischen Union gehört auch die Sammlung des Schriftguts von Persönlichkeiten, Bewegungen und internationalen Organisationen, die eine wichtige Rolle im europäischen Integrationsprozess eingenommen haben. Es bewahrt mehr als 150 Deposita auf, verfügt über eine Fachsammlung von Büchern und gedruckter Literatur und hat eine umfangreiche Sammlung von Zeitzeugeninterviews (‚oral history‘). Das HAEU fördert die Forschung zur Geschichte der Europäischen Union und des Integrationsprozesses und unterstützt Transparenz und Öffentlichkeitsarbeit der europäischen Institutionen.
Bekannte Persönlichkeiten
- Giuliano Amato, ehemaliger Ministerpräsident Italiens
- Armin von Bogdandy, Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht
- Gráinne de Búrca, Professor an der Harvard Law School
- Colin Crouch, britischer Politikwissenschaftler und Soziologe
- Donatella della Porta, Politikwissenschaftlerin
- Renaud Dehousse, Professor an der Sciences Po Paris
- Klaus Eder, Professor an der Humboldt-Universität Berlin
- Stefan Grundmann, Professor an der Humboldt-Universität zu Berlin
- Klaus Hopt, Direktor des Max-Planck-Instituts für ausländisches und internationales Privatrecht
- Mattias Kumm, Professor an der New York University und am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung
- Miguel Poiares Maduro, ehemaliger Generalanwalt am Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften und portugiesischer Minister
- Gunther Teubner, emeritierter Professor an der Universität Frankfurt
- Neil Walker, Professor an der University of Edinburgh
- Joseph H. H. Weiler, Professor an der New York University
- Bruno de Witte, Professor am Robert Schuman Centre for Advanced Studies
- Joachim Wuermeling, ehem. Mitglied des Europäischen Parlaments
- Jacques Ziller, Professor an der Università degli Studi di Pavia
Literatur
- Kai P. Purnhagen: „Eine wahrhaft internationale Universität“, JuS Magazin, 5/2008, S. 16.
Weblinks
- Offizielle Website
- Simon Hix: A Global Ranking of Political Science Departments (PDF-Datei; 106 kB)