Europäisches Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage

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ECMWF-Gebäude in Reading

Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW, englisch European Centre for Medium-Range Weather Forecasts, ECMWF) ist eine internationale Organisation mit Sitz in Reading, England, die 1975 gegründet wurde und von 21 Mitgliedstaaten unterstützt wird: Belgien, Dänemark, Deutschland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Norwegen, Niederlande, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Serbien, Slowenien, Spanien, Türkei und Vereinigtes Königreich.

Zusammenarbeitsstaaten sind Bulgarien, Kroatien, Tschechische Republik, Estland, Mazedonien, Ungarn, Israel, Lettland, Litauen, Montenegro, Marokko, Rumänien und Slowakei.

Ziele

Die wichtigsten Ziele des Zentrums sind (Art. 2 des Übereinkommens):

  • die Entwicklung dynamischer Modelle der Atmosphäre zur Erarbeitung mittelfristiger Wettervorhersagen mit Hilfe numerischer Methoden
  • die regelmäßige Erstellung der für die Erarbeitung mittelfristiger Wettervorhersagen notwendigen Daten
  • wissenschaftliche und technische Forschung zur Verbesserung der Qualität dieser Vorhersagen
  • die Sammlung und Archivierung zweckdienlicher meteorologischer Daten

Zur wichtigsten Aufgabe gehört die Berechnung von zwei Mal täglichen, mittelfristigen, globalen Wettervorhersagen auf Basis physikalischer Modelle. Die deterministischen Prognosen des IFS-Modells werden für 10 Tage im Voraus berechnet.[1] Die Modellauflösung liegt zurzeit bei ca. 16 km. Darüber hinaus hat das Zentrum als eine der ersten Organisationen im Jahr 1992 Ensembleberechnungen eingeführt.[2] Durch die mehrfache Berechnung des Vorhersagemodells mit leicht veränderten Anfangsbedingungen können so Aussagen über die Eintreffwahrscheinlichkeit getroffen werden. Das atmosphärische Ensemblemodell des ECMWF rechnet zurzeit bis 15 Tage im Voraus.

Weitere wichtige Rechenmodelle des Zentrums sind das ECMWF Monthly Forecasting system,[3] das EUROSIP multi-model seasonal forecasting system[4] und die ERA-Interim global atmospheric reanalysis,[5] sowie die beiden ozeanographischen Produkte System 3 Ocean Analysis,[6] das auch für die saisonelle Vorhersage verwendet wird,[7] und WAM (Wave Model)[8] für die Dünungssimulation. Die ECMWF-Modelle laufen seit 2006 auf einem dualen IBM Cluster (155 p5-575+) mit etwa 5.000 Skalar-CPUs bei 38 TFLOPS, der im Rechenzentrum Shinfield Park in Reading läuft.[9] Davor war eine Cray 1A, dann eine Fujitsu VPP 700, eine VPP 5000 und seit 2002 2 IBM Cluster 1600 in Betrieb.

Bekannte Forschungsergebnisse

Durch Auswertung von Daten des Zentrums entdeckten Yong Zhu und Reginald E. Newell vom Massachusetts Institute of Technology 1998 die atmosphärischen Flüsse, die für den Transport von ca. 90 Prozent der Feuchtigkeit aus den Äquatorrialregionen in die mittleren Breiten verantwortlich sind.[10] Diese Entdeckung ist auch die Grundlage für das Arkstorm-Szenario der United States Geological Survey.[11]

Literatur

  • Austin Woods: Medium-Range Weather Prediction: The European Approach. The Story of the European Centre for Medium-Range Weather Forecasts. Springer, New York 2006, ISBN 0-387-26928-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. IFS Documentation
  2. Ensemble Prediction System
  3. The ECMWF Monthly Forecasting System: Documentation
  4. The EUROSIP multi-model seasonal forecasting system
  5. ERA Project
  6. Ocean Analysis Documentation
  7. Seasonal Forecast User Guide (System 3)
  8. Ocean waves at ECMWF (pdf; 1,2 MB)
  9. ECMWF Supercomputer History
  10. Yong Zhu und Reginald E. Newell (1998) A proposed algorithm for moisture fluxes from atmospheric rivers. Monthly Weather Review, 126, 725–735.
  11. Zusammenfassung des ArkStorm-Szenarios des U.S. Geological Survey aus: Keith Porter, Anne Wein, Charles Alpers, Allan Baez, Patrick Barnard, James Carter, Alessandra Corsi, James Costner, Dale Cox, Tapash Das, Michael Dettinger, James Done, Charles Eadie, Marcia Eymann, Justin Ferris, Prasad Gunturi, Mimi Hughes, Robert Jarrett, Laurie Johnson, Hanh Dam Le-Griffin, David Mitchell, Suzette Morman, Paul Neiman, Anna Olsen, Suzanne Perry, Geoffrey Plumlee, Martin Ralph, David Reynolds, Adam Rose, Kathleen Schaefer, Julie Serakos, William Siembieda, Jonathan Stock, David Strong, Ian Sue Wing, Alex Tang, Pete Thomas, Ken Topping, unter der Leitung von Chris Wills und Lucile Jones; Projektmanager Dale Cox (201) Overview of the ARkStorm scenario: U.S. Geological Survey Open-File Report 2010-1312, 183 Seiten zuzüglich Anhängen