Filomeno da Câmara de Melo Cabral

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Filomeno da Câmara de Melo Cabral (* 10. Februar 1873 in Ponta Delgada, Azoren, Portugal; † 27. Januar 1934 in Lissabon) war ein portugiesischer Offizier, Kolonialverwalter und Politiker.

Familie

Filomeno da Câmara de Melo Cabral war der Sohn von Filomeno da Câmara Velho de Melo Cabral, Arzt und späterer Dekan der Universität in Coimbra, und Maria Ana da Mota Gama Portocarrero. Er hatte zwei Schwestern. Filomeno war zweimal verheiratet; in erster Ehe mit Maria Amália Correia Possolo Gama Noronha. Aus dieser Ehe ging der Sohn Filomeno de Noronha Melo Cabral da Camara hervor. Aus der zweiten Ehe mit Elvira Adelaide de Bolhões Maldonado entstammt die Tochter Maria Augusta da Câmara Gomes.[1]

Leben

Im November 1890 trat er in die Marine ein. 1895 wurde Cabral Leutnant und auf verschiedene Posten in den Kolonien Portugals entsandt. 1902 wurde er zum Oberleutnant befördert.

Rebellion von Manufahi 1911 bis 1912

1910 wurde Cabral als erster von der Republik als Gouverneur von Portugiesisch-Timor entsandt. 1911 traf er in der Kolonie ein. In seine Amtszeit fällt der größte Aufstand der Timoresen gegen die portugiesischen Kolonialherren, die Rebellion von Manufahi unter Führung von Boaventura. Cabral führte den Feldzug gegen Boaventura und konnte ihn schließlich gefangennehmen. Im August 1912 wurde der Ausnahmezustand für die Kolonie wieder aufgehoben. Während des Krieges kam es zum Massaker am Berg Leolaco, bei dem die portugiesischen Truppen 3.000 eingekesselte Timoresen umbrachten, darunter Frauen und Kinder. Insgesamt schätzt man, dass infolge der Rebellion von Manufahi 15.000 bis 25.000 Menschen den Tod fanden. Es war der erste derartige Vorfall in der portugiesischen Kolonialgeschichte, weitere solche Massaker folgten in den portugiesischen Kolonien in Afrika. 1913 übernahm amtsführend Gonçalo Pereira Pimenta de Castro den Posten als Gouverneur, bis Cabral den Posten 1914 wieder antrat. Aufgrund des Ersten Weltkriegs blieb er bis 1917 im Amt. Zu Beginn war Portugal neutral. Als im August 1914 vor der Ostspitze Timors der deutsche Kreuzer Emden auftauchte, reagierte Cabral ziemlich angriffslustig. Er ließ den Chef des Postens von Tutuala an Bord der Emden gehen und wies das Schiff an, dass es sofort die portugiesischen Gewässer zu verlassen habe. Zu Kampfhandlungen in der Kolonie kam es auch nach Kriegseintritt Portugals 1916 auf Seiten der Entente nicht.

Cabral prägte die Kolonie mit seinen Reformen bis in die 1940er Jahre hinein.[2] Die Macht der Liurais (timoresische Kleinkönige) versuchte er zu umgehen, indem er nun die Sucos als erste koloniale Verwaltungsebene einsetzte, vorbei an den traditionellen Herrschern.[3] Zudem wurde eine Ebene darüber auch die zivile Verwaltung auf die 15 Militärkommandanturen aufgeteilt und die Liurais den Militärkommandanten unterstellt. 1915 wurde Cabral zuerst zum Kapitänleutnant (capitão-tenente), 1917 zum Fregattenkapitän (capitão-de-fragata) befördert. 1918/1919 war er Generalgouverneur der portugiesischen Kolonie Angola.[4][5]

In den folgenden Jahren wurde die portugiesische Republik immer instabiler. Cabral schloss sich dem konservativen Flügel der Republikaner an. Er war einer der Anführer des Cruzada Nuno Álvares und spielte eine wichtige Rolle beim gescheiterten Putschversuch von Teilen der Armee am 18. April 1925. Vor dem Militärgericht wurden sie überraschenderweise freigesprochen. Ihr Verteidiger hatte argumentiert:

„Diese Offiziere sind schuldig, aber sie verdienen keine Strafe. Das Vaterland ist todkrank, sie haben es nur retten wollen.[2]

Im gleichen Jahr wurde Cabral Abgeordneter für Ponta Delgada für die Partido Nacional Republicano.

Am 28. Mai 1926 nahm Cabral am Staatsstreich teil, der der ersten Republik Portugals ein Ende setzte und den Weg in die Diktatur des Estado Novo bereitete. Er gehörte zu den Konservativen unter General Sinel de Cordes. Vom 19. Juni 1926 bis zum 9. Juli 1926 war Cabral Finanzminister der provisorischen Regierung unter General Gomes da Costa.[6]

1929 wurde er zum Kapitän (capitão-de-mar-e-guerra) befördert. Im selben Jahr versuchte er gegen die Ditadura Nacional zu putschen, um die autoritären Strukturen zu verstärken nach dem Vorbild der europäischen Rechten. Dabei war er von den Putschisten für das Amt des diktatorischen Staatschef vorgesehen. Der Putsch misslang, wonach Cabral ins Exil geschickt. Er wurde als Hochkommissar erneut für die Kolonie Angola verantwortlich.[7] Sein Regierungsstil war allerdings so autoritär, dass er auch in Angola einen Aufstand auslöste und daher wieder abgesetzt wurde.[8]

1931 kehrte er in den aktiven Dienst in der Marine zurück und erhielt den Rang eines Kommodore.

Auszeichnungen

Cabral war Träger des Turm- und Schwertordens, Ordensritter von Avis und des Christusordens. In den 1930er Jahren wurde der Ort Same von den Portugiesen in Vila Filomeno da Câmara umbenannt. Doch der Name setzte sich nicht durch und einige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte man zum alten Namen zurück.[9]

Einzelnachweise

  1. geneall.net
  2. a b Monika Schlicher: Portugal in Osttimor. Eine kritische Untersuchung zur portugiesischen Kolonialgeschichte in Osttimor 1850 bis 1912. Abera, Hamburg 1996, ISBN 3-931567-08-7, (Abera Network Asia-Pacific 4), (Zugleich: Heidelberg, Univ., Diss, 1994).
  3. CAVR-Report von 2005: Part 3: The History of the Conflict (PDF; 1,3 MB)
  4. ANGOLA DO OUTRO LADO DO TEMPO...
  5. Fernando Augusto de Figueiredo: Timor. A presença portuguesa (1769-1945), Universidade do Porto, 2004 (portugiesisch, PDF; 69,4 MB).
  6. Portugiesisches Finanzministerium
  7. World Statesmen
  8. Finanzministerium Portugals (Memento vom 28. September 2007 im Internet Archive) (PDF; 215 kB)
  9. Geoffrey Hull: The placenames of East Timor, in: Placenames Australia (ANPS): Newsletter of the Australian National Placenames Survey, Juni 2006, S. 6 & 7, abgerufen am 28. September 2014.
VorgängerAmtNachfolger
José Carrazeda de Sousa Caldas Vianna e AndradeGouverneur von Portugiesisch-Timor
1911–1913
Gonçalo Pereira Pimenta de Castro
Gonçalo Pereira Pimenta de CastroGouverneur von Portugiesisch-Timor
1914–1917
César de Abreu