Flora Jacobs

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Flora Jacobs, später Schrijver oder auch Schrijver-Jacobs (* 14. Juni 1923 in Nimwegen;[1]22. April 2013[2]) war eine niederländische jüdische Musikerin und Holocaustüberlebende.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Flora Jacobs, ihr Vater Benjamin spielte Bass und Trompete in einem Orchester, hatte als junge Musikstudentin Klavierunterricht erhalten. Zusätzlich erhielt sie eine Ausbildung auf dem Akkordeon.

Im Februar 1943 wurde die Familie Jacobs aus Westerbork nach Sobibor deportiert. Jacobs kam später mit ihren Eltern nach Auschwitz, wo beide Elternteile starben. Ihre Schwester Rebecca blieb in Sobibor und wurde dort ermordet. Nachdem hier die privilegierte Stellung des Mädchenorchesters von Auschwitz immer mehr bekannt geworden war, meldete sich Jacobs für das Klavierspielen im Orchester an, erhielt dann aber den Hinweis, dass sich ca. 150 Frauen für das Klavier gemeldet hätten und, ob sie nicht ein anderes Instrument spielen würde. Sie konnte Akkordeon spielen und wurde mit diesem Instrument in das Orchester aufgenommen.[3] Bis zur Auflösung im Oktober 1944 blieb sie im Orchester. Anschließend musizierten ehemalige Mitglieder des Mädchenorchesters, u. a. auch Jacobs, am Weihnachtsabend 1944 in der Villa des Lagerkommandanten der KZs, Josef Kramer. Nach der Auflösung des Orchesters war Jacobs so verzweifelt, dass sie sich freiwillig zur Zwangsarbeit melden wollte, was ihren Tod bedeutet hätte. Sie begegnete aber Kramer, der sie wiedererkannte und zur Kapo machte.[4] Später kam sie – wie die anderen jüdischen ehemaligen Mitglieder des Mädchenorchesters – bis zur Befreiung Mitte April 1945 ins Konzentrationslager Bergen-Belsen.[1] Hier wurde sie durch Josef Kramer, welcher jetzt Lagerkommandant des KZs Bergen-Belsen war, als Babysitterin für seine Kinder eingesetzt.[5][6][7] Zusätzlich musste sie gemeinsam mit der Geigerin Lily Máthé am Wochenende im Haus von Kramer Konzerte geben.[7]

Jacobs ging nach dem Krieg zurück in die Niederlande und heiratete 1947 den Verlobten ihrer ermordeten Schwester, Appie Schrijver.[8]

1994 erschienen ihre Memoiren unter dem Titel Het meisje met de accordeon (Das Mädchen mit dem Akkordeon) von Mirjam Verheijen.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Gabriele Knapp: Das Frauenorchester in Auschwitz–musikalische Zwangsarbeit und ihre Bewältigung. Von Bockel, 1996, diverse Seiten.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b Holocaust Survivors and Victims Database -- Flora Schrijver. Abgerufen am 21. Juli 2021.
  2. Laatste eer: overleden in 2013. BN/De Stem, 2013, abgerufen am 21. Juli 2021.
  3. Susan Eischeid: The Truth about Fania Fénelon and the Women’s Orchestra of Auschwitz-Birkenau. Springer, 2016, ISBN 978-3-319-31038-1, S. 6 (google.com [abgerufen am 21. Juli 2021]).
  4. Gabriele Knapp: Das Frauenorchester in Auschwitz: musikalische Zwangsarbeit und ihre Bewältigung. von Bockel, 1996, ISBN 978-3-928770-71-2, S. 107 (google.com [abgerufen am 21. Juli 2021]).
  5. Susan Eischeid: The Truth about Fania Fénelon and the Women’s Orchestra of Auschwitz-Birkenau. Springer, 2016, ISBN 978-3-319-31038-1, S. 49 (google.com [abgerufen am 21. Juli 2021]).
  6. Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaft Internationales Symposium: Form follows function: Zwischen Musik, Form und Funktion : Beiträge zum 18. internationalen studentischen Symposium des DVSM (Dachverband der Studierenden der Musikwissenschaft) in Hamburg 2003. von Bockel, 2005, ISBN 978-3-932696-59-6, S. 189 (google.com [abgerufen am 21. Juli 2021]).
  7. a b Gabriele Knapp: Das Frauenorchester in Auschwitz: musikalische Zwangsarbeit und ihre Bewältigung. von Bockel, 1996, ISBN 978-3-928770-71-2, S. 108 (google.com [abgerufen am 21. Juli 2021]).
  8. Concentratiekamp overleefd dankzij accordeon. Abgerufen am 21. Juli 2021 (niederländisch).