Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie

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Fraunhofer-Institut für
Zelltherapie und Immunologie
Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie
Standort in Leipzig
Kategorie: Forschungseinrichtung
Träger: Fraunhofer-Gesellschaft
Rechtsform des Trägers: Eingetragener Verein
Sitz des Trägers: München
Mitgliedschaft: Verbund Life Sciences
Standort der Einrichtung: Leipzig (Perlickstraße 1)
Außenstellen: Rostock (Schillingallee 68), Halle (Saale) (Weinbergweg 22), Potsdam-Golm (Am Mühlenberg 13)
Art der Forschung: Angewandte Forschung
Fächer: Naturwissenschaften
Fachgebiete: Biologie, Immunologie, Biotechnologie, Regenerative Medizin
Grundfinanzierung: Bund (90 %), Länder (10 %)
Leitung: Frank Emmrich
Mitarbeiter: 550 (Stand Januar 2016)
Homepage: www.izi.fraunhofer.de

Das Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie (IZI) ist ein Forschungsinstitut der Fraunhofer-Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V. (FhG). Das Institut erforscht und entwickelt spezielle Problemlösungen an den Schnittstellen von Medizin, Biowissenschaften und Ingenieurswissenschaften. Eine der Hauptaufgaben besteht dabei in der Auftragsforschung für biotechnologische, pharmazeutische und medizintechnische Unternehmen, Kliniken, Diagnostische Labore sowie Forschungseinrichtungen. Innerhalb der Bereiche Wirkstoffe, Zelltherapie, Diagnostik und Biobanken entwickelt, optimiert und validiert das Fraunhofer IZI Verfahren und Materialien. Im Forschungsmittelpunkt stehen dabei die Indikationsbereiche Onkologie, Neuropathologie, autoimmune und entzündliche Erkrankungen sowie Infektionskrankheiten und Regenerative Medizin. Das Institut ist kliniknah orientiert und übernimmt Qualitätsprüfungen sowie die GMP-konforme Herstellung von klinischen Prüfmustern.

Geschichte

Die Gründung des Instituts erfolgte am 29. April 2005. Im Oktober 2005 wurden die ersten Labore in der Bio City Leipzig angemietet, im Juni 2006 die erste GMP-Anlage in Betrieb genommen. Die Grundsteinlegung für das neue Institutsgebäude erfolgte am 22. September 2006. Eröffnet wurde das heutige Hauptgebäude am 27. Juni 2008. Im Januar 2013 wurde der erste Erweiterungsbau in Betrieb genommen. Der zweite Erweiterungsbau wurde im April 2015 eröffnet. Im April 2010 wurde das Fraunhofer IZI durch eine Kommission renommierter Experten aus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik positiv evaluiert. Zum 1. Januar 2011 ging das Institut daraufhin aus der Anschubfinanzierung durch die EU und den Freistaat Sachsen in den regulären Finanzierungsmodus der Fraunhofer-Gesellschaft über. Seit März 2011 unterhält das Institut eine Projektgruppe in Rostock. Die Gruppe entwickelt gemeinsam mit der Universität Rostock neue Verfahren zur Blutreinigung und zum Organersatz. Im Oktober 2013 wurde eine zweite externe Projektgruppe »Molekulare Wirkstoffbiochemie und Therapieentwicklung« in Halle (Saale) gegründet. Im Mittelpunkt der Forschung stehen neurodegenerative und entzündliche Erkrankungen, wie Altersdemenz oder Multiple Sklerose und die Entwicklung entsprechender Therapie-Konzepte. Im Juli 2014 wurde dem Fraunhofer IZI der Institutsteil Bioanalytik und Bioprozesse in Potsdam-Golm angegliedert. Die Schwerpunkte am Standort sind Biotechnologie, Bioproduktion, Bioanalytik und Automatisierung.

Innerhalb der Fraunhofer-Gesellschaft gibt es insgesamt sieben thematische Forschungsverbünde. Diese bündeln die Kompetenzen einzelner Institute und ermöglichen das Forschen an institutsübergreifenden Lösungen. Das Fraunhofer IZI ist Mitglied im Fraunhofer-Verbund Life Sciences. Außerdem gehören dazu das Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik (IBMT), das Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB), das Fraunhofer-Institut für Molekularbiologie und Angewandte Oekologie (IME), das Fraunhofer-Institut für Toxikologie und Experimentelle Medizin (ITEM), das Fraunhofer-Institut für Verfahrenstechnik und Verpackung (IVV) sowie die Fraunhofer-Einrichtung für Maritime Biotechnologie (EMB).

Forschung und Entwicklung

Der wissenschaftliche Fokus des Instituts liegt in der Erforschung und Entwicklung innovativer diagnostischer und therapeutischer Verfahren zur Behandlung degenerativer Erkrankungen. Dabei gliedert sich das Institut in vier Forschungsbereiche.

Wirkstoffe

Die Entwicklung neuer Wirkstoffe ist ein zeit- und kostenintensiver Prozess. Dabei kommt es oft zu einer Lücke bei der Überführung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. Das Fraunhofer IZI schließt diese Lücke durch besonderes Know-how im Bereich der präklinischen Entwicklung. Dies beinhaltet Wirkstoffcharakterisierung, -optimierung und präklinische Prüfungen bis hin zur klinischen Studie. Besondere Schwerpunkte liegen dabei auf der Entwicklung von Wirkstoffen in den Bereichen Onkologie, autoimmune, ischämische und entzündliche Erkrankungen sowie Infektionskrankheiten.

Zell- und Gentherapie

Der Bereich Zell- und Gentherapie umfasst Entwicklungsaktivitäten und Auftragsforschungsvorhaben zur Entwicklung innovativer zell- und gentherapeutischer Therapiekonzepte sowie deren Validierung, Testung und Herstellung nach GLP- und GMP-Standards. Eigene Entwicklungen widmen sich verstärkt dem Bereich der Tumorimmunologie. Der Leistungsbereich Herstellung und Qualitätskontrolle bearbeitet aktuell hauptsächlich Ansätze zur Krebsbekämpfung und zur Behandlung von Herz- und Kreislauferkrankungen, ist jedoch generell indikationsübergreifend.

Diagnostik

Für die Entwicklung optimaler Therapiestrategien sind innovative diagnostische Methoden notwendig. Das Fraunhofer IZI entwickelt und validiert neue und adaptierte diagnostische Verfahren und Biomarker. So entwickelt das Institut z. B. neue Biomarker für die Onkologie sowie innovative Verfahren zur Diagnostik von Infektionskrankheiten (z. B. Sepsis). Mit innovativen Verfahren und neuen Biomarkerklassen (z. B. ncRNA) ist das Institut bestrebt, sensiblere, schnellere und kostengünstigere Verfahren zu entwickeln und in den klinischen Einsatz zu überführen.

Biosystemtechnik

Der Bereich Biosystemtechnik verbindet biomedizinische, ingenieurs- und verfahrenstechnische Expertise zur Entwicklung von Systemlösungen im Bereich von fortgeschrittenen Herstellungsverfahren sowie der Medizintechnik und Diagnostik. Darüber hinaus liegt ein weiterer Fokus auf der Automatisierung von Herstellungs- und Analyseprozessen sowie der, Entwicklung und Optimierung von Gerätemodulen und deren Integration.

Infrastruktur

Das Fraunhofer IZI beschäftigt etwa 550 Mitarbeiter (Stand Januar 2016), darunter wissenschaftliche Mitarbeiter, technische Assistenten, Technik- und Verwaltungspersonal sowie zahlreiche Doktoranden und internationale Gastwissenschaftler. Der Frauenanteil liegt bei etwa 60 % (stand Januar 2016). 2015 betrug der Betriebshaushalt knapp 30 Mio. Euro. Die drei Institutsgebäude auf dem Gelände der Alten Messe Leipzig bieten mit etwa 8800 m² Nutzfläche Platz für etwa 330 Mitarbeiter. Das Fraunhofer IZI betreibt drei hochmoderne GMP-Reinraumanlagen mit einer Gesamtfläche von ca. 900 m² sowie entsprechende Qualitätskontrolllabore, die ausschließlich auf Anwendungen im Bereich der Regenerativen Medizin spezialisiert sind. Fokus ist die Prozessentwicklung, Herstellung und Qualitätskontrolle von klinischen Prüfpräparaten im Bereich der Arzneimittel für neuartige Therapien (ATMP), zu denen u. a. Tissue Engineering Produkte, somatische Zelltherapeutika und Gentherapeutika gehören.

In direkter Nachbarschaft zum Fraunhofer IZI befinden sich die Bio CITY Leipzig, das Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie, die Veterinärmedizinische Fakultät sowie die Deutsche Nationalbibliothek. Nur wenige Gehminuten entfernt befinden sich die Universitätskliniken, die Naturwissenschaftliche Fakultät der Universität Leipzig sowie weitere Hochschulen und Forschungsinstitute.

Kooperationen

Die lokale Nähe zu verschiedenen wissenschaftlichen Einrichtungen spiegelt sich in zahlreichen nationalen und internationalen Kooperationen wider. Neben Beziehungen zu mehr als 75 universitären Partnern und über 35 außeruniversitären Forschungseinrichtungen unterhält das Fraunhofer IZI eine Vielzahl von Kooperationen mit wirtschaftlichen Unternehmen.

Wissenschaftliche Veranstaltungen

Seit Oktober 2006 organisiert das Fraunhofer IZI verschiedene wissenschaftliche Tagungen. Das Fraunhofer Life Science Symposium findet jährlich statt und beleuchtet jeweils ein spezielles Thema aus dem Forschungsspektrum des Instituts. Das International Symposium on Neuroprotection and Neurorepair wird seit 2010 gemeinsam mit der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg und dem Leibniz-Institut für Neurobiologie ausgerichtet. Die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung hat vor allem den Erfahrungsaustausch im Bereich der Neurodegeneration und -regeneration zum Ziel. Ebenfalls alle zwei Jahre organisiert das Fraunhofer IZI die World Conference on Regenerative Medicine, eine der größten europäischen Konferenzen im Bereich der Regenerativen Medizin. Neben dem interdisziplinären Austausch zwischen den verschiedenen Fachrichtungen der Regenerativen Medizin, schlägt die Konferenz eine Brücke zwischen Forschung, Klinik und Wirtschaft.

Weblinks