Friedrich Clemens von Elverfeldt genannt Beverförde zu Werries

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Friedrich Clemens (links) im Kreis seiner Familie, Maler Johann Christoph Rincklake

Friedrich Clemens Freiherr von Elverfeldt genannt Beverförde zu Werries (* 11. Januar 1767 in Münster; † 9. Februar 1835 in Ostbevern) war ein westfälischer Adeliger, ein Günstling Napoleons und der Begründer des Hauses von Elverfeld genannt Beverförde zu Werries.

Vita

Kindheit

Weil sich Friedrich Christian von Beverförde zu Werries – den man auch den „tollen Werries“ nannte – von seiner Ehefrau getrennt hatte und damit kinderlos blieb, adoptierte er am 24. Januar 1768, wenige Tage vor seinem Tod, den einjährigen Friedrich Clemens, Sohn des Freundes Karl Friedrich Freiherr von Elverfeldt als Sohn und Erben.

„Demnach ich Endesunterschriebener meinen Adoptivsohn Friedrich Clemens von Elverfeldt, genannt von Beverfoerde, zu meinem Universalerben ausersehen habe, und will, dass derselbe von nun an in den Mitbesitz aller meiner Güter, Spruch und Forderungen zu dem Ende eingeführet werde, damit der völlige Besitz ihm nach meinem gottgefälligen Absterben verbliebe, so erteile ich hiermit meines oben gemeldeten adoptierten Sohnes Vater, Herrn Obristen Carl Friedrich von Elverfeldt, die Spezialgewalt zum Behuf dessen, den von mir soweit abgetretenen Besitz meines Wohnhofs in Münster, sodann meine Rittersitze Langen, Bynck bei Ascheberg, Horstmar (Münsterhof, Merveldter Hof, Sendenhof, Anm.v.Verf.), Werries, Nienburg, ferner meine Güter zu Ahlen und Teilte, die Rittersitze Wemesloh im Holländischen, Hamswerum und Uplewerth in Ostfriesland, alle Bauernhöfe und Kotten, samt allingen dieser Güter und Zubehörungen, Spruch und Forderungen, wie selbige Namen haben und im Hochstift Münster, im Holländischen und in Ostfriesland sind, zu ergreifen oder sich tradieren und einräumen zu lassen, des Endes Notarien und Zeugen zuzuziehen und zur Verrichtung dessen, wozu ich ihn hiermit bevollmächtige, ein oder mehrere Mandatarien zu substituieren. Urkundlich habe ich diese Vollmacht selbsthändig unterschrieben und mit meinem angeborenen Petschaft besiegelt.“

Geschehen auf meinem Wohnhause Werries, den 24. Januar 1768. Friedrich Christian, Frhr. v. Beverförde[1]

Der Vater Karl Friedrich Freiherr von Elverfeldt hatte den „tollen Werries“ einst durch einen Gewaltritt von Münster zum Hauptquartier von Gideon Ernst von Laudon in Mainz, wo er ein Gnadengesuch erreichte und dann nach Wesel, wo er dieses grade noch rechtzeitig einreichen konnte, gerettet. Friedrich Clemens nahm nach seiner Adoption beide Namen an und nannte sich daher Friedrich Clemens von Elverfeldt genannt von Beverförde zu Werries.

Freiherr in Ostbevern

Er bezog nicht langfristig das alte Stammhaus Schloss Oberwerries, sondern kaufte 7. Juni 1785 den heutigen Stammsitz, das Schloss Loburg mit etwa 500 Morgen Grundfläche in einer Zwangsversteigerung von Clemens August von Nagel zu Loburg, dem Sohn des Erbauers, Johann Kaspar von Nagel, auf. [2] Mit diesem führte er noch zahlreiche Rechtsstreitigkeiten, wie etwa über den Kattmanns Kamp, in dessen Besitz er schließlich gelangte. 1789 erkannte Kaiser Joseph II. den Doppeltitel dem Freiherrn zu, der heute noch Bestandteil des Namens ist[3]. Am 24. April 1792 heiratete er in Telgte Maria Anna Wilhelmine von und zu Westerholt-Gysenberg, einer Schülerin und möglichen Jugendliebe von Beethoven. Sie schenkte ihm fünf Kinder: Carl, Friedrich, Max, Wilhelm und Wilhelmina. Friedrich Clemens wurde 1788 Kämmerer von Kurköln.

Maire des Kantons Ostbevern

1802, noch vor dem Reichsdeputationshauptschluss, übernahm er das in seiner Familie erbliche Amt des Drosten im Amt Bocholt des Fürstbistums Münster, und noch vor der Etablierung des Département de l’Ems-Supérieur war er von 1810 bis Februar 1814 Maire des Kantons Ostbevern. Geschickt konnte er die französische Landesherrschaft für seinen Aufstieg nutzen. Bei dieser Karriere kam ihm zugute, dass die preußische Besitzergreifung 1802/1803 zu einem Zerwürfnis innerhalb des alteingesessenen Adels geführt hatte. Er kollaborierte mit der Besatzungsmacht, wurde französischer Beamter und überrundete mit dem Titel Juge de Paix die Droste zu Vischerings, die als Herrn von Bevern die Rechtsprechung in Ostbevern als Drost bis 1809 ausgeübt hatten. Dabei nahm er eine führende, nicht uneigennützige Rolle bei der Säkularisation, der Aufhebung und der Verteilung der Klostergüter des Klosters Rengering und des Klosters Vinnenberg ein.

„Die Franzosen setzten auf den Freiherrn von Beverförde-Werries, der erst kürzlich das bankrotte Besitztum Loburg gekauft hatte. Als Maire oder Bürgermeister von Frankreichs Gnaden führte der junge Baron die Anordnungen der französischen Regierung aus.“

Heinrich Eickholt[4]

Auch als der Bau des Teilabschnittes der N3 die 1811 durch Napoleon als „routes imperiales“ oder Napoleonchaussee (ParisLüttichWeselHamburg, heute ein Teil der Bundesstraße 51 und der Hauptstraße Ostbeverns) angeordnet wurde, ließ er in Ostbevern und Umgebung bis zu 300 Arbeiter (insgesamt hatte Ostbevern 2221 Einwohner 1811, das fast gleich große Ladbergen Stand 1811 mit 2179 Einwohner hatte dagegen nur 150 Arbeiter zu stellen) und 15 zweispännige Wagen dafür zwangsrekrutieren. Zahlreiche Briefwechsel mit seinem Präfekten von Keverberg belegen, dass er versucht, die Arbeit zur vollsten Zufriedenheit der französischen Behörden zu erledigen, sich aber auch ständig bemüht, die Arbeitsbedingungen für das belastete Kanton Ostbevern zu erleichtern:

„Loburg d[en] 13. May 1811, Der Maire zu Ostbevern an den Herrn Präfekten der Ober-Ems, Ritter der Ehrenlegion, Herr Präfect! Auf die mir zugesandten Beschwerden und Vorstellungen der Herren Maires von Laer und Lienen betreff der zu stellenden Arbeiter zum Chausee-Bau habe ich die Ehre, gehorsamst zu berichten, dass es allerings hart ist, dass diese Leute jetzt in ihrer Sommersaat aufgehalten werden.“

Friedrich Clemens von Elverfeldt genannt Beverförde zu Werries[5]

Dabei wurde die Postroute von Münster nach Osnabrück, die seit 1688 über Ladbergen und Lengerich verlief, aus militärischen Gründen über Telgte, Ostbevern, Glandorf, Iburg geführt. In Ostbevern wurde als Relaisstation die Sachsenrast gebaut.

Wende nach Napoleon

Nach dem Ende Napoleon Bonaparte wechselte er wieder die Seiten. Doch brachten ihm die französischen Ämter in der Restauration sowohl bei den Deutschnationalen, wie etwa Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein, als auch bei den Konservativen, wie etwa Ludwig von Vincke, lebenslange Anfeindungen ein. Auch der preußische König Friedrich Wilhelm III. zeigte ihm die kalte Schulter. Erst nach seinem Tod wurde seinem Sohn Carl Adolf von Elverfeldt genannt von Beverfoerde zu Werries am 19. Dezember 1844 von Friedrich Wilhelm IV. rehabilitiert, indem er dessen Freiherrenstand anerkannte. Friedrich Clemens liegt in der Anna-Kapelle an der Seite seiner Gattin begraben. Deren Nachkommen führen noch heute den Namen Freiherr von Elverfeldt genannt von Beverförde zu Werries.

Einzelnachweise

  1. LWL-Archivamt für Westfalen, Münster, Loburg (Dep.) Bestand Ober- und Niederwerries, Urkunden
  2. Eugen Kotte: Ostbevern, Aufsätze zur Dorfgeschichte, Ostbevern 1987
  3. siehe Siegfried Schmieder: Ostbevern - Beiträge zur Geschichte und Kultur, Geschichte der Loburg, Warendorf 1988, S. 570
  4. Heinrich Eickholt: Rengering, Münster 2004, S. 223.
  5. Franz Meyer: Geschichte der Gemeinde Ostbevern, Ostbevern 2000, ISBN 3 00 006943 7, S. 129

Literatur

Siegfried Schmieder: Ostbevern - Beiträge zur Geschichte und Kultur, Geschichte der Loburg, Warendorf 1988