Fritz-Julius Lemp

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Fritz-Julius Lemp im Gespräch mit Karl Dönitz (August 1940)

Fritz-Julius Lemp (* 19. Februar 1913 in Tsingtau; † 9. Mai 1941 im Nordatlantik südöstlich von Grönland) war ein hochdekorierter Marineoffizier und kommandierte im Zweiten Weltkrieg die U-Boote U 28, U 30 sowie U 110. Auf neun Unternehmungen gelang ihm dabei die Versenkung von zwanzig Schiffen mit 96.547 BRT sowie die Beschädigung von weiteren vier Schiffen mit insgesamt 45.417 BRT.[1]

Leben

Lemp trat am 1. April 1931 in die Reichsmarine (Crew 31) ein. Nach Infanterieausbildung in Stralsund und der Bordausbildung auf dem Leichten Kreuzer Karlsruhe begann im April 1935 die U-Boots-Ausbildung. 1936 wurde er Wachoffizier auf U 28, das er ab 1938 als Kommandant befehligte.

Ab November 1938 war er Kommandant von U 30, mit dem er sieben Unternehmungen durchführte. Auf seiner ersten Unternehmung versenkte er das erste Schiff des Zweiten Weltkrieges. Die Athenia mit 13.581 BRT wurde völkerrechtswidrig versenkt, obwohl sie zu ihrem eigenen Schutz abgeblendet und im Zickzackkurs fuhr und Lemp behauptete, er habe den Dampfer für einen Hilfskreuzer gehalten. Der Vorfall wurde aus dem Kriegstagebuch von U 30 entfernt, die Mannschaft zum Schweigen verpflichtet.

Im Oktober 1940 nahm er an der Baubelehrung für U 110 teil, dessen Kommandant er im November wurde. U 110 wurde am 9. Mai 1941 durch die britischen Zerstörer HMS Bulldog und HMS Broadway sowie die Korvette HMS Aubretia gekapert, nachdem es mit schweren Schäden hatte auftauchen müssen. Bei der Kaperung fiel den Briten viel Geheimmaterial in die Hände, unter anderem eine Enigma-Dechiffriermaschine. Die deutsche U-Boot-Besatzung versuchte zwar noch, das U-Boot selbst zu versenken, da jedoch entgegen den Erwartungen das U-Boot nicht schnell genug sank, wollte Lemp noch einmal zu dem U-Boot schwimmen, um die Versenkung zu beschleunigen. Bei diesem Versuch kam er angeblich ums Leben.

Über seinen Tod gibt es mehrere Versionen. Einerseits wird behauptet, er sei vom Enterkommando im Wasser schwimmend erschossen worden. Andererseits heißt es, Lemp sei wegen körperlicher Erschöpfung ertrunken.

Die gefangengenommene Mannschaft erfuhr von diesem Vorfall nichts. Sie war der Ansicht, dass das Boot untergegangen und ihr Kommandant ertrunken sei. In seinem Roman Das Boot lässt Lothar-Günther Buchheim vom Alten die Vermutung äußern, dass Lemp in Wirklichkeit ein Agent der Alliierten und die Erbeutung von U 110 abgesprochen war.

Die Erbeutung einer funktionsfähigen Enigma und der geheimen Verschlüsselungsbücher war von entscheidender Bedeutung für den weiteren Kriegsverlauf, insbesondere die Schlacht im Atlantik.

Dienstgrade

Auszeichnungen

Literatur

  • Busch/Röll: Der U-Boot-Krieg Band 1 U-Boot-Kommandanten ISBN 3-8132-0490-1
  • Busch/Röll: Der U-Boot-Krieg Band 2 U-Boot-Bau und Werften ISBN 3-8132-0512-6
  • Busch/Röll: Der U-Boot-Krieg Band 3 U-Boot-Erfolge ISBN 3-8132-0513-4
  • Busch/Röll: Der U-Boot-Krieg Band 4 U-Boot-Verluste ISBN 3-8132-0514-2
  • Busch/Röll: Der U-Boot-Krieg Band 5 Ritterkreuzträger ISBN 3-8132-0515-0
  • Kriegstagebuch: U 28, U 39, U 110
  • Franz Kurowski: Fritz Julius Lemp. In: Franz Kurowski: Jäger der sieben Meere. Die berühmtesten U-Boot-Kommandanten des II. Weltkriegs. Motorbuch Verlag, Stuttgart 1998 (2. Auflage), Seiten 175-189. ISBN 3-613-01633-8. (Biographisches, Darstellung der Feindfahrten)

Einzelnachweise

  1. Rainer Busch, Hans-Joachim Röll: Der U-Boot-Krieg 1939-1945, Die Ritterkreuzträger der U-Boot-Waffe von September 1939 bis Mai 1945, Verlag E.S. Mittler & Sohn, Hamburg 2003, ISBN 3-8132-0515-0, S. 54