Fritz Schirrmacher

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Fritz Schirrmacher (* 13. März 1893 in Bartenstein; † 6. April 1948 in Hamburg) war ein deutscher Maler und Zeichner der „Verschollenen Generation

Leben und Werk[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Fritz (Friedrich Wilhelm) Schirrmacher machte in Bartenstein eine vierjährige Ausbildung zum Dekorationsmaler. Nach der Teilnahme am Ersten Weltkrieg ging er nach Berlin und dann nach Hamburg. Dort studierte er von 1919 bis 1927 bei Julius Wohlers und Willy von Beckerath an der Landeskunstschule. Anschließend unternahm er eine Studienreise nach Westafrika.

Ab 1925 beteiligte er sich in Hamburg an einer bedeutenden Anzahl von Ausstellungen, insbesondere an denen des Kunstvereins Hamburg. 1930 bezog er zusammen mit den Bildhauern Herbert (Meyer) Mhe (1891–1952), Richard Haizmann, Carl Schümann, Paul Henle und dem Maler Otto Thämer ein Atelierhaus am Harvestehuder Weg 5. Die Stadt Hamburg erwarb 1931 Schirrmachers Gemälde Zwei Masken und 1933 Im Café. 1933 wurde Schirrmacher Mitglied der Hamburgischen Künstlerschaft, dann des Hamburger Künstler Vereins von 1832. Bei Schirrmacher übte der spätere Maler Hansen-Bahia „die Sonntagsmalerei“. Bevorzugte Themen Schirrmachers waren die Darstellungen einfacher Leute sowie Figurenbilder aus dem Milieu St. Paulis.

1932/1933 hatte Schirrmacher eine Einzelausstellung in der Kunstsammlung der Stadt Königsberg.[1] In der Zeit des Nationalsozialismus war Schirrmacher Mitglied der Reichskammer der bildenden Künste. Er war in dieser Zeit an mindestens sieben Ausstellungen beteiligt.[2] Einige Bilder Schirrmachers galten den Nationalsozialisten, offenbar wegen ihres expressiven Stils und ihres sozialpolitischen Engagements, als „entartet“, und 1937 wurden im Rahmen der deutschlandweiten konzertierten Aktion „Entartete Kunst“ aus der Kunsthalle Hamburg sechs davon beschlagnahmt und vernichtet.[3]

Von 1942 bis 1943 studierte Schirrmacher in der Sonderklasse für Wandmalerei bei Otto Brand an der Hansischen Hochschule Hamburg.

Rezeption[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

„Nach einer frühen expressionistischen Schaffensphase, in der Holzschnitte zu Märchen von Hauff, Grimm und Tausendundeiner Nacht entstanden, wandte sich der Künstler der Gestaltung innerer Bilder zu. So malte er etwa die Weite und Schwere der Ostpreußischen[sic] Landschaft, die er in der Jugend erlebt hatte. Seine Arbeiten charakterisiert ein Dualismus von Wirklichkeitsnähe und phantastischer Mystik, die er in schroffen Gegensätzen bildkünstlerisch vereint.“[4]

Werke (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1937 als „entartet“ beschlagnahmte und vernichtete Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Kaffeehaus (Aquarell)
  • Kalif Storch (Holzschnitt)
  • Schneewittchen (Holzschnitt)
  • Der weiße Wolf (Holzschnitt)
  • Das Wasser des Lebens (Holzschnitt)
  • Don Quichote (Holzschnitt)

Tafelbilder (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Stillleben mit Spielzeug und Zeitung (Öl auf Leinwand, 71 × 86 cm, 1930; Museum Kunst der Verlorenen Generation, Salzburg)[5]
  • Mädchen vor dem Weihnachtsbaum (Öl auf Leinwand, 66 × 66 cm)[6]

Zeichenkunst (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Männerporträt. „Einer der etwas zu sagen hat.“ (Pastell, 35 × 26 cm, 1923)[7]
  • Der Mann aus der Kanzlei (Pastell, 15,7 × 10,9 cm)[8]
  • Vor und hinter den Hausmauern (Farbige Kreide, teils gewischt, und Collage auf Velin, 60 × 43 cm, 1946)[9]
  • Der Leierkastenmann (Schwarze und farbige Kreiden auf Velin, 47,6 × 30,6 cm, 1922)[10]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Heinz R. Böhme (Hrsg.): Wir haben uns lange nicht gesehen. Kunst der Verlorenen Generation – Sammlung Böhme. Hirmer, München 2020, ISBN 978-3-7774-3388-2, S. 192–193.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Der Kunstwanderer. Zeitschrift für alte und neue Kunst, für Kunstmarkt und Sammelwesen. Berlin, Jahrgang 14, 1932 S. 336.
  2. Martin Papenbrock, Gabriele Saure (Hrsg.): Kunst des frühen 20. Jahrhunderts in deutschen Ausstellungen. Teil 1. Ausstellungen deutsche Gegenwartskunst in der NS-Zeit. VDG, Weimar, 2000
  3. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin
  4. Maike Bruhns: Kunst in der Krise (Band 2); Dölling und Galitz; Hamburg; 2001, S. 341
  5. Schirrmacher, Friedrich Wilhelm. In: Museum Kunst der Verlorenen Generation. Abgerufen am 19. Februar 2022 (österreichisches Deutsch).
  6. Ketterer Kunst, Kunstauktionen, Buchauktionen München, Hamburg & Berlin. Abgerufen am 19. Februar 2022.
  7. Fritz Schirrmacher Männerporträt. In: kettererkunst.de. Ketterer Kunst, abgerufen am 19. Februar 2022.
  8. Fritz Schirrmacher - art auction records. Abgerufen am 19. Februar 2022.
  9. Fritz Schirrmacher Vor und. Abgerufen am 19. Februar 2022.
  10. Fritz Schirrmacher Der Leierkastenmann. Abgerufen am 19. Februar 2022.