Georg Scholz (Maler)

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Georg Scholz: Selbstporträt (ohne Jahr)
Georg Scholz: Arbeit schändet (1921)
Georg Scholz: Industriebauern (1920)

Georg Scholz (* 10. Oktober 1890 in Wolfenbüttel; † 27. November 1945 in Waldkirch) war ein deutscher Maler der Neuen Sachlichkeit.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Geboren in Wolfenbüttel, aufgewachsen ab 1898 als Pflegesohn von Julius Elster,[1][2] studierte Scholz 1908 bis 1914 an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe und zeitweise auch bei Lovis Corinth in Berlin und schloss sich mit anderen jungen Malern zu der progressiven Gruppe Rih zusammen.

Seine Werke erinnern mitunter an die gesellschaftskritischen Abbilder der Nachkriegsgesellschaft von George Grosz oder Otto Dix, so etwa das Aquarell Arbeit schändet (auch: Zeitungsträger) von 1921, das einen dicken, monokeltragenden Zigarrenraucher im Fond eines Automobils zeigt, während der Zeitungsträger ausgemergelt und gebeugt vor einer industriellen Kulisse zu Fuß geht. Noch monströser zeigen sich die Industriebauern auf einem Gemälde von 1920, das sich heute im Besitz des Von der Heydt-Museums in Wuppertal befindet. 1920 nahm er mit den Industriebauern an der Ersten Internationalen Dada-Messe in Berlin teil.

1925 wurde Scholz Professor an der Badischen Landeskunstschule in Karlsruhe und stellte im Rahmen der Ausstellung Neue Sachlichkeit in Mannheim aus.

1933 wurde er als „entarteter Künstler“ aus seinem Amt entlassen und zog nach Waldkirch. 1937 wurden in der Aktion „Entartete Kunst“ Arbeiten von Scholz aus dem Schlesischen Museum der Bildenden Künste Breslau, der Städtischen Kunstsammlung Chemnitz, der Staatlichen Gemäldegalerie Dresden, den Kunstsammlungen der Stadt Düsseldorf, dem Museum für Kunst und Heimatgeschichte Erfurt, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, der Städtischen Kunsthalle Mannheim und dem Staatlichen Museum Saarbrücken beschlagnahmt, einige zerstört.[3]

Kurz vor seinem Tod wurde Scholz durch die französische Besatzungsmacht noch zum Bürgermeister des Ortes Waldkirch, in dem heute das Georg-Scholz-Haus einen Rahmen für Wechselausstellungen bietet, ernannt.

1937 als „entartet“ nachweislich beschlagnahmte Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Tafelbilder[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • An der Badeanstalt (1927; WV Sternfeld 52; vernichtet)
  • Der Mestize (Öl auf Leinwand, 45 × 55,5 cm, 1920; WV Sternfeld 32; vernichtet)[4]

Zeichenkunst[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ländliche Idylle (Aquarell)[5]
  • Im Café/Hakenkreuzritter (Aquarell und Gouache über Bleistift auf Papier, 30,5 × 49 cm; WV Sternfeld 220)[6]
  • Liegender weiblicher Akt (Bleistift auf Zeichenkarton, 32,5 × 49,8 cm, 1930; WV Sternfeld 50; vernichtet)

Druckgrafik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Apotheose des Kriegervereins (Lithografie, 1922)
  • Die Herren der Welt (Lithographie, 29 × 39,8 cm, 1922)[7]
  • Zeitungsausträger/Arbeit schändet nicht (Lithographie, 19,9 × 21,7 cm, 1921)
  • Sentimentaler Matrose (Lithographie, 15,9 × 22,3 cm, 1921/1922)[8]
  • Traum vom Felde
  • Belsazar

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Karl-Ludwig Hofmann, Ursula Merkel (Hrsg.): Georg Scholz. Schriften, Briefe, Dokumente. Info Verlag, Bretten 2018, ISBN 978-3-88190-667-8.
  • Michael Schwarz (Redaktion): Georg Scholz. Ein Beitrag zur Diskussion realistischer Kunst. Begleitbuch zur Ausstellung im Badischen Kunstverein Karlsruhe, 31. August bis 12. Oktober 1975. Badischer Kunstverein, Karlsruhe 1975.
  • Gerd Presler: Georg Scholz. Sarkastische Idyllen. In ders.: Glanz und Elend der 20er Jahre. Die Malerei der Neuen Sachlichkeit. dumont TB, Köln 1992, S. 68–72, ISBN 3-7701-2825-7.
  • Gerd Presler: Georg Scholz und Dr. med. Theodor Kiefer. Ein Briefwechsel entlarvt die zwanziger Jahre, in: Georg Scholz, 1890–1945. Malerei, Zeichnung, Druckgraphik, Waldkirch 1990, S. 10–12
  • Gerd Presler: Die Berechtigung der Ängste. Neue Sachlichkeit, in: WELTKUNST 49, 1979, Nr. 1
  • Felicia H. Sternfeld: Scholz, Walter Hans Georg Curt. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 23, Duncker & Humblot, Berlin 2007, ISBN 978-3-428-11204-3, S. 457 f. (Digitalisat).
  • Felicia Sternfeld: Georg Scholz (1890–1945). Monographie und Werkverzeichnis. Europäische Hochschulschriften. Verlag Peter Lang, Frankfurt am Main 2004, ISBN 978-3-631-52967-6.
  • Heinz Höfchen: Scholz, Georg. In: Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker (AKL). Band 102, de Gruyter, Berlin 2019, ISBN 978-3-11-023268-4, S. 168 f.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Georg Scholz (Maler) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Julius Elster [1854-1920 und Hans Geitel [1855-1923] - nobelpreisnominierte Physiker], auf elster-geitel.de
  2. Erinnerungen an einen Maler aus Wolfenbüttel (Memento vom 14. Februar 2005 im Internet Archive), auf newsclick.de
  3. Datenbank zum Beschlagnahmeinventar der Aktion „Entartete Kunst“, Forschungsstelle „Entartete Kunst“, FU Berlin
  4. Der Mestize. emuseum.campus.fu-berlin.de, abgerufen am 24. Februar 2022.
  5. Ländliche Idylle. emuseum.campus.fu-berlin.de, abgerufen am 24. Februar 2022.
  6. Im Café (Hakenkreuzritter). emuseum.campus.fu-berlin.de, abgerufen am 24. Februar 2022.
  7. Die Herren der Welt. emuseum.campus.fu-berlin.de, abgerufen am 24. Februar 2022.
  8. Sentimentaler Matrose. emuseum.campus.fu-berlin.de, abgerufen am 24. Februar 2022.