Groschen

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Tiroler Groschen ca. 1280

Groschen ist die Bezeichnung für verschiedene Münzen. Das Wort ist dem italienischen „denaro grosso“ oder der lateinischen Bezeichnung des Turnosen entlehnt: dem „grossos denarius Turnosus“, zu Deutsch, dem „dicken Denar (von Tours)“.[1] Nach der Einführung der Mark = 100 Pfennige im Jahr 1871 in Deutschland fiel der Groschen als eigenständiges Münznominal weg (siehe → Goldmark). Regional ist die Bezeichnung Groschen für ein 10-Pfennig-Stück noch heute für ein 10-Cent-Stück üblich.

Die ersten deutschen Groschen wurden 1271 vom Grafen Meinhard II. von Tirol in Meran geprägt. Der Groschen war ursprünglich eine massive Münze aus reinem Silber, der größer als der entwertete Denar war und seinem Charakter nach ein Mehrfaches des vormaligen sich über die Jahrhunderte inflationär im Silberfeingehalt verminderten Pfennigs darstellt. Die neue Münze inspirierte bald andere Münzstätten und war auch der wirtschaftlichen Notwendigkeit nach einem höheren Münznominal in der beginnenden Frührenaissance geschuldet. Oberitalienische Mehrfachpfennige des Hochmittelalters wurden analog „Grossini“ genannt. Siehe dazu auch Schilling. Nach anderen Quellen[2] kann die Bezeichnung auch auf das Doppelkreuz = Crossus der Ursprungsprägung zurückgeführt werden, das auf sehr vielen Münzen dieses Typs bis etwa 1500 abgebildet war und dann später durch den Reichsapfel mit der Zahl „24“ abgelöst wurde.

1328 gestattete Kaiser Ludwig IV. der Bayer dem Grafen Adolf VI. von Berg die Prägung von Turnosen in Wipperfürth. Dort wurden bis 1346 die ältesten Groschen auf dem Gebiet der heutigen Bundesrepublik Deutschland gemünzt.

Nach dem Vorbild des Tourser Grossus wurden auch 1300 der Prager Groschen und 1338 der Meißner Groschen gemünzt. Beide Münzen erlangten überregionale Bedeutung und beeinflussten das deutsche Münzwesen stark. Der Groschen zu 12 Pfennigen war weit verbreitet. Nur die Hälfte wert war der polnische Groschen oder Grosz zu sechs Pfennigen, der auch in Schlesien als Grösch(e)l oder Gresch(e)l im Werte von 3 bis 2½ Pfennig verbreitet war. Unter anderem gab es in Preußen des 19. Jahrhundert den Silbergroschen (Sgr.) zu 12 Pfenningen oder in Sachsen den Neugroschen (Ngr.) zu 10 Neu-Pfennigen.

Der Groschen sank ebenso wie der Pfennig von einer Kurantmünze zur Scheidemünze herab. Der letzte deutsche Kurantgroschen (bezüglich des einfachen Nennwertes) wurde in Sachsen bis 1827 nach dem Konventionsfuß ausgebracht, wonach das in 320 Groschen enthaltene Silber dem Gewicht einer Kölner Mark (233,856 Gramm) zu entsprechen hatte. In Preußen war der Groschen schon im 18. Jahrhundert zur Scheidemünze geworden.

Der Groschen galt im deutschen Sprachraum meist 12 Pfennig; viele regionale (Klein-)Groschen, z. B. Neugroschen, Groten (Plural: Grote) in Norddeutschland, engl. Groat, Mariengroschen, Grösch(e)l galten zwischen 10 und 2½ Pfennig. Auch das spätere Münznominal „Kreuzer“ zu 4 Pfennig entstand aus der sprachlichen Verkürzung des kleinen Kreuzgroschens.

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Österreichische 10-Groschen-Münze

Zwischen 1924 und 1938 und zwischen 1945 und 2001 war der Groschen der hundertste Teil des österreichischen Schillings. Zwischen 1815 und 1860, 1924 und 1939 war und wieder ab 1950 bis heute ist der Groschen (Grosz) der hundertste Teil des polnischen Zloty.

Der Groschen war derart weit verbreitet, dass er in viele Redewendungen Eingang gefunden hat (Der Groschen ist gefallen, wenn jemand etwas „endlich begriffen“ hatte). Umgangssprachlich war es auch nach der Dezimalisierung des deutschen Münzsystems üblich, die 10-Pfennig-Münze mit Groschen zu bezeichnen; Berühmtheit erlangte die Dreigroschenoper von Bertolt Brecht. Heute wird die 10-Cent-Münze in Deutschland und Österreich vereinzelt auch noch Groschen genannt.

Im Russischen ist das Wort Grosch ein Synonym für Kleingeld. In Russland gab es die Groschen (eine Kupfermünze im Wert von 2 Kopeken) schon seit dem 17. Jahrhundert. Obwohl es sie nicht mehr gibt, existiert immer noch ein Sprichwort: „Das kostet keinen gebrochenen Grosch“, was heißt: „Das Ding hat keinen Wert“. Im Albanischen bezieht sich „grosh“ auf die alte türkische Münze „kuruş“, auch nur 1/20 Lira wert, daneben gibt es aber auch „groshë“ (Bohne), von dem der Ausspruch stammt, „das ist keine Bohne wert“.

Hroschi, das ukrainische Wort für Geld, und Kuruş, die kleinere Einheit der Türkischen Lira sind ebenfalls von „Groschen“ abgeleitet.

Häufig wurde der Groschen in älteren Dokumenten als gl abgekürzt.

Siehe auch

  • Schilling
  • Kreuzer kleiner Kreuzgroschen zu 4 Pfennig, der sich im süddeutschen Sprachraum als Münzbezeichnung lange erhalten hat.
  • Sechsling oder Sechser, die Hälfte eines Groschens

Belege

  1. Arthur Suhle: Kulturgeschichte der Münzen, Battenberg Verlag: München 1969, S. 117.
  2. Arthur Suhle: Deutsche Münz- und Geldgeschichte von den Anfängen bis zum 15. Jahrhundert, Battenberg, München, 1964, p. 157

Weblinks