Grunewaldkirche

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Grunewaldkirche
Grunewaldkirche mit Turm
Grunewaldkirche mit Turm

Grunewaldkirche mit Turm

Baubeginn: 28. September 1902
Einweihung: 1. Juni 1904
Architekt: Philipp Nitze
Stilelemente: Neugotik
Bauherr: Gemeindekirchenrat
Grundfläche: 42 × 25 m
Platz: 750 Personen
Turmhöhe:

50 m

Lage: 52° 29′ 6,1″ N, 13° 16′ 25,6″ OKoordinaten: 52° 29′ 6,1″ N, 13° 16′ 25,6″ O
Anschrift: Bismarckallee
Berlin-Grunewald
Berlin, Deutschland
Zweck: evangelisch-uniert; Gottesdienst
Gemeinde: Evangelische Grunewald-Gemeinde
Landeskirche: EKBO
Webseite: www.grunewaldgemeinde.de

Die Grunewaldkirche ist eine evangelische Kirche im Berliner Ortsteil Grunewald des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf. Der in spätgotischer Form errichtete Werksteinbau wurde im Zweiten Weltkrieg stark beschädigt. Von 1956 bis 1959 erfolgte die Wiederherstellung der kriegsbeschädigten Kirche in mehreren Abschnitten durch den Architekten Georg Lichtfuß. Die Kirche steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Die Villenkolonie Grunewald wurde am 1. April 1899 zur selbstständigen Landgemeinde erhoben. In dem vornehmen und wohlhabenden Villenvorort regte sich der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus. Die Kurfürstendamm-Gesellschaft stellte als Bauplatz ein dreieckiges Grundstück im Knie der Bismarckallee zur Verfügung, ferner 150.000 Mark für den Kirchenbau (kaufkraftbereinigt in heutiger Währung: rund 1.237.000 Euro). Im Jahr 1901 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, bei dem spätgotische Formen unter Verwendung von Haustein zur Bedingung gemacht wurden. 45 Arbeiten wurden eingeliefert. Die Architekten zweier Entwürfe, die dem ländlichen Charakter des Ortes gerecht wurden, erhielten ein Preisgeld von 2.000 und 1.000 Mark. Der Sieger des Wettbewerbs, Regierungsbaumeister Philipp Nitze aus Halle (Saale), wurde mit der Bauausführung beauftragt. Der erste Spatenstich erfolgte im Juli 1902, im August 1903 war der Turmbau vollendet und im Dezember 1903 waren die eigentlichen Bauarbeiten fertiggestellt. Nun folgte die Ausstattung des Innenraums. Durch von Gemeindemitgliedern der Villenkolonie finanzierte Stiftungen kamen 54.000 Mark für Orgel, Glocken und Fenster zusammen. Mit dem Einbau einer Sauer-Orgel war die Innenausstattung fertiggestellt, sodass die feierliche Einweihung der Kirche stattfinden konnte. 1921 wurde hier Dietrich Bonhoeffer konfirmiert. Bei einem Luftangriff im Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche schwer beschädigt, als eine Luftmine das Dach der Kirche wegriss. Ab 1949 wurde die Kirche wiederhergestellt, allerdings einfacher als früher, und am 12. April 1959 neu eingeweiht.

Gebäude

Grunewaldkirche mit Eingang

Auf einem kleinen Dreieckplatz wurde eine rechteckige, dreischiffige Hallenkirche mit unterschiedlich breiten Seitenschiffen errichtet. Die Altarapsis ist ebenfalls rechteckig. Der quadratische Turm befindet sich seitlich zwischen Kirchenschiff und Altarapsis. Symmetrisch zum Turm liegt die Sakristei. Abweichend von dem seinerzeit üblichen Backstein, wurde passend zum Villencharakter der Umgebung, gelbgrauer Tuff und grüner und blauer Mainsandstein verwendet. Die Kirche mit ihren frühgotischen Formen wurde zum Mittelpunkt der umliegenden Villenbebauung. Die künstlerische Ausgestaltung haben der Bildhauer Otto Richter, der Maler Hans Seliger, der Glasmaler August Oetken und der Kunstschmied Paul Golde vorgenommen. Bei der Wiederherstellung der Kirche, die in mehreren Abschnitten erfolgte, ersetzte Architekt Georg Lichtfuß von 1956 bis 1959 den ursprünglich gotisch gestalteten Eingangsvorbau durch eine einfache, kupfergedeckte Halbtonne auf zwei schlanken Stützen.

Die Mauerflächen des Kirchenschiffs im Innern sind hell verputzt, nur die Pfeiler, die Maßwerke der Fenster und die Umrahmung des Triumphbogens, der den Chor vom Kirchenschiff trennt, sind aus grauem Sandstein ausgeführt. Steinern sind auch die Brüstungen der Emporen. Über dem Schiff spannt sich heute anstatt des vormaligen dreijochigen Sterngewölbes ein Tonnengewölbe, das aus Rabitz besteht und in die Dachkonstruktion eingehängt wurde und in das die Stichkappen hineinragen. Der Chor wird von einem spitzbogigen Gewölbe überdeckt. Einzig die Arkadengänge sowie die Seitenempore besitzen ein Kreuzrippengewölbe.

Die Kirche besaß bis zu ihrer Zerstörung im März 1943 sechs Antikglasfenster mit Glasmalereien. Sie wurden zunächst schmucklos notverglast, ab 1993 durch neu gestaltete Fenster nach Entwürfen von Johannes Schreiter ersetzt. Von der ursprünglichen Kanzel, die wie auch die heutige auf der rechten Seite des Chorbogens stand, war der Unterbau erhalten geblieben, nicht aber der Kanzelkorb mit den Reliefs. Das Pendant zur Kanzel, das Taufbecken auf der gegenüberliegenden Seite, hatte den Krieg wenngleich angeschlagen überstanden.

Das Ölgemälde in der Eingangshalle, das Karl den Großen vermutlich mit Papst Leo III. und zwei Bischöfen zeigt, stammt von Julius Schrader. An der Innenseite der mittleren Tür im Kirchenschiff ist ein Portal gestaltet, das aus einem Relief in einer oberen dreieckigen Bekrönung besteht sowie aus zwei weiblichen Figuren, rechts und links neben der Portalöffnung. Bei dem Relief handelt es sich um die Szene der Auferstehung Jesu Christi.

Glocken

Im Turm hängen vier Bronzeglocken:

Schlagton Gussjahr Glockengießerei Gewicht (kg) Durchmesser (cm) Höhe (cm) Krone (cm) Inschrift
as′′ 1934 Franz Schilling 430 82 68 17 GLAUBET AN DAS LICHT, DIEWEILGE IHR ES HABT, AUF DASS IHR DES LICHTES KINDER SEID.
1959 Petit & Gebr. Edelbrock 3000 164 135 27 O LAND, LAND, LAND, HÖRE DES HERRN WORT +
des′ 1959 Petit & Gebr. Edelbrock 1900 135 120 22 SUCHET MICH, SO WERDET IHR LEBEN +
f′ 1959 Petit & Gebr. Edelbrock 850 106 90 19 FRIEDE SEI MIT EUCH +

Orgel

Die erste Orgel, gebaut von der Firma Sauer aus Frankfurt (Oder), wurde durch die Kriegseinwirkungen von 1943 nahezu vollkommen zerstört. Die Orgel wurde 1967 von Karl Schuke (Berlin) erbaut. Das Instrument ist in Anlehnung an barocke Orgel disponiert. Es hat 51 Register auf drei Manualen und Pedal. Die Spieltrakturen und Koppeln sind mechanisch, die Registertrakturen sind elektrisch.[1]

I Unterwerk C–g3
1. Quintadena 8′
2. Gedackt 8′
3. Blockflöte 4′
4. Nasat 22/3
5. Praestant 2′
6. Waldflöte 2′
7. Terz 13/5
8. Quinte 11/3
9. Sifflöte 1′
10. None 08/9
11. Zimbel III
12. Regal praestant 8′
13. Krummhorn 8′
Tremulant
II Hauptwerk C–g3
14. Quintadena 16′
15. Prinzipal 08′
16. Gemshorn 08′
17. Gedackt 08′
18. Oktave 04′
19. Rohrflöte 04′
20. Quinte 022/3
21. Großmixtur IV-VI 011/3
22. Scharff III 01′
23. Trompete 08′
III Schwell-Oberwerk C–g3
24. Praestant 08′
25. Rohrgedackt 08′
26. Gemsflöte 08′
27. Schwebung 08′
28. Prinzipal 04′
29. Holzflöte 04′
30. Zartgeige 04′
31. Schwegel 02′
32. Quintflöte 011/3
33. Septime 011/7
34. Superoktave 01′
35. Cornett V 08′
36. Mixtur V 02′
37. Dulzian 16′
38. Oboe 08′
39. Schalmey 04′
Tremulant
Pedal C–f1
40. Prinzipal 16′
41. Subbaß 16′
42. Zartbaß 16′
43. Oktave 08′
44. Gedackt 08′
45. Sesquialter II 051/3
46. Hohlflöte 04′
47. Rauschpfeife III 04′
48. Prinzipalflöte 02′
49. Mixtur V 02′
50. Posaune 16′
51. Fagott 16′
52. Posaune 08′
  • Koppeln: I/II, III/II, III/I, I/P, II/P, III/P
  • Spielhilfen: zwei freie Generalkombinationen, zwei freie Pedalkombinationen, Plenum, Nachtigall, Zimbelstern

Literatur

  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Berlin: Berlin und seine Bauten. Teil VI. Sakralbauten. Berlin 1997.
  • Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. Berlin 1978.
  • Karl-Heinz Metzger: Kirchen, Moscheen und Synagogen in Wilmersdorf. Berlin 1986.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Band Berlin. München/Berlin 2006.
  • Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar. Berlin 1987.
  • Christiane Baumgärtner: 100 Jahre Grunewaldkirche. Berlin 2004.

Weblinks

Commons: Grunewaldkirche – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Nähere Informationen zur Orgel der Grunewaldkirche