Haie und kleine Fische

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Film
Titel Haie und kleine Fische
Produktionsland Deutschland
Originalsprache Deutsch
Erscheinungsjahr 1957
Länge 120 Minuten
Altersfreigabe
Stab
Regie Frank Wisbar
Drehbuch Wolfgang Ott
Produktion Willy Zeyn junior
Alf Teichs
Musik Hans-Martin Majewski
Orchester Erwin Lehn
Kamera Günter Haase
Schnitt Carl Otto Bartning
Besetzung

Haie und kleine Fische entstand 1957 unter der Regie von Frank Wisbar. Der Antikriegs-Film basiert auf einem Roman von Wolfgang Ott aus dem Jahr 1954, der den grausamsten Teil des Seekriegs, den U-Boot-Krieg, schildert. Dem heute weitgehend unbekannten Wolfgang Ott gelang 1956 mit seinem Roman Haie und kleine Fische ein großer Erfolg. Der Roman wurde von Frank Wisbar mit den seinerzeit noch eher unbekannten Schauspielern Hansjörg Felmy und Horst Frank durchaus realistisch in Szene gesetzt.

Handlung

Ausschnitt des Filmplakats von Helmuth Ellgaard

Der Film spielt in Deutschland während des Zweiten Weltkrieges. 1940 nimmt das Minensuchboot Albatros vier „frische“ Seekadetten an Bord, die zuvor als Freunde zusammen auf einem Heringsfänger gearbeitet hatten: Teichmann, Heyne, Stollenberg und Vögele. Schon am nächsten Tag laufen sie aus. Die Mannschaft gerät in schwere Kämpfe. Vögele stirbt. Teichmann rettet dem schwer verwundeten Flottillenchef Wegener, in dessen Frau Edith er unglücklich verliebt ist, das Leben. Der erblindete Wegener ist aber nun vollständig auf die Hilfe seiner Frau angewiesen. Desillusioniert über seine aussichtslose Liebe meldet Teichmann sich zum U-Boot-Einsatz, nachdem er im Lazarett gesundet ist. Das Kommando auf diesem U-Boot führt Wegeners Jugendfreund Lüttke. Wegener hatte sich dafür verwendet, dass Teichmann dort anheuern kann. Lüttke ahnt etwas von der Liebe Teichmanns zu Edith, weswegen der junge Offizier allerhand Schikanen erdulden muss. Auch schätzt Lüttke Teichmann völlig falsch ein. Teichmann hatte zuvor auf dem Minensuchboot den unfähigen und überforderten Leutnant Pauli, der ihn immer wieder anschwärzte, aus gutem Grund niedergeschlagen.

Teichmanns Freund Gerd Heyne begeht Selbstmord, als er vom Tod seines jüdisch-stämmigen Vaters, eines Regimekritikers, im KZ Bergen-Belsen erfährt. Kurz zuvor meinte er noch zu Teichmann: „Wir beide, wir sind ganz kleine Fische und wir werden alle, der eine früher, der andere später, von den Haien gefressen werden, jenen Herren, die einem Riesenhai gehorchen, der nur vom Töten lebt.“

Bei einem weiteren Gefecht wird das U-Boot von den Briten per Radar geortet und angegriffen und sinkt. Stollenberg stirbt, Teichmann und weitere Kameraden, die sich in einem anderen Teil des U-Bootes befunden haben, haben noch eine Chance. Die Männer kämpfen verzweifelt, lebend an die Wasseroberfläche zu gelangen. Alles wird zum Ausstieg vorbereitet. Nur acht von ihnen werden anderentags von einem deutschen Schiff entdeckt und aus dem Wasser gezogen, unter ihnen Teichmann.

Produktion und Hintergrund

Es handelt sich um einen Willy Zeyn Film im Verleih Deutsche Film Hansa. Die Erstaufführung von Haie und kleine Fische in der Bundesrepublik Deutschland fand am 26. September 1957 im Universum-Kino in Stuttgart statt.

Wisbar porträtiert in seinem Film einfache Soldaten und Offiziere und macht deutlich, dass sie in einem Krieg kämpfen müssen, den sie nicht zu verantworten haben. Haie und kleine Fische war der erste von vier Filmen Wisbars, der den Zweiten Weltkrieg thematisierte. 1958 drehte er Hunde, wollt ihr ewig leben und 1959 Nacht fiel über Gotenhafen und Fabrik der Offiziere.

Das Titellied, das auch im Abspann gesungen wird, ist Verloren, vergessen, gesungen von Ralf Bendix. Weiter erklingt im Film das Lied Wer das vergißt von Lotar Olias und Peter Moesser.

Mit den im Titel genannten Begriffen kleine Fische und Haie sind neben der eigentlichen allegorischen Bedeutung auch die Minenräumer (= kleine Fische) und die U-Boot-Waffe (= Haie) gemeint. Außerdem bürgerte sich der eingängige Titel Haie und kleine Fische ein, um Verhältnisse zwischen Menschen zu charakterisieren (die Mächtigen da oben und die Kleinen da unten).[1]

Kritik

„Trotz gegenteiliger Bemühung im Gehalt ziemlich nichtssagend, in der technischen Gestaltung des Kampfgeschehens eindrucksvoll. Für Erwachsene.“

6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958.[2]

„Ein tragisch akzentuierter, technisch ausgesprochen versierter Film, der inhaltlich allerdings auf dem Niveau von Heftchenromanen steht. Viel zu unreflektiert gegenüber der Nazi-Diktatur, verstärkt sich vor allem gegen Ende der Eindruck, daß er in dieser Akzentuierung schon im Jahr 1942 hätte gedreht werden können.“

„Wisbar, der 1938 in die USA emigriert war und nach dem Krieg als amerikanischer Staatsbürger nach Deutschland zurückkehrte, setzte hier mehr auf die Charakterzeichnungen der jungen Protagonisten denn auf reißerisches Schlachtengetümmel. Besonders die klaustrophobischen Szenen im U-Boot wissen zu überzeugen - unwillkürlich denkt man an Wolfgang Petersens späteren Welterfolg Das Boot. Einige Kritiker bemängelten, Wisbar habe die Nazi-Diktatur viel zu unreflektiert behandelt, doch dem Regisseur ging es hier um das Leid des Einzelnen im Krieg, nicht um eine Auseinandersetzung mit der Nazi-Diktatur.“

„Erster von vier Filmen Frank Wisbars, die sich mit verschiedenen Aspekten des Zweiten Weltkriegs auseinandersetzten und zweites Aufeinandertreffen der beiden Jungstars Horst Frank und Hansjörg Felmy, die gerade erst in Der Stern von Afrika zu sehen gewesen waren. Gelungene Kriegsszenen, die teilweise mit dokumentarischen Aufnahmen montiert wurden. Als Aufarbeitung der jüngsten Vergangenheit aber eher zwiespältig.“

„Frank Wisbars Geschichte eines zunächst unbekümmerten Seekadetten, der wenig später (1942/43) die Schrecken des Krieges im Nordatlantik erlebt, seine Freunde verliert und selber den Krieg nur knapp überlebt, seelisch und körperlich gebrochen, erweist sich auch heute noch als spannendes und nachdenklich stimmendes Kinostück. Der gutbesetzte Film ist szenisch dicht und enthält eine Vielzahl packender Kampfaufnahmen, die der Realität nahekommen. Darüber hinaus vermittelt Regisseur Wisbar auch Stimmung und Zeitgefühl der frühen vierziger Jahre auf beklemmende Weise.“

Dirk Jasper, Film-Lexikon[6]

Literatur

  • Wolfgang Ott: Haie und kleine Fische. Roman. Herbig, München 2003, 512 S., ISBN 3-7766-2314-4
  • Gerhard Bliersbach: So grün war die Heide. Der deutsche Nachkriegsfilm in neuer Sicht. Beltz Verlag, Weinheim und Basel 1985, ISBN 3-407-85055-7

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Haie und kleine Fische In: Universal-Lexikon.de
  2. 6000 Filme. Kritische Notizen aus den Kinojahren 1945 bis 1958. Handbuch V. der Katholischen Filmkritik, 3. Auflage, Verlag Haus Altenberg, Düsseldorf 1963, S. 175.
  3. Haie und kleine Fische im Lexikon des internationalen Films
  4. Haie und kleine Fische bei prisma.de. Abgerufen am 26. März 2013.
  5. Haie und kleine Fische bei kino.de. Abgerufen am 26. März 2013.
  6. Haie und kleine Fische bei Dirk Jasper, film-lexikon.de. Abgerufen am 26. März 2013.