Hans-Peter Weingand

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Hans-Peter Weingand (* 1964) ist ein österreichischer Historiker und LGBT-Aktivist der Steiermark.

Leben und Werk

Als Historiker verfügt Weingand über ein breites Spektrum. Er erforschte die Geschichte der Glaubenskirche in Sankt Johann am Tauern während der letzten 200 Jahre und die der Technischen Hochschule Graz im Dritten Reich, schrieb eine Biographie des legendären Kärntner Räubers Simon Kramer,[1] bezog im Fernsehfilm Leidenschaft und Verrat Stellung zur Person des Alfred Redl[2] und beteiligte sich am Ausstellungsprojekt Büro der Erinnerungen des Universalmuseums Joanneum.[3]

Weingand ist einer der wichtigsten Aktivisten für die Gleichstellung von Lesben und Schwulen in der Steiermark. 1991 initiierte er – mit der Gründung der Rosaroten Panther und deren Zeitschrift Buschtrommel – einen Neustart der Lesben- und Schwulenbewegung in der Steiermark, nachdem die HOSI Steiermark 1989 aufgelöst worden war: „Als wir den Verein gründeten, war die Bezeichnung Gray Panther gerade für Seniorenparteien sehr beliebt, dafür stand wiederum die afro-amerikanische Bürgerrechtsbewegung Black Panther Pate. Wir haben dann noch Pink Panther dazu gedacht und den Verein »Rosarote Panther« genannt. Seit 1997 heißen wir RosaLila PantherInnen, diese symbolische Einbeziehung des lesbischen Aspekts kam also erst später dazu.“ [4]

Weingand fungierte als Landessekretär und stellvertretender Bundesobmann der sozialdemokratischen Homosexuellenorganisation SoHo (Parteigruppe), an deren Gründung er beteiligt war, und ist Leiter der Steiermark-Redaktion des österreichischen Schwulen- und Lesbenmagazins PRIDE. Er ist nach langjähriger Tätigkeit als Vereinskassier nach wie vor im Vorstand der RosaLila PantherInnen vertreten, nunmehr in beratender Funktion. Weingand war stets ein Vordenker der Szene, heute thematisiert er beispielsweise die Themen Regenbogenfamilie oder Migration und Homosexualität: „Das ist total spannend.“[5]

„Es gibt eben manche, die meinen, dass Homosexualität eine Spielart der Natur sei, die so alt wie die Menschheit selbst ist. Andere wiederum glauben, man müsse nur beten, und dann verschwindet sie. Ich kann dazu nur sagen: Man hat bisher 450 Spezies gefunden, die Homosexualität kennen. Und nur eine homophobe: den Menschen. Was ist da natürlicher?“

Hans-Peter Weingand: Ein Acker, der noch zu bearbeiten ist[6]

In der Begründung für die Verleihung der G.A.L.A. 2008 an Weingand heißt es: „Legendär sind Weingands kulturhistorische Stadtführungen mit ihren zahlreichen Bezügen auf das Leben von Lesben und Schwulen in Graz.“[7]

Auszeichnung

  • 2008 Gay and Lesbian Award (G.A.L.A.) der HOSI Linz
  • 2014 Forschungspreis der AG Pro

Ausgewählte Publikationen

Eigenständige Publikationen

  • Die Technische Hochschule Graz im Dritten Reich. Graz: Hochschülerschaft an der Technischen Universität, 1988, 2., durchgesehene Auflage 1995.
  • mit Werner Winkler: Diese Welt muss unser sein. Die sozialistischen Studierenden in Graz 1919–1991. Graz: Verein für Studentische Medien- und Kulturarbeit, 1992.
  • 200 Jahre Glaubenskirche St. Johann, Tauern. Zur Geschichte des einzigen erhaltenen evangelischen Kirchenbaues der Toleranzzeit in der Steiermark. Gaishorn: Evangelische Pfarrgemeinde, 1994.
  • Krapfenbäck Simerl. Leben und Sterben eines legendären Kärntner Räubers. Graz: Eigenverlag 1996; ergänzte und erweiterte Auflage 2009; 3., erweiterte Auflage 2010 (über Simon Kramer).
  • mit Karin Pirolt und Kurt Zernig: Was wäre wenn? Eingetragene Partnerschaften von Lesben und Schwulen in Österreich. Vergleichende Darstellung der rechtlichen Instrumente für gleichgeschlechtliche Paare in Europa und eine Abschätzung der finanziellen Auswirkungen auf die öffentlichen Hände bei Einführung der eingetragenen Partnerschaft nach dänischem Muster in Österreich (= Edition Regenbogen – Studienreihe Homosexualität. Bd. 1). Im Auftrag des Ludwig-Boltzmann-Institutes zur Analyse wirtschaftspolitischer Aktivitäten. Graz: Rosalila PantherInnen, Wien 2000.
  • Beitrag zur Homosexualität um 1900 in: Julius Zinner: Entspricht die Bestrafung der Homosexuellen unserem Rechtsempfinden? Österreichs erste Streitschrift eines Betroffenen. Die Neuauflage der Streitschrift erfolgt anlässlich „100 Jahre Homosexuellenbewegung in der Steiermark“. Graz: Rosalila PantherInnen, 2008.

Beiträge

  • Vom Feuertod zu einem Monat Gefängnis. Gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen und Strafrecht in Österreich 1499–1803. In: Invertito. Bd. 1 (1999).
  • mit Christian Klösch: Zur Lage der Studierenden in Graz im Jahr 1945. In: Historisches Jahrbuch der Stadt Graz. Bd. 25, 1994.
  • „Mit einem Rückfall ist auf alle Fälle zu rechnen.“ Männliche Homosexualität und Kriminalbiologie am Beispiel der Universität Graz. In: Invertito. Bd. 4 (2002).
  • Beitrag in: Christian Marczik (Hrsg.): Tarnschriften – Verborgene Information. Graz: Ed. Keiper, 2012.
  • Homosexualität und Kriminalstatistik in Österreich. In: Invertito. Bd. 13 (2011).
  • mit Markus Wurzer: Innensichten und Außenblicke: Studentische NS-Aktivitäten in Graz und Leoben 1930–1938. In: Österreichische Hochschülerschaft (Hg.): Österreichische Hochschulen im 20. Jahrhundert. Austrofaschismus, Nationalsozialismus und die Folgen. Wien 2013.
  • „Den leisen Schritt Carmillas …“ Wie die Vampire in die Steiermark kamen. In: Carmilla, der Vampir und wir. Wien 2014.
  • Nationalsozialistische Studierende. „Österreichische Studenten in Not“ und „Vertreter des Dritten Reiches in Österreich“. In: Acta Studentica. Folge 188, Wien 2014.
  • „Wie wir hören, ist der Führer höchst beglückt über dieses Denkmal.“ Neue Aspekte zur Geschichte des Linzer Burschenschafterturms. In: Acta Studentica. Folge 190, Wien 2014.
  • „... daß dieses Laster mehr eine Religions Sache seye“. Gleichgeschlechtliche sexuelle Handlungen und Strafrecht in Österreich 1781–1852. In: Invertito. Bd. 16 (2015).

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Simon Kramer - ein begnadeter Bandit, abgerufen am 1. März 2014
  2. IMDb, Stichwort Hans-Peter Weingand, abgerufen am 1. März 2014
  3. Menschen schreiben Geschichte, abgerufen am 1. März 2014
  4. Kevin Recher: Ein Acker, der noch zu bearbeiten ist In: Annenpost, 28. September 2011, abgerufen am 28. Februar 2014
  5. Recher, a.a.O.
  6. Recher, a.a.O.
  7. HOSI Linz ehrt Hans-Peter Weingand, abgerufen am 1. März 2014