Harald Blauzahn

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Harald bei der Taufe im Jahre 960 durch Mönch Poppo

Harald I. „Blauzahn“ Gormson (altnordisch Haraldr blátǫnn, dänisch Harald Blåtand; * um 910 in Dänemark; † 1. November 987 in Jomsburg)[1] war König von Dänemark (ca. 936/958–987) und von Norwegen (970–987).

Leben

Gedenkstein in Wolin

Harald war ein Sohn Gorms des Alten und dessen Frau Thyra Danebod. Nach dem Tod seines Vaters folgte Harald ihm als König nach. Der betreffende Zeitpunkt ist in der Forschung umstritten. Teilweise wird aufgrund von Quellenaussagen die Zeit um 936 angenommen, doch deuten dendrochronologische Untersuchungen einer Holzkammer in Gorms vermutetem Grab in Jelling auf 958 hin.[2]

Harald fiel als Wikingerführer mehrmals in die Normandie ein, wo er 945 Richard den Furchtlosen unterstützte, indem er Ludwig IV. gefangen nahm und ihn zwang, Richards Herrschaft anzuerkennen. Harald erkannte 948 die Oberhoheit Ottos I. an und gründete die Bistümer Aarhus, Ripen und Schleswig, wodurch die Christianisierung Skandinaviens begann. 950 gründete er Jomsburg (auch bekannt unter Julin, Jumne, Wollin) im späteren Pommern.

Harald ließ sich um 960 am Poppostein taufen. 974 fiel er nach dem Tod Ottos I. in Holstein ein.[3] In einem Gegenschlag Ottos II. verlor er Schleswig an den Kaiser.

Harald verbündete sich mit den Söhnen des von Håkon dem Guten vertriebenen Erik Blodøks. Nach dem Tode Håkons des Guten besetzte er Süd-Norwegen und wurde König von Norwegen.[4] Unter seiner Herrschaft setzte er die Söhne von Erik Blodøks zu Jarlen ein, unter anderem Harald Gråfell. Diese töteten Sigurd Ladejarl, den ehemaligen Verbündeten von Håkon dem Guten. Damit begann die lange Feindschaft zwischen dem Geschlecht Harald Hårfagres und den Ladejarlen. Als sie aber zu selbstherrlich wurden, wechselte Harald Blauzahn die Partner und verbündete sich mit Håkon Sigurdsson, Sohn des ermordeten Sigurd Ladejarl, und dieser wurde sein Vasall. Im Jahre 983 eroberte Harald das 974 verlorene Schleswig zurück.

Grab von Harald Blauzahn im Dom von Roskilde

Harald hatte Dänemark erstmals unter einer Krone geeint. Für diesen Einigungsprozeß nahm er als Christ die Hilfe der Kirche in Anspruch. Dadurch kam es zu Konflikten mit seinem Sohn Sven I. Gabelbart, der sich weiterhin als ein Wikinger sah. Eine auf der Ostsee geführte Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn, der legendären Seeschlacht von Helgenes um 986, wahrscheinlich bei Bornholm, endete zugunsten des Königssohnes Sven, da er von den Jomswikingern unterstützt wurde. Nach nordischen Quellen, so der Jómsvíkinga saga, Knýtlinga saga und Heimskringla, traf während einer nächtlichen Kampfpause an Land den König ein Pfeil aus dem Hinterhalt, der ihn schwer verwundete. Harald Blauzahn konnte mit Getreuen aus der Schlacht entkommen und sich am südlichen Teil der Ostseeküste im späteren Pommern retten. Allerheiligen 985 oder 986 starb er in Jomsburg oder Jumne.[5] Sein Sohn trat als König von Dänemark die Nachfolge an.[6] Haralds Leichnam wurde nach Adam von Bremen (II/25, S. 106f) nach Roskilde in die von ihm erbaute Kirche überführt.

Beiname

Die Herkunft des Namenszusatzes „Blauzahn“ oder „Schwarzzahn“ ist unklar und daher Gegenstand zahlreicher Spekulationen und Volksetymologien. Dass sich die Bezeichnung auf die Farbe der Zähne des Königs bezog, ist unwahrscheinlich. Nichtsdestoweniger verarbeitete der schwedische Schriftsteller Frans G. Bengtsson das Zahnmotiv in einem Kapitel seines Romans Die Abenteuer des Röde Orm.

Der erste Bestandteil des Kompositums kann sicher auf die altnordische Farbbezeichnung blár zurückgeführt werden, die sowohl für „dunkelblau“ als auch für „schwarz“ bzw. „bleifarben“ steht.

Unsicherheit besteht bezügl. des Bestandteils -tönn „Zahn“. Plausibel erscheint die Auffassung als sog. Heiti-Metapher für ein Schwert. Andere Historiker vermuten, dass er mit dem Wort þegn „Freisasse, Untertan; Dolch“ (vgl. engl. thane und chieftain) in Verbindung zu bringen ist.

Liste der Ehefrauen und Kinder

Ehefrauen:

  • Gunhild
  • Tove oder deren Mutter, Mistiwojs Witwe.
  • Gyrthe von Schweden (Gyrid)

Kinder:

Runenstein in Jelling

Der größere der beiden Runensteine in Jelling wurde in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts von Harald Blauzahn errichtet. Er trägt die Runeninschrift:

Runenstein von Blauzahn, Schriftseite

  • haraltr:kunukṛ:baþ:kaurua (modernisiert: „Haraldr konungr bauð gjöra“)
  • kubl:þausi:aft:kurm faþur sin („kuml þessi eftir Gorm föður sinn“)
  • auk aft:þa;urui:muþur:sina:sa („ok eftir Þyri móður sína, sá“)
  • haraltr ias:s<a;>ṛ·uan·tanmaurk („Haraldr sem vann Danmörku“)
  • ala·auk·nuruiak („alla ok Noreg“)
  • ·auk·tani·<karþi·>kristna; („ok Dani gjörði kristna.“)

Deutsch: „König Harald gebot, dass dieses Denkmal seinem Vater Gorm und seiner Mutter Tyra gemacht wurde; dér Harald, der sich ganz Dänemark und Norwegen unterwarf und die Dänen zu Christen machte.“

Sonstiges

Das Bluetooth-Logo

Der Funkstandard Bluetooth, welcher in modernen Mobiltelefonen weit verbreitet ist, wurde nach Harald Blauzahn benannt.[7] Das Logo zeigt die Initialen HB in Form eines Monogramms der Runen Hagalaz und Berkano.

Siehe auch

Quellen

  • Adam von Bremen: Hamburgische Kirchengeschichte. Geschichte der Erzbischöfe von Hamburg. Reihe: Historiker des deutschen Altertums. Herausgegeben von Alexander Heine. Übersetzt von J.C.M. Laurent und W. Wattenbach. Phaidon Verlag, Essen/Stuttgart 1986.

Literatur

  • Erich Hoffmann: Beiträge zur Geschichte der Beziehungen zwischen dem deutschen und dem dänischen Reich für die Zeit von 934 bis 1035. In: 850 Jahre St.-Petri-Dom zu Schleswig 1134–1984. (= Schriften des Vereins für Schleswig-Holsteinische Kirchengeschichte. Reihe I, Band 33). Schleswig 1984, ISBN 3-88242-086-3, S. 105–132.
  • Arnulf Krause: Welt der Wikinger. Campus, Frankfurt am Main 2006, ISBN 978-3-593-37783-4
  • Lutz Mohr: Die Jomswikinger – Mythos oder Wahrheit. Nordische Sagas zusammengestellt, kommentiert und herausgegeben. Edition Pommern, Elmenhorst 2009, ISBN 978-3-939680-03-1.
  • Lutz Mohr: Drachenschiffe in der Pommernbucht. Die Jomswikinger, ihre Jomsburg und der Gau Jom. Reihe: Edition Rostock maritim, hrsg. von Robert Rosentreter. Rostock: Ingo Koch Verlag 2013. ISBN 978-3-86436-069-5
  • Birgit Sawyer, Peter Sawyer: Die Welt der Wikinger. Die Deutschen und das europäische Mittelalter. Übersetzt aus dem Englischen von Thomas Bertram. Siedler, Berlin 2002, ISBN 978-3-88680-641-6

Weblinks

Commons: Harald Blåtand – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Lexikon des Mittelalters, Band 4, Sp. 1929.
  2. Knut Helle (Hrsg.): The Cambridge History of Scandinavia. Band 1. Cambridge 2003, S. 174. Für 936 etwa Lexikon des Mittelalters, Band 4, Sp. 1561.
  3. Edith Marhold: Haithabu in der altisländischen Literatur In: Klaus Düwel, Edith Marold, Christiane Zimmermann (Hrsg.): Von Thorsberg nach Schleswig. (= Reallexikon der Germanischen Altertumskunde. Ergänzungsband 25). de Gruyter, 2001, ISBN 3-11-016978-9. S. 85. A. Krause: Haraldr Blátönn. In: Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Bd. 13. de Gruyter 1999 ISBN 3-11-016315-2 S. 639.
  4. Palle Lauring: Geschichte Dänemarks. Wachholtz, Neumünster 1964, S. 47f.
  5. Palle Lauring: Geschichte Dänemarks. Wachholtz, Neumünster 1964, S. 48.
  6. Robert Bohn: Dänische Geschichte. Beck, München 2010, S. 10f.
  7. Bluetooth: Fact or Fiction www.bluetooth.com
VorgängerAmtNachfolger
Gorm der AlteKönig von Dänemark
ca. 936/958–987
Sven Gabelbart
Harald II.König von Norwegen
970–987
Sven Gabelbart