Heiliger Abend

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Ein Weihnachtsbaum

Der Heilige Abend am 24. Dezember, auch Heiligabend oder Weihnachtsabend genannt, ist der Vorabend des Weihnachtsfestes; vielerorts wird auch der ganze Vortag so bezeichnet. Am Abend findet unter anderem in Deutschland, der Schweiz, in Liechtenstein und in Österreich traditionell die Bescherung statt. Als Heilige Nacht oder als Christnacht wird die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember bezeichnet.

Allgemeines

„Julaftonen“ (Der Heilige Abend) (1904–1905), Aquarell von Carl Larsson

Nach dem antiken Kalender endete der Tag mit dem Sonnenuntergang, somit gehört der Abend des 24. Dezember liturgisch bereits zum Weihnachtstag. In Europa hat sich die familiäre Weihnachtsfeier mit Bescherung und Festessen mehr und mehr auf den Abend oder schon den Nachmittag des 24. Dezember vorverlagert. Neben den deutschsprachigen Ländern findet die Bescherung unter anderem auch in Argentinien, Polen, Ungarn und den nordischen Ländern am Heiligabend statt. In den meisten anderen, vor allem den englisch- und französischsprachigen Ländern werden die Geschenke am Morgen des ersten Weihnachtstages verteilt.

Das Fest wird meist im Familienkreis gefeiert. Zuerst folgt die Bescherung und danach das Essen zum Heiligen Abend, das unterschiedlich begangen wird. In Deutschland ist es verbreitet, Kartoffelsalat mit Würstchen oder eine ähnlich einfache Mahlzeit zu essen, aber auch aufwendigere Gerichte wie Gans oder Karpfen sind üblich. In einigen Familien gehört der Besuch eines Gottesdienstes, entweder am späten Nachmittag (Christvesper, Krippenspiel) oder nachts (Christmette), zum gewohnten Ritual, auch bei Nicht-Kirchgängern. Die Gottesdienste am Heiligen Abend gehören daher in allen christlichen Konfessionen zu den am besten besuchten im ganzen Jahr.

Liturgie

Die morgendlichen Stundengebetszeiten, die kleinen Horen bis zur Non, und die Messfeier am Vormittag sind die letzten Gottesdienste der Adventszeit. Der Tag gilt – örtlich unterschiedlich – bis zur Vesper oder zur nächtlichen Christmette als Fast- oder Abstinenztag. Der Fastenbrauch ist in einigen Ländern als Kirchengebot erhalten; im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz wird er von manchen freiwillig weitergepflegt.

Mit der ersten Vesper von Weihnachten beginnt die Weihnachtszeit. Die Christvesper ist im evangelischen Raum de facto der weihnachtliche Hauptgottesdienst.

Örtlich wurde die Zeit der Christmette von Mitternacht immer weiter in die Abendstunden vorgezogen. Bei Sonnenuntergang am späten Nachmittag finden vielerorts bereits „Kinderchristmetten“ und Krippenspiele statt. Die Christmette soll nach den erneuerten liturgischen Vorschriften der katholischen Kirche jedoch in der Nacht stattfinden, da es sich um eine Nachtwache handelt.[1]

Recht

Der 24. Dezember ist in Deutschland, der Schweiz, in Liechtenstein und in Österreich traditionell kein gesetzlicher Feiertag im Sinne der Arbeitsruhe (Werktag). In den meisten Landesgesetzen ist er ab den Nachmittags- oder Abendstunden als stiller Tag festgesetzt.

Viele der Feiertagsgesetze der deutschen Bundesländer schreiben für den Heiligen Abend ab 14 Uhr vor, dass in der Gastronomie nur Musik gespielt werden darf, die dem weihnachtlichen Charakter entspricht.[2]

In Europa ist der 24. Dezember in folgenden Ländern ein gesetzlicher Feiertag: Bulgarien, Estland, Finnland, Litauen, Slowakei, Tschechien und in der Republik Zypern.

Sonstiges

Im Jahr 1914 legten etwa 100.000 Soldaten der West- und Ostfront des Ersten Weltkriegs zu Weihnachten ihre Waffen in einem unautorisierten Waffenstillstand nieder. Dieser Weihnachtsfrieden dauerte einige Tage.

In den Jahren 1940 bis 1943 instrumentalisierte der Großdeutsche Rundfunk den Heiligabend mit propagandistischen Weihnachtsringsendungen zur „Verbindung von Front und Heimat“.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 brannten in vielen Fenstern in der Bundesrepublik Deutschland zu Heiligabend Kerzen. Mit dieser Geste, die auf den damaligen Berliner Regierenden Bürgermeister Ernst Reuter zurückgeht, wurde der Kriegsgefangenen gedacht, die nach Kriegsende noch nicht heimgekehrt waren. Bis in die 1960er Jahre wurden derartige Kerzen anlässlich der deutschen Teilung als Solidaritätsbekundung mit den „Brüdern und Schwestern im Osten“ aufgestellt.[3] Der Brauch, am Heiligen Abend eine brennende Kerze ins Fenster zu stellen, wird seit 1986 wieder gepflegt. In Rom erscheint der Papst um 18 Uhr am Fenster seiner Privatgemächer und entzündet eine Kerze mit dem „Lumen de la Pace“ (Licht des Friedens), das in der Vorweihnachtszeit von Pfadfindern in der Geburtsgrotte Jesu Christi in Bethlehem entzündet worden ist und in Laternen weitergegeben wird, um es in der Heiligen Nacht in den Fenstern leuchten zu lassen.

Siehe auch

Portal: Weihnachten – Übersicht zu Wikipedia-Inhalten zum Thema Weihnachten

Literatur

Weblinks

Wiktionary: Heiligabend – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Commons: Heiligabend – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kongregation für den Gottesdienst und die Sakramentenordnung: Direktorium über die Volksfrömmigkeit und die Liturgie, 2001, Nr. 110–111
  2. (z. B. Bayern: Art. 3 Abs. 1 Gesetz über den Schutz der Sonn- und Feiertage) [1]
  3. DeutschlandRadio Berlin