Heizkraftwerk Reuter West

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Heizkraftwerk Reuter West
Heizkraftwerk Reuter West, Haupteingang
Heizkraftwerk Reuter West, Haupteingang
Heizkraftwerk Reuter West, Haupteingang
Lage
Heizkraftwerk Reuter West (Berlin)
Heizkraftwerk Reuter West (Berlin)
Koordinaten 52° 32′ 7″ N, 13° 14′ 34″ OKoordinaten: 52° 32′ 7″ N, 13° 14′ 34″ O
Land Deutschland
Daten
Typ Heizkraftwerk
Primärenergie Fossile Energie
Brennstoff Steinkohle / Schweröl
Leistung 564 Megawatt
Betreiber Vattenfall Europe AG
Betriebsaufnahme 1987
Schornsteinhöhe 122 m
Eingespeiste Energie pro Jahr 2570 GWh (Durchschnittswert) GWh
Website kraftwerke.vattenfall.de/reuter-west
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Das Heizkraftwerk (HKW) Reuter West wurde in Nachbarschaft des Kraftwerks Reuter im Berliner Ortsteil Siemensstadt als Grundlast-Kraftwerk gebaut. Die beiden 300-MW-Blöcke gingen 1987 und 1988/89 in Betrieb. Heute ist das 600-MW-HKW Reuter West das leistungsstärkste Kraftwerk der Vattenfall Europe AG in Berlin.

Bau und Planung

Die ursprüngliche Planung für den Bau des Kraftwerkes sah eine Bauhöhe für Kesselhäuser und Kühlturm von mehr als 100 m vor. Wegen des 2,5 km entfernten Flughafens Tegel wurde jedoch nur eine Höhe von 100 m genehmigt.

Die Baupläne wurden dementsprechend angepasst, jedoch blieben die Grundflächen der Kesselhäuser unverändert. Die Kessel wurden in ihrer Höhe auf 74 m reduziert, was durch einen größeren Querschnitt ausgeglichen wurde. Das hatte zur Folge, dass die Langrohrbläser auf mittlerer Höhe länger wurden. An diesen Stellen erreichten sie fast die Kesselhausinnenwände und ein Passieren der Bläser wäre nicht mehr möglich gewesen. Deswegen wurde in diesen Bereichen ein Anbau von etwa 1,50 m Breite vorgenommen.

Bei dem Kühlturm handelt es sich um einen Naturzugkühlturm, der ebenfalls gegenüber der ursprünglichen Planung in der Höhe reduziert ausgeführt werden musste. Das hatte zur Folge, dass nicht der gewünschte Wirkungsgrad erzielt wurde.

Dem Kesselhaus ist ein Katalysator (DeNOx) zur Reduzierung der Stickoxide nachgeschaltet. Dieser wird von zwei Betonstützen getragen, in denen sich je ein Aufzug und ein Treppenhaus befinden.

Ein Elektrofilter wurde dem Katalysator nachgeschaltet. Dieser filtert Flugasche (vom Gesetzgeber auch als Staub bezeichnet) aus den Rauchgasen.

Anschließend befinden sich die Saugzuggebäude, die Rauchgasentschwefelungsanlage und der 122 m hohe Schornstein.

Der Netzanschluss erfolgt auf der 380-kV-Höchstspannungsebene in das Netz von 50Hertz Transmission.[1] Der erste Mast der von der Schaltanlage ausgehenden 380-kV-Freileitung ist aus ästhetischen Gründen als schornsteinähnlicher 66 m hoher Betonmast (mit Stahlfachwerktraversen) ausgeführt worden.

Geplanter Fernwärmespeicher

Ab Anfang 2014 wird auf dem Kraftwerksgelände ein Fernwärmespeicher errichtet, der Anfang 2016 in Betrieb genommen werden soll. Bei einer Höhe von 45 Metern und einem Durchmesser von 44 Metern soll er 60.000 Kubikmeter Wasser mit einer Speicherfähigkeit von 2500 MWh thermisch fassen und somit ermöglichen, Produktion und Lieferung von Wärme zu entkoppeln. Damit soll das in Kraft-Wärme-Kopplung betriebene Heizkraftwerk (HKW) bei hohem Strompreis unabhängig von der Wärmenachfrage betrieben werden können. Andererseits kann es in bestimmten Zeiten auch vollständig abgeschaltet werden, beispielsweise wenn aufgrund geringen Strombedarfes oder hoher Einspeisung regenerativer Erzeuger das HKW nicht benötigt wird. Durch die bessere Auslastung des bestehenden Kraftwerksparks sollen die jährlichen Kohlendioxidemissionen um rund 100.000 Tonnen gesenkt werden können.[2][3]

Emissionen

Kohlekraftwerke stehen aufgrund ihres Schadstoffausstoßes in der Kritik. Auch nach dem Einbau von Filteranlagen in den 1980er-Jahren, die den Großteil des Schwefels aus den Abgasen entfernen, stoßen Kohlekraftwerke weiterhin relevante Mengen Schwefeldioxid aus. Neben Schwefeldioxid gelangen umwelt- und gesundheitsschädliche Stickstoffoxide sowie gesundheitsschädliche Feinstäube, darin enthaltene Schwermetalle und PAK in die Umwelt. In Deutschland trug die Energiewirtschaft 2010 mit 71 % (6,571 Tonnen) zur Gesamt-Quecksilberemission bei.[4]

Die Schadstoffemissionen aller großen Kohlekraftwerke und Industrieanlagen sind im Europäischen Schadstoffemissionsregister (via deutschem Portal www.Thru.de) veröffentlicht.

Emissionen unterhalb der berichtspflichtigen Mengenschwelle sind in der Tabelle mit „<“ neben dem Grenzwert aufgeführt.

Luftschadstoffe

Kohlendioxid und Luftschadstoffe des Kraftwerks Reuter West (Berichtsjahr 2012)[5]
Kraftwerk Produzierte Strommenge Kohle-verbrauch Kohlendioxid (CO2) Stickoxide (NOx/NO2) Schwefeloxide (SOx/SO2) Kohlen-monoxid (CO) NMVOC (Flüchtige organische Verbindungen) Feinstaub (PM10) Anorganische Fluor-verbindungen als HF Distickoxid (N2O) Benzol (C6H6) Blei (Pb) Chrom (Cr) Nickel (Ni) Queck-silber (Hg) Arsen (As) Cadmium (Cd)
Reuter West 2.570 GWh keine Daten 2.560.000.000 kg 1.790.000 kg 752.000 kg <500.000 kg <100.000 kg <50.000 kg 19.300 kg 13.400 kg <1000 kg <200 kg <100 kg 71,5 kg 24,4 kg 29,2 kg <10 kg
Menge pro GWh 1 GWh keine Daten 996.108 kg 696 kg 292 kg keine genauen Daten keine genauen Daten keine genauen Daten 7,50 kg 5,21 kg keine genauen Daten keine genauen Daten keine genauen Daten 0,02 kg 0,01 kg 0,01 kg keine genauen Daten

Wasserschadstoffe

Wasserschadstoffe des Kraftwerks Reuter West (Berichtsjahr 2012)[6]
Kraftwerk Produzierte Strommenge Kohleverbrauch Chloride –Abwasser– Fluoride (als Gesamt-F) –Abwasser– Zink(Zn) –Abwasser– Kupfer(Cu) –Abwasser–
Reuter West 2.570 GWh keine Daten <2.000.000 kg <2.000 kg <50 kg <50 kg
Menge pro GWh 1 GWh keine Daten keine genauen Daten keine genauen Daten keine genauen Daten keine genauen Daten

Feste Schadstoffe (Verbringung gefährlicher Abfälle)

Feste Schadstoffe (Verbringung gefährlicher Abfälle) des Kraftwerks Reuter West (Berichtsjahr 2012)[7]
Kraftwerk Produzierte Strommenge Kohleverbrauch Gesamtabfallmenge Abfall zur Beseitigung Abfall zur Verwertung
Reuter West 2.570 GWh keine Daten 3.850 t 3.220 t 628 t
Menge pro GWh 1 GWh keine Daten 1,498 t 1,252 t 0,244 t

Siehe auch

Literatur

  • Bewag: Musteranlagen der Energiewirtschaft: Heizkraftwerk Reuter West. Energiewirtschaft und Technik Verlagsgesellschaft, Berlin 1989.
  • Hilmar Bärthel: Anlagen und Bauten der Elektrizitätserzeugung. In: Berlin und seine Bauten, Teil X, Band A (2) Stadttechnik. Michael Imhof Verlag, Petersberg 2006, ISBN 3-86568-012-7.

Weblinks

Commons: Heizkraftwerk Reuter West – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Kraftwerksliste Bundesnetzagentur (bundesweit; alle Netz- und Umspannebenen) Stand 02.07.2012. (Microsoft-Excel; 1,6 MB) Archiviert vom Original am 22. Juli 2012; abgerufen am 21. Juli 2012.
  2. Vattenfall baut an allen Ecken in Berlin. In: Tagesspiegel, 2. Dezember 2013. Abgerufen am 27. Dezember 2013.
  3. Wärmespeicher für Berlin. Vattenfall; abgerufen am 27. Dezember 2013.
  4. Emissionsentwicklung 1990–2010, Schwermetalle. Nationale Trendtabellen für die deutsche Berichterstattung atmosphärischer Emissionen seit 1990, Umweltbundesamt (Excel-Tabelle), 2012
  5. Daten zum Kraftwerk Reuter West
  6. Daten zum Kraftwerk Reuter West
  7. Daten zum Kraftwerk Reuter West