Hermann Anschütz-Kaempfe

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Hermann (Franz Joseph Hubertus Maria) Anschütz-Kaempfe (* 3. Oktober 1872 in Zweibrücken; † 6. Mai 1931 in München) war ein deutscher Wissenschaftler und Erfinder des Kreiselkompass.

Leben und Wirken

Er studierte Medizin in Innsbruck und wurde dort Mitglied der AKV Tirolia, die heute zum ÖKV gehört. Hermann Anschütz-Kaempfe konstruierte 1907 den ersten Einkreiselkompass, der erstmals 1908 auf dem deutschen Linienschiff SMS Deutschland verwendet wurde. Zuverlässiger arbeitete aber der 1912 von ihm gebaute Mehrkreiselkompass, der auf dem deutschen Schlachtkreuzer Moltke erprobt wurde. Im Jahr 1913 erfolgte der erste Einsatz auf einem Handelsschiff, dem deutschen PassagierschiffImperator“.

Anschütz-Kaempfe gewann 1915 einen Patentstreit zum Kreiselkompass gegen Elmer Ambrose Sperry, zu dem 1914 Albert Einstein als Gutachter hinzugezogen worden war, und bei dem beide sich schätzen lernten. Es begann eine langjährige Freundschaft mit Einstein, die dazu führte, dass letzterer viele Berechnungen für den Kreiselkompass für Anschütz-Kaempfe durchführte und ihn viele Jahre lang in den Sommerferien in Kiel besuchte, wobei das Segelboot von Anschütz eine zentrale Rolle spielte. Es gelang Anschütz fast, Einstein einen Lehrstuhl an der Kieler Christian-Albrechts-Universität zu vermitteln, was letztlich am Beginn der 30er Jahre an der antisemitischen Professorenschaft scheiterte.

Den nach ihm benannten „Anschütz-Zweikreisel-Kugelkompass“ entwickelte Anschütz-Kaempfe 1927. Dieser Kompass diente als Grundlage der heutigen Kreiselkompassanlagen. Der Dreikreisel-Kompass geht auf die Zusammenarbeit mit seinem Vetter Maximilian Schuler zurück.

Unternehmen

In Kiel gründete Hermann Anschütz-Kaempfe am 23. September 1905 das Unternehmen Anschütz & Co, die er bis 1930 leitete, dann übertrug er seine Anteile der Carl-Zeiss-Stiftung.

Neben Kreiselkompassen stellte das Unternehmen bereits ab 1911 die ersten halbautomatischen und später automatischen Koppeltische her, die die Daten der Kompasse mit den Werten der Fahrtmessanlage kombinierten und auf einer Seekarte anzeigten.

Anschütz-Kaempfe unternahm mehrere Forschungsreisen zum Mittelmeer und in die Arktis. Er plante zudem die Unterquerung des Nordpols mit einem U-Boot. Dies gelang jedoch erst 1958 mit dem Atom-U-Boot USS Nautilus (SSN-571).

1922 erwarb Anschütz-Kaempfe das Schloss Lautrach in Lautrach/Unterallgäu und ließ es renovieren. Er hielt hier mit von ihm ausgewählten Wissenschaftlern sogenannte „Fakultätssitzungen“ ab, so etwa mit Karl von Frisch, Wilhelm Wien, Richard Willstätter, Albrecht Kossel, Arnold Sommerfeld und Albert Einstein.

Unter den prominenten Bürgern, welche im September 1927 die Bayerische Reitschule AG in München ins Leben riefen, war auch Anschütz-Kaempfe, welcher 1931 alle Anteile der AG erwarb, um sie dann der Universität mit dem Zweck, studentisches Reiten zu fördern, zu stiften.Das Grab befindet sich in München auf dem Waldfriedhof Alter Teil 178 - W - 23.

Ehrungen

  • Im Münchner Stadtteil Berg am Laim ist eine Straße nach Anschütz-Kaempfe sowie in Erlangen die Anschützstraße benannt.
  • In Kiel, Lorentzendamm 43 erinnert eine Gedenktafel an den Gründer der Kreiselkompaßfirma Anschütz & Co.[1]

Literatur

  • Arnold Keller: Anschütz-Kaempfe, Hermann Franz Joseph Hubertus Maria. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 1, Duncker & Humblot, Berlin 1953, ISBN 3-428-00182-6, S. 308 f. (Digitalisat).
  • Jobst Broelmann: Die Kultur geht so gänzlich flöten bei der Technik. Der Unternehmer und Privatgelehrte Hermann Anschütz-Kaempfe und Albert Einsteins Beitrag zur Erfindung des Kreiselkompasses. In: Kultur & Technik, Nr.1/1991.
  • Hermann Anschütz-Kaempfe: Der Kreisel als Richtungsweiser auf der Erde mit besonderer Berücksichtigung seiner Verwendbarkeit auf Schiffen. In: Jahrbuch der Schiffbautechnischen Gesellschaft. Bd.10/1909.
  • Patent DE182855: Kreiselapparat. Angemeldet am 26. März 1904.

Weblinks

Belege

  1. Gerd Stolz: Menschen und Ereignisse – Gedenktafeln in Kiel, S. 40