Hermann Pohlmeier

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 14. April 2016 um 18:56 Uhr durch Aka (Diskussion | Beiträge) (Satzzeichen). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Hermann Pohlmeier (* 17. Juli 1928 in Düsseldorf; † 7. August 1996) war ein deutscher Arzt, medizinischer Psychologe und Psychoanalytiker. Er war Lehrstuhlinhaber für Medizinische Psychologie an der Universität Göttingen und widmete sich insbesondere der Suizidforschung.

Leben

Pohlmeier nahm ein Medizinstudium an der Universität Köln auf und wechselte nach zwei Semestern an die Universität Bonn, wo er ein Theologiestudium begann und in das Katholische Priesterseminar aufgenommen wurde. Das Theologie-Studium brach er nach sechs Semestern ab und wandte sich erneut der Medizin zu.[1] 1957 wurde er in München mit der Schrift Eine einfache Flachschnittmethode der Chorionallantoismembran als diagnostisches Hilfsmittel in der Mikrobiologie zum Doktor der Medizin promoviert.

Nach seiner Facharztausbildung in Psychiatrie und Lehranalyse arbeitete Pohlmeier am Max Planck Institut für Psychiatrie München bis 1969 im klinischen Bereich bei Paul und Norbert Mattussek. Von 1970 bis 1975 arbeitete er als Oberarzt in Ulm, wo er der Arbeitsgruppe um Helmut Enke angehörte, in der die Medizinische Psychologie als Lehrfach begründet wurde. Ab 1975 wirkte Hermann Pohlmeier als Professor für dieses Fach an der Universität Göttingen. Sein Schwerpunkt war die Depressions- und vor allem die Suizidforschung.[2] Er war Mitbegründer und über acht Jahre Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Selbstmordverhütung.[3] Nachdem der damalige Präsident der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben (DGHS), Hans Henning Atrott, wegen verbotenen Handels mit Zyankali und Steuerhinterziehung verhaftet worden war, übernahm Pohlmeier im Mai 1993 den Vorsitz dieser Gesellschaft.[4][5]

Schriften (Auswahl)

  • Hermann Pohlmeier: Selbstmord und Selbstmordverhütung. Urban und Schwarzenberg, München 1978. (2. Auflage 1983, ISBN 3-541-08582-7)
  • Hermann Pohlmeier (Hrsg.), Jean Améry: Selbstmordverhütung, Anmassung oder Verpflichtung. Keil, Bonn 1978, ISBN 3-921591-03-1.
  • Hermann Pohlmeier: Depression und Selbstmord. Keil, Bonn 1980, ISBN 3-921591-11-2. (3. Auflage 1995, Parerga Düsseldorf, ISBN 3-930450-02-X.)
  • Hermann Pohlmeier (Hrsg.), Uschi Essbach-Kreuzer: Medizinische Psychologie und Klinik. Verlag für Angewandte Psychologie, Stuttgart 1982, ISBN 3-87844-000-6.
  • Hermann Pohlmeier (Hrsg.): Suizidales Verhalten. Methodenprobleme und Erklärungsansätze. Roderer, Regensburg 1983, ISBN 3-89073-001-9.
  • Hans Henning Atrott, Hermann Pohlmeier (Hrsg.): Sterbehilfe in der Gegenwart. Roderer, Regensburg 1990, ISBN 3-89073-473-1.
  • Hermann Pohlmeier (Hrsg.), Jean Améry: Selbstmordverhütung. In: Deutsche Gesellschaft für Humanes Sterben: Schriften der Deutschen Gesellschaft für Humanes Sterben e.V. Band 1, Parerga, Düsseldorf 1994, ISBN 3-9803042-6-4.
  • Hermann Pohlmeier: Suizid zwischen Medizin und Recht. G. Fischer, Stuttgart 1996, ISBN 3-437-11708-4.
  • Hermann Pohlmeier: Wie frei ist der Freitod? – Einschränkung frei verantwortlichen Handelns durch Krankheit? In: Berliner medizinethische Schriften 7, Humanitas-Verlag, Dortmund 1996, ISBN 3-928366-21-1.

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Immer an der Grenze. In: Die Zeit. Nr. 40, 30. September 1988.
  2. Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie: Hermann Pohlmeier (1928–1996), Oktober 1996.
  3. Die Zyankali-Geschäfte. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1994 (online).
  4. Einsame Treue. In: Der Spiegel. Nr. 26, 1993 (online).
  5. Georg Bönisch, Hans Leyendecker: Vorsorge für den Tag X. Die Professoren Hermann Pohlmeier und Klaus Dörner über Sterbehilfe und Euthanasie. In: Der Spiegel. Nr. 11, 1994 (online).