Hureaulith

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Hureaulith
Hureaulith (rosa) auf Reddingit (bräunlich) aus Galiléia, Doce valley, Minas Gerais, Brasilien (Größe: 5,9 cm × 4,9 cm × 3,9 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel
  • Mn2+5(PO3OH)2(PO4)2·4H2O[1]
  • (Mn2+,Fe2+)5[PO3(OH)|PO4]2·4H2O[2]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Phosphate, Arsenate und Vanadate
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

VII/C.04
8.CB.10
39.02.01.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem monoklin
Kristallklasse; Symbol monoklin-prismatisch; 2/m[3]
Raumgruppe (Nr.) C2/c[4] (Nr. 15)
Gitterparameter a = 17,59 Å; b = 9,13 Å; c = 9,50 Å
β = 96,7°[4]
Formeleinheiten Z = 4[4]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 3,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,15 bis 3,19; berechnet: 3,19[5]
Spaltbarkeit gut nach {100}
Farbe hellrosa bis rotviolett, bernsteinfarben, orange, rot, weiß, grau
Strichfarbe nahezu weiß
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,637 bis 1,657
nβ = 1,645 bis 1,667
nγ = 1,649 bis 1,671[6]
Doppelbrechung δ = 0,012 bis 0,014[6]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Achsenwinkel 2V = 75 bis 82° (gemessen); 70 bis 84° (berechnet)[6]
Pleochroismus sichtbar: X = farblos; Y = gelb bis hellrosa; Z = rötlichgelb bis rötlichbraun[6]

Hureaulith ist ein eher selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“. Es kristallisiert im monoklinen Kristallsystem mit der idealisierten, chemischen Zusammensetzung Mn2+5(PO3OH)2(PO4)2·4H2O[1], ist also chemisch gesehen ein wasserhaltiges Mangan-Phosphat.

Hureaulith ist durchsichtig bis durchscheinend und entwickelt meist tafelige bis kurzprismatische Kristalle mit glasähnlichem Glanz auf den Oberflächen, kommt aber auch in Form faseriger oder massiger Mineral-Aggregate vor. In reiner Form ist Hureaulith farblos und durchsichtig. Durch vielfache Lichtbrechung aufgrund von Gitterbaufehlern oder polykristalliner Ausbildung kann er aber auch weiß oder grau erscheinen und durch Fremdbeimengungen eine hellrosa bis rotviolette, bernsteinfarbene oder orange bis rote Farbe annehmen, wobei die Transparenz entsprechend abnimmt.

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Hureaulith zusammen mit Heterosit bei Les Hureaux nahe der Gemeinde Saint-Sylvestre im französischen Département Haute-Vienne und beschrieben 1825 durch François Alluaud (1778–1866), der das Mineral nach seiner Typlokalität benannte.

In älteren Publikationen ist der Mineralname oft in der Schreibweise Huréaulith (mit Akut) zu finden. Dies entspricht jedoch weder der ursprünglich von Aluaud publizierten Schreibweise des Namens noch den Vorgaben zur Mineralbenennung der IMA[7], nach der Minerale, die nach einem geographischen Fundort benannt wurden, darauf geachtet werden muss, dass die Schreibweise des Namens derjenigen an der Typlokalität entspricht. Mit der 2008 erfolgten Publikation „Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks“[8] wurden die unterschiedlichen Schreibweisen verschiedener Minerale bereinigt und die Schreibweise Huréaulith ist seitdem aufgrund des überflüssigen diakritischen Zeichens diskreditiert.

Klassifikation

Bereits in der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Hureaulith zur Mineralklasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort zur Abteilung der „Wasserhaltigen Phosphate ohne fremde Anionen“, wo er zusammen mit Sainfeldit und Villyaellenit die „Hureaulith-Reihe“ mit der System-Nr. VII/C.04 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Hureaulith ebenfalls in die Abteilung der „Phosphate ohne weitere Anionen, mit H2O“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und dem Stoffmengenverhältnis vom Phosphat-, Arsenat- bzw. Vanadatkomplex (RO4) zum Kristallwassergehalt, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Mit ausschließlich mittelgroßen Kationen, RO4 : H2O = 1 : 1“ zu finden ist, wo es ebenfalls als Namensgeber die „Hureaulithgruppe“ mit der System-Nr. 8.CB.10 und den weiteren Mitgliedern Miguelromeroit, Nyholmit, Sainfeldit und Villyaellenit bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Hureaulith in die Klasse der „Phosphate, Arsenate und Vanadate“ und dort in die Abteilung der „“ ein. Hier ist er ebenfalls als Namensgeber der „Hureaulitgruppe“ mit der System-Nr. 39.02.01 innerhalb der Unterabteilung „Wasserhaltige saure Phosphate etc., H2(AB)5(XO4)4 × x(H2O)“ zu finden.

Bildung und Fundorte

Hureaulithkristall aus Hagendorf, Waidhaus, Oberpfälzer Wald, Bayern (Bildbreite 3 mm)
Hureaulith (rosa) und Barbosalith (schwarz) aus der Sapucaia Mine, Sapucaia do Norte, Minas Gerais, Brasilien (Sichtfeld 1,1 cm × 1 cm)

Hureaulith bildet sich sekundär durch Verwitterung primärer Phosphatminerale in komplexen granitischen Pegmatiten. Als Begleitminerale können unter anderem Dickinsonit, Eosphorit, Fairfieldit, Heterosit, Kakoxen, Lithiophilit, Phosphosiderit, Rockbridgeit, Roscherit, Stewartit, Strengit, Triphylin und Vivianit auftreten.

Als eher seltene Mineralbildung kann Hureaulith an verschiedenen Fundorten zum Teil zwar reichlich vorhanden sein, insgesamt ist er aber wenig verbreitet. Bisher (Stand 2014) gelten rund 120 Fundorte als bekannt.[9] Neben seiner Typlokalität Les Hureaux trat das Mineral in Frankreich noch in einigen Steinbrüchen bei Chanteloube und bei Bessines-sur-Gartempe im Département Haute-Vienne (Region Limousin) zutage.

In Deutschland fand man Hureaulith unter anderem am Hennenkobel (Hühnerkobel) im Bayerischen Wald, bei Krennbruch im niederbayerischen Landkreis Freyung-Grafenau und bei Stützersdorf (Markt Tittling) im Landkreis Passau sowie in den Pegmatiten bei Hagendorf und in einer Silbergrube nahe Waidhaus im Oberpfälzer Landkreis Neustadt an der Waldnaab.

Der bisher einzige bekannte Fundort in der Schweiz ist das Ponte-Tal bei Brissago TI im Kanton Tessin.

Bekannt aufgrund außergewöhnlicher Hureaulithfunde ist unter anderem Shingus in Pakistan, wo violette Kristalle von bis zu fünf Zentimeter Durchmesser entdeckt wurden.[10]

Weitere Fundorte liegen unter anderem in Argentinien, Australien, Brasilien, Finnland, Japan, Kasachstan, Madagaskar, Marokko, Mosambik, Namibia, Norwegen, Polen, Portugal, Rumänien, Ruanda, Spanien, Südafrika, Tschechien und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA).[11]

Kristallstruktur

Hureaulith kristallisiert monoklin in der Raumgruppe C2/c (Raumgruppen-Nr. 15) mit den Gitterparametern a = 17,59 Å; b = 9,13 Å; c = 9,50 Å und β = 96,7° sowie 4 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[4]

Siehe auch

Literatur

  • L. N. Vauquelin: Analyse de l’huraulite, minéral trouvé dans la commune d’Hureaux. In: Annales de Chimie et de Physique. Band 3 (1825), S. 302–307 (PDF 344,3 kB)
  • F. Alluaud: Notices sur l'hétérosite, l'hureaulite (fer et manganèse phosphatés), et sur quelques autres minéraux du département de la Haute-Vienne, in: Anneles des Sciences Naturelles, Band 8 (1826), S. 334-354 (PDF 703,3 kB, französisch)
  • Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 639 (Erstausgabe: 1891).
  • Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 640.

Weblinks

Commons: Hureaulite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names; January 2014 (PDF 1,5 MB)
  2. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  3. Webmineral - Hureaulite
  4. a b c Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 474.
  5. Hureaulite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 66,6 kB)
  6. a b c d Mindat - Hureaulite
  7. Ernest H. Nickel, Joel D. Grice: The IMA Commission on New Minerals and Minerala Names: Procedures and Guidelines on Mineral Nomenclature, In: The Canadian Mineralogist, Band 36 (1998); PDF 328 kB, ab S. 8
  8. Ernst A.J. Burke: Tidying up Mineral Names: an IMA-CNMNC Scheme for Suffixes, Hyphens and Diacritical marks, In: Mineralogical Record, Band 39, Nr. 2 (März–April 2008); PDF 2,7 MB
  9. Mindat - Anzahl der Fundorte für Hureaulith
  10. Petr Korbel, Milan Novák: Mineralien-Enzyklopädie. Nebel Verlag GmbH, Eggolsheim 2002, ISBN 3-89555-076-0, S. 174 (Dörfler Natur).
  11. Fundortliste für Hureaulith beim Mineralienatlas und bei Mindat