Ian Kershaw

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Ian Kershaw, Preisträger des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung 2012
Ian Kershaw (links) auf der Leipziger Buchmesse 2012

Sir Ian Kershaw (* 29. April 1943 in Oldham, Lancashire) ist ein britischer Historiker, der durch seine Schriften zum Nationalsozialismus, besonders durch seine zweiteilige Biografie über Adolf Hitler, bekannt wurde.

Leben

Kershaw studierte in Liverpool und am Merton College der University of Oxford. Nach seinem Abschluss war er zunächst als Dozent für Mittelalterliche und Moderne Geschichte an der University of Manchester tätig. Nebenbei erlernte er am Goethe-Institut dieser Stadt die deutsche Sprache. Sprache, Kultur und Geschichte Deutschlands beeindruckten ihn so nachhaltig, dass er seinen Tätigkeitsschwerpunkt auf deutsche Zeitgeschichte verlagerte.

1983/84 hatte er eine Gastprofessur an der Ruhr-Universität Bochum inne. 1987 nahm er eine Professur für moderne Geschichte an der University of Nottingham an. Zwei Jahre später wechselte er an die University of Sheffield, an der er bis zu seiner Emeritierung Ende September 2008 als Professor für moderne Geschichte lehrte. Er wohnt in Didsbury.[1]

Kershaw gilt in Fachkreisen als bedeutender Experte auf dem Gebiet der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Einem breiteren Publikum wurde er mit seiner zweiteiligen Hitler-Biografie bekannt, die 1998 und 2000 erschien. In ihr versucht Kershaw Hitlers Aufstieg und Herrschaftssystem vor allem mit Blick auf die gesellschaftlichen Kräfte zu erklären.[2] Sie gilt mittlerweile als ein Standardwerk.

Sein 2008 erschienenes Werk Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg beschreibt zehn von Kershaw so genannte Schlüsselentscheidungen aus den 19 Monaten zwischen Mai 1940 und Dezember 1941. Jede dieser Entscheidungen, die von einer der damaligen Mächte Großbritannien, Deutschland, Italien, Sowjetunion, Japan, Vereinigte Staaten und Italien gefällt wurden, beruhte auf vorangegangenen Schlüsselentscheidungen. In diesen 19 Monaten seien entscheidende Weichenstellungen für die Weltgeschichte der zukünftigen Jahrzehnte getroffen worden.[3]

In seinem 2011 erschienenen Buch Das Ende. Kampf bis in den Untergang geht Kershaw der Frage nach, warum viele Deutsche Hitler „bis zum Ende“ folgten und nicht früher kapitulierten, sondern weiterkämpften, obwohl längst offensichtlich war, dass Deutschland den Krieg verlieren würde. Kershaw nennt vier Hauptgründe: Tugenden wie Pflichtgefühl und Ehre wurden von den Nationalsozialisten instrumentalisiert bzw. missbraucht, viele Menschen sahen keine Alternative, zudem fürchteten sie den Terror von SS und Gestapo (gegen Zivilisten und Soldaten, zum Beispiel gegen Deserteure) einerseits und die Rote Armee andererseits.

Ehrungen

1991 wurde Kershaw in die British Academy aufgenommen.[4] Am 9. November 1994 erhielt er für seine Verdienste um die deutsche Geschichte das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse.[5] Er wurde 2002 von Elisabeth II. zum Ritter geschlagen und darf sich seitdem Sir Ian Kershaw nennen. 2012 erhielt er gemeinsam mit Timothy Snyder den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung.[6]

Schriften

Weblinks

Commons: Ian Kershaw – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Thomas Kielinger und Ian Kershaw (Interview): Es war ein versuchter Selbstmord Europas. In: Die Welt vom 2. Januar 2016
  2. Joachim Fest: Hitler, 4. Aufl. 2008, S. IX f.
  3. Interview mit Ian Kershaw zu "Wendepunkte" - Teil I, Interview mit Ian Kershaw zu "Wendepunkte" - Teil II (YouTube Videos)
  4. Mitgliedsprofil
  5. Bundespräsidialamt
  6. Ian Kershaw zum Leipziger Buchpreise für europäische Verständigung 2012 (YouTube Video)