Ida Siekmann

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Ida Siekmann im Fenster des Gedenkens der Gedenkstätte Berliner Mauer

Ida Siekmann (* 23. August 1902 in Gorken, Westpreußen; † 22. August 1961 in Berlin) war das erste bekannte Todesopfer an der Berliner Mauer. Sie starb nur neun Tage nach der Abriegelung der Sektorengrenze und dem Beginn des Mauerbaus.

Leben

Der Präsident von Zypern vor dem Mahnmal für Ida Siekmann am Unglücksort (Mai 1962)
Bernauer Straße im Jahr 1955, einschließlich der Bernauer Straße 48, mit Anmerkungen (auf der Wikimedia-Commons Seite), die die Eingangstür der Residenz von Ida Siekmann zeigen, und das 3. Stock-Fenster, aus dem sie sprang.
Grab von Ida Siekmann, Urnenfriedhof Seestrasse, Berlin-Wedding (2011)
Gedenktafel in der Bernauer Straße: „Dem Opfer der Schandmauer Ida Siekmann; † 22.8.1961, gewidmet“

Ida Siekmann wurde im Gutsbezirk Gorken im Kreis Marienwerder geboren. 1961 lebte sie in der Bernauer Straße 48 in Berlin-Mitte, arbeitete als Krankenschwester und war verwitwet.[1][2] Sie hatte eine Schwester, Martha L., die nur wenige Häuserblocks entfernt in der Lortzingstraße im Westteil der Stadt lebte.[3] Die Gebäude auf der südlichen Seite der Straße gehörten seit 1945 zum sowjetischen Sektor, während die Straße und die nördliche Bebauung zum französischen Sektor gehörten. Mit der Abriegelung der Sektorengrenze war es den Bewohnern nicht mehr möglich, auf den Bordstein vor ihrem Haus zu gehen, weil dieser zum anderen Sektor gehörte. In ihrem Haus wurden regelmäßige Kontrollen durch die Grenzpolizei durchgeführt.

Am 21. August wurde die Haustür des Mehrfamilienhauses von den Behörden der DDR verbarrikadiert, um so eine Flucht aus dem Haus zu verhindern. Ida Siekmann warf am Morgen des 22. August 1961 Federbetten und Ähnliches aus einem Fenster im dritten Stock ihres Wohnhauses auf den zu West-Berlin gehörenden Bürgersteig (52° 32′ 24,8″ N, 13° 24′ 10,56″ O). Damit wollte sie ihren Fall abfangen. Wenig später sprang sie aus dem Fenster, noch bevor die Westberliner Feuerwehr ein Sprungtuch bringen konnte. Beim Aufprall verletzte sie sich so schwer, dass sie auf dem Weg ins Lazarus Krankenhaus starb.

Die Presse in West-Berlin berichtete ausführlich über den Vorfall, der für Unmut in der Bevölkerung sorgte. Bei der Beisetzung des Leichnams auf dem Städtischen Friedhof im damaligen Bezirk Wedding am 29. August 1961 nahmen Anwohner und Vertreter der West-Berliner Politik teil. Siekmanns Sarg war mit Blumen in den Farben West-Berlins geschmückt. Der Bezirk richtete an der Unglücksstelle ein Mahnmal ein, das später durch eine Gedenktafel ersetzt wurde. Am 23. August 1962 legten Robert F. Kennedy und Willy Brandt dort einen Kranz nieder. Am Gedenkstein für Opfer der Berliner Mauer wird ebenso an Siekmann erinnert wie mit einem Foto im „Fenster des Gedenkens“ der Gedenkstätte Berliner Mauer. Am 15. April 2010 benannte die Bezirksvertretung Münster Mitte eine Straße nach ihr, den Ida-Siekmann-Weg.

Literatur

  • Werner Filmer, Heribert Schwan: Opfer der Mauer. Die geheimen Protokolle des Todes. Bertelsmann, München 1991, ISBN 978-3-570-02319-8, S. 77.
  • Christine Brecht: Ida Siekmann. In: Die Todesopfer an der Berliner Mauer 1961–1989. Links, Berlin 2009, S. 34–36.

Weblinks

Commons: Ida Siekmann – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Peter Galante, Jack Miller: The Berlin Wall. Arthur Baker Ltd., 1. Januar 1965, S. 79–80.
  2. Dem Opfer der Unfreiheit. In: BILD, 29. August 1961
  3. In der Tasche der Toten fand man die Adresse der Schwester. (PDF) In: Hamburger Abendblatt, 23. August 1961.