Inselnetz

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Ein Inselnetz ist ein Stromnetz, das nur aus einem oder einigen wenigen Elektrizitätswerken besteht, ein räumlich enges Gebiet versorgt und keinen elektrischen Anschluss zu anderen Stromnetzen besitzt. Das Gegenstück zum Inselnetz ist das Verbundnetz. Der Übergang vom Inselnetz zum Verbundnetz ist fließend, da in größeren Inselnetzen eine echte Verbundnetzstruktur aufgebaut sein kann. Technisch besteht die Abgrenzung eines Inselnetzes zum Verbundnetz darin, dass in einem Inselnetz die Sekundärregelung nur auf die Konstanthaltung der Netzfrequenz ausgelegt ist. In Verbundnetzen übernimmt die Sekundärregelung zusätzlich auch die Aufgabe, die Übertragungsleistung auf sogenannte Kuppelleitungen, das sind Verbundleitungen zwischen einzelnen Netzsegmenten, in bestimmten Bereichen zu halten.

Kleinere und autonome Stromversorgungsanlagen, wie beispielsweise die Stromversorgung auf abgelegenen Gebirgshütten, stellen keine Stromnetze dar und werden als Inselanlage bezeichnet.

Arten von Inselnetzen

Bei einem Inselnetz kann es sich um eine wirkliche Insel oder auch um unabhängige Stromnetze auf dem Festland handeln. In West-Berlin gab es beispielsweise ein Inselnetz zur Zeit der deutschen Teilung. Große nationale Inselnetze existieren heutzutage hauptsächlich in Entwicklungsländern sowie Staaten, die keinen Verbund mit Nachbarstaaten eingehen wollen oder aus physikalischen Gründen nicht eingehen können. Beispielsweise wird das Stromnetz in Fairbanks, Alaska, als Inselnetz ohne direkte Verbindung zu benachbarten nordamerikanischen Verbundnetzen im Rahmen der North American Electric Reliability Corporation betrieben. Der Grund liegt in den großen räumlichen Abständen und der nur dünn besiedelten Region, was einen Verbundbetrieb mit benachbarten nordamerikanischen Stromnetzen nicht wirtschaftlich zulässt.

Manche Bahnstromnetze zeigen gewisse Gemeinsamkeiten mit Inselnetzen, wenn auch Kopplungen zum öffentlichen Stromnetz über Bahnstromumformerwerke bestehen. Auch spezielle Bahnstromnetze wie das der Mariazellerbahn ist über das Kraftwerk Erlaufboden im Umformerbetrieb mit dem Verbundnetz gekoppelt und daher nicht komplett als Inselnetz zu verstehen.

Eine Besonderheit als Inselnetz stellt die Elektrische Energieversorgung auf Schiffen dar. Dieses Bordnetz wird in der Regel von Hilfsdieselgeneratoren, Wellengeneratoren oder seltener von Turbogeneratoren gespeist.

Versorgung und Betrieb von Inselnetzen

Die Nachteile von Inselnetzen liegen in der verringerten Ausfallsicherheit, der erhöhten Frequenz- und Spannungsschwankung und den hohen Kosten für das Bereithalten von Stromreserven. Die Kosten für Stromreserven entstehen zum Beispiel, wenn in Großkraftwerken mehrere redundante Turbinen im Teillastbetrieb mit ungünstigem Wirkungsgrad laufen müssen.

Häufig werden kleine Inselnetze und Inselanlagen mit Dieselgeneratoren betrieben, können jedoch beispielsweise auch mit Photovoltaikanlagen, Windenergieanlagen, kleinen Wasserkraftwerken, Brennstoffzellen oder Kombinationen davon betrieben werden. In einigen Inselnetzen sind zudem Speicher wie Batterie-Speicherkraftwerke oder Schwungradspeicher mit integriert.

Inselnetz mit Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung

Es gibt auch Stromnetze, die mit einem größeren Stromnetz mittels Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragung (HGÜ) in Verbindung stehen und manchmal trotz dieser elektrischen Verbindung als Inselnetz bezeichnet werden. Hierbei handelt es sich durchweg um Stromnetze auf Inseln, wie beispielsweise auf Gotland. Wenn eine solche Verbindung realisiert wurde, stellt diese oft die einzige technische Möglichkeit zur Kopplung mit einem anderen Stromnetz dar. Eine solche Verbindung erhöht die Versorgungssicherheit und ermöglicht ggf. den Export von Elektroenergie. Allerdings ist nur bei einer HGÜ mit selbstkommutierten Stromrichtern eine reine Speisung aus der HGÜ möglich.

Literatur