Internat Solling
Internat Solling | |
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Schulform | Internats-Gymnasium |
Gründung | 1909 |
Adresse |
Einbecker Straße 1 |
Ort | Holzminden |
Land | Niedersachsen |
Staat | Deutschland |
Koordinaten | 51° 49′ 32″ N, 9° 29′ 27″ O |
Träger | Stiftung Landschulheim am Solling |
Schüler | ca. 250 |
Lehrkräfte | 45[1] |
Leitung | Helga Volger |
Website | www.internatsolling.de |
Das Internat Solling (vor 2013 Landschulheim am Solling) ist ein renommiertes privates, staatlich anerkanntes Internats-Gymnasium in freier Trägerschaft. Es liegt in einem 50 ha großen parkartigen Gelände der Stadt Holzminden auf einer Anhöhe zwischen der Weser und dem Naturpark Solling-Vogler. Rund 200 Jungen und Mädchen leben derzeit im Internat, dazu kommen 50 externe Schüler.
Geschichte
Das Landschulheim am Solling (LSH), so der ursprüngliche Name, wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von den vier Lehrern Alfred Kramer, Theophil Lehmann, Gerhard Viehbrock und Gerhard Zimmermann gegründet. Pfingsten 1909 erfolgte die Grundsteinlegung des ersten Gebäudes („Unterhaus“). 1912 wurde bereits das doppelt so große Oberhaus erbaut. 1913 gehörte das Landschulheim Solling zu den Ausrichtern des Meißnertreffens (Erster Freideutscher Jugendtag). Der Erste Weltkrieg brachte der Schule fast den Zusammenbruch, zumal der erste Leiter Alfred Kramer 1918 starb. Sein Nachfolger Theophil Lehmann führte das LSH weiter und kämpfte bis zu seinem Tod 1943 um die Unabhängigkeit seiner Schule. Im Herbst 1945 erfolgte die Wiederöffnung, die Schülerzahlen stiegen bis in die späten 1950er Jahre an. In den 70er und 80er Jahren, als mit der Ausweitung des staatlichen gymnasialen Angebotes viele Internate schließen mussten, kam auch das LSH nicht um eine Verkleinerung herum und verkaufte einige Gebäude. Seit 1985 besteht es in der aktuellen Größe. Im Jahr 2012 wurde das 100. Jubiläum des Oberhauses begangen.
Das Internat heute
„Bildung für Kopf, Hand und Herz“ ist das pädagogische Motto des LSH. Die Lehrer sind gleichzeitig die Betreuer der Wohngruppen von je 8 bis 12 Jungen bzw. Mädchen. Durch Neigungs- und Kompetenzfächer wird der Fächerkanon der öffentlichen Schulen ergänzt. In der Mittel- und Oberstufe werden Berufseignungstests, Berufsberatungsmessen und Hochschulbesuche angeboten. Praktische Erfahrung sammeln die Jugendlichen bei einer kleinen, selbstständigen Forschungsarbeit mit Abschlusspräsentation und dem vierwöchigen Berufspraktikum. In Arbeitsgemeinschaften und sozialen Werken soll das Leben in der Gemeinschaft erprobt und gefestigt, persönliche Stärken hervorgehoben und Schwächen ausgeglichen werden. Im Reitstall, dem Fitnessraum, der Bibliothek, dem Kino oder der „Teestube“ übernehmen Schüler Verantwortung. Spezifische Neigungen können im Abitur berücksichtigt werden, alle fünf Oberstufenprofile werden angeboten: sprachlich, naturwissenschaftlich, musisch-künstlerisch, gesellschaftswissenschaftlich und sportlich.
Rituale
Zu den Ritualen der Internatsgemeinschaft zählen die so genannten Morgen- und Abendsprachen. Das sind kulturelle Veranstaltungen mit Musik, Theater und Vorträgen, die aus eigenen Reihen, aber auch mit Gästen von außen, gestaltet werden. Die Teilnahme daran ist verpflichtend und führt alle Schüler dreimal in der Woche in der Aula zusammen.
Netzwerke
Das LSH verfügt über ein Netzwerk in den unterschiedlichen Bereichen. Etwa 2.500 Ehemalige halten über ein Alumni-Netzwerk Kontakt zu ihrer Schule und unterstützen sie z. B. bei der Berufsberatung oder dem Vermitteln von Praktikumsplätzen. Seit 2009 ist das LSH UNESCO-Projektschule. Alljährlich beteiligt sich eine LSH-Schüler-Delegation an der „Schüler-UNO“ in Den Haag (THIMUN). Durch das Comenius-Programm gibt es u. a. ein Austauschprogramm mit norwegischen Schulen. Traditionell werden besondere Beziehungen und Kontakte nach Lateinamerika gepflegt. So gibt es u. a. Kooperationen mit den Deutschen Schulen in Mexiko-Stadt und auf Teneriffa. Daher spielt das Angebot an Spanisch eine große Rolle. Im Laufe der Geschichte des Internats haben Schüler aus sechs Kontinenten und aus rund 80 Ländern die Schule besucht. Die Schule ist Mitglied in der Internate Vereinigung.
Regelmäßige Ehemaligentreffen, die sogenannten „Altschülertreffen“ im Oktober, sollen darüber hinaus die langfristige Verbundenheit der Schüler mit dem Internat unterstreichen. Zudem ist die Schule Mitglied im Schulverbund Blick über den Zaun.
Bekannte Schüler
Zu den bekannteren Absolventen der Schule gehören der Autor Michael Holzach, Allianz-Chef Michael Diekmann, die spätere RAF-Angehörige Susanne Albrecht, Arbeitgeberpräsident Ingo Kramer[2] und Bernd Schultz, Mit-Gesellschafter des Berliner Kunstauktionshauses Villa Grisebach. Auch Ernst Ludwig Heuss, Sohn Theodor Heuss’, legte sein Abitur am Landschulheim ab. Ein weiterer Internatsschüler war Nino Erné, nachmals ein Journalist, Schriftsteller und literarischer Übersetzer. Auch der Politologe, Jurist und Hochschullehrer Raban Graf von Westphalen legte hier 1966 sein Abitur (altsprachlicher Zweig) ab.
Literatur
Das Internat Solling verfügt über ein weitestgehend vollständiges Archiv mit Mitteilungsheften der Heimleitung seit 1927, der fast vollständigen Korrespondenz zwischen der Heimleitung und dem Stiftungsrat sowie mit den gesamten Abiturarbeiten und Wirtschaftsunterlagen seit der Zeit der Gründung.[3]
- 100 Jahre Landschulheim am Solling 1909–2009, Festschrift Holzminden, Mitzkat, 2009, ISBN 978-3-940751-14-0
- Herrenbrück, Edgar; Theophil Lehmann: Leiter des Landschulheims am Solling, Eine Biografie, Holzminden, Mitzkat, 2006, ISBN 3-931656-94-2
- Die Theaterwerkstatt des Landschulheims am Solling. Roswitha Lehmann. 2003. ISBN 978-3-931656-59-1
Einzelnachweise
- ↑ Personalseite auf www.internatsolling.de abgerufen am 1. Oktober 2013 auf internatsolling.de
- ↑ internatsolling.de ( vom 5. November 2014 im Internet Archive) Zeitschrift der ehemaligen Schüler des LSH, August 2014, Seite 68ff. (PDF-Datei, 6 MB, zuletzt abgerufen am 5. November 2014)
- ↑ Beitrag über das Archiv des Landschulheims am Solling auf www.fachportal-paedagogik.de abgerufen am 1. Oktober 2013 auf fachportal-paedagogik.de