Johann Georg Reiche

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Johann Georg Reiche (* 7. April 1794[1] in Leese bei Nienburg/Weser;[2]9. August 1863 in Göttingen) war ein deutscher evangelischer Theologe, Hochschullehrer[1] und Konsistorialrat in Göttingen.[3]

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Reiche war der Sohn eines Predigers. Er besuchte die Schule in Nienburg, wohin sein Vater versetzt worden war, und ab 1809 in Bremen.[2] Von 1812 bis 1816 studierte in Göttingen.[4] 1815 erhielt eine Abhandlung Reiches bei einer Preisfrage der theologischen Fakultät Göttingen eine rühmliche Erwähnung, die Abhandlung selbst konnte nicht für den Preis berücksichtigt werden, da durch einen "widrigen Zufall" ein Teil derselben verloren gegangen war,[5] sie wurde jedoch 1816 veröffentlicht.[2] Nach dem Studium war Reiche zunächst Hauslehrer in Lüne und 1817 Lehrer am Gymnasium in Celle, kehrte jedoch 1818 nach Göttingen zurück und wurde Repetent der theologischen Fakultät. 1821 wurde er zum Dr. phil. promoviert. Nach einer Reise als Hofmeister eines jungen Mannes aus Bremen durch Frankreich, Italien und Schweiz in den Jahren 1822 und 1823 trat er 1824 als Privatdozent auf.[4] 1827 wurde er in Göttingen zum außerordentlichen und 1835 zum ordentlichen Professor der Theologie berufen.[6][7] 1835 wurde er von der theologischen Fakultät zu Kiel zum Doktor ernannt. In der Philosophie orientierte er sich an Friedrich Heinrich Jacobi und Friedrich Ludewig Bouterweck, in der Exegese verfolgte er eine grammatisch-historische Linie und brachte in diesem Sinne Erläuterungen zu den Paulinischen Briefen heraus.[2]

Als Abgeordneter der Universität Göttingen trat er 1839 in die Hannoversche Ständeversammlung, resignierte aber wegen des Verfassungskonflikts. Als 1840 die Universität zu einer neuen Wahl aufgefordert und Karl von Bothmer die Annahme der Wahl verweigerte, wurde Reiche gewählt, verweigerte jedoch ebenfalls die Annahme der Wahl. Dennoch wurde er nach Hannover befohlen und nahm dann an den Verhandlungen der Kammer teil.[2]

Von 1854 bis 1863 war er Kurator des Waisenhauses der theologischen Fakultät.[8]

Familie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Johann Georg Reiche war der Vater von

  • Auguste (1834–1880), die 1859 den Chemiker Karl Kraut heiratete;[9]
  • Luise (1837–1922), die mit dem Obermedizinalrat Wilhelm Hallwachs (1834–1881) den Komponisten, Musiker, Kapellmeister und Dirigenten Karl Hallwachs (1870–1959) zeugte.[3]

Schriften (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • De baptismatis origine et necessitate nec non de formvla baptismali. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1816.
  • Versuch einer ausführlichen Erklärung des Briefes Pauli an die Römer. 2 Bände. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1833–1834.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Wilhelm Rothert: Allgemeine Hannoversche Biografie, Bd. 2: Im Alten Königreich Hannover 1814–1866; Hannover: Sponholtz, 1914, S. 571 (in Frakturschrift).
  • Wilhelm Ebel: Catalogus professorum Gottingensium 1734–1962, im Auftrag des Senats des Georgia Augusta bearbeitet und herausgegeben. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1962, S. 36.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b o.V.: Reiche, Johann Georg (Memento des Originals vom 31. Juli 2017 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/gwlb.de in der Datenbank Niedersächsische Personen der Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek – Niedersächsische Landesbibliothek, abgerufen am 27. Januar 2017
  2. a b c d e Reiche (Johann Georg) in: Brockhaus Conversations-Lexikon der Gegenwart Bd. 4, 1, Leipzig 1840, S. 528 f. (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  3. a b o. V.: Hallwachs, Karl Adolf Florentin Friedrich (ID = 10641) auf der Seite des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen (LAGIS), abgerufen am 27. Januar 2017
  4. a b Georg Heinrich Oesterley: Geschichte der Universität Göttingen in dem Zeitraume vom Jahre 1820 bis zu ihrer ersten Säcularfeier im Jahre 1837. Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1838, S. 412 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  5. Göttingische Gelehrte Anzeigen 1815, Bd. 2, S. 1009 (Digitalisat in der Google-Buchsuche).
  6. Thomas Jan Kück: Ludwig Adolf Petri (1803–1873): Kirchenpolitiker und Theologe. Diss. Univ. Göttingen, Vandenhoeck und Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3-525-55236-X, S. 31 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Ernst Zimmermann (Begr.), Karl Gottlieb Bretschneider, Georg Zimmermann (Fortf.): Allgemeine Kirchen-Zeitung, zugleich ein Archiv für die neueste Geschichte und Statistik der christlichen Kirche nebst einer kirchenhistorischen und kirchenrechtlichen Urkundensammlung ..., XIV. Jhrg., Bd. 1. Darmstadt: Druck und Verlag von Karl Wilhelm Leske, 1835, Sp. 984 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. Markus Meumann: Universität und Sozialfürsorge zwischen Aufklärung und Nationalsozialismus: das Waisenhaus der Theologischen Fakultät in Göttingen 1747–1938. Wallstein-Verlag, Göttingen 1997, S. 88.
  9. Otto KrätzKraut, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 12, Duncker & Humblot, Berlin 1980, ISBN 3-428-00193-1, S. 722 (Digitalisat).