John Keats

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John Keats, gemalt von William Hilton

John Keats (* 31. Oktober 1795 in London; † 23. Februar 1821 in Rom) war neben Lord Byron und Percy Bysshe Shelley einer der bedeutendsten Dichter der englischen Romantik.[1]

Leben und Werk

Geboren an Halloween 1795 in Moorgate, London, als Sohn eines Stallmeisters in einem Mietstall und seiner Frau, waren seine ersten sieben Jahre glücklich. Dies änderte sich 1803, als sein Vater an einem Schädelbruch starb, den er sich bei einem Sturz von seinem Pferd zugezogen hatte. Seine Mutter verheiratete sich kurze Zeit später erneut, verließ ihren neuen Ehemann aber bald wieder und zog mit ihren Kindern zu Keats’ Großmutter. Hier besuchte Keats die Clarke’s School, an der seine Liebe zur Literatur geweckt wurde. 1810 starb jedoch seine Mutter an Tuberkulose und ließ ihn und seine Geschwister in der Obhut der Großmutter zurück.

Mit dem Sohn des Schulleiters, Charles Cowden Clarke, der ihm auch zusätzliches Schulwissen vermittelte, verband Keats eine dauerhafte Freundschaft und Liebe zur Literatur (siehe dazu auch Keats Worte you first taught me all the sweets of song in seiner Epistle to Charles Cowden Clarke). Die Großmutter bestellte zwei Vormünder für ihren Enkel, und diese holten Keats aus der Schule, um ihn bei einem Arzt in die Lehre zu geben. Nach einer Auseinandersetzung mit diesem beendete Keats das Lehrverhältnis 1814; er lernte weiter an einem örtlichen Hospital. In diesem Jahr widmete er mehr und mehr seiner Zeit dem Studium der Literatur.

Die Beschäftigung mit dem Werk von Edmund Spenser, im Besonderen mit The Faerie Queene, wurde zum Wendepunkt in Keats Entwicklung als Dichter: sie veranlasste ihn, unter dem Titel Imitation of Spenser sein erstes Gedicht zu schreiben.

Charles Brown: John Keats, 1819
Ambrotypie von Fanny Brawne (circa 1850)

Er schloss Freundschaft mit Leigh Hunt, einem Schriftsteller, der ihm half, seine Gedichte 1816 zu veröffentlichen, 1817 brachte Keats den ersten Band unter dem einfachen Titel Poems heraus. Keats’ Werke wurden allerdings nicht gut aufgenommen. John Gibbons Lockhart bezeichnete sie im Blackwood’s Magazine als Dichtung von sozial niederer Herkunft (Cockney Poetry).

Im Sommer 1817 reiste Keats auf die Isle of Wight. Während seiner Arbeit stieß bald sein Bruder Tom zu ihm, der sich seiner Pflege anvertrauen musste: Tom litt wie seine Mutter an Tuberkulose. Nach der Fertigstellung seines epischen Gedichts Endymion ging Keats zusammen mit seinem Freund Charles Brown auf Wanderschaft nach Schottland und Irland. Dort zeigen sich bei ihm erste Symptome der Tuberkulose; vorsichtshalber kehrte er zurück. Zuhause fand er Toms Gesundheitszustand verschlechtert vor und musste erfahren, dass sein Gedicht Endymion – wie seine früheren Gedichte auch – das Ziel höhnischer Kritiken geworden war.

1818 starb Tom an der Tuberkuloseinfektion, und John Keats zog erneut um, jetzt, um in Browns Haus in London zu leben. Dort traf er Fanny Brawne, die mit ihrer Mutter ebenfalls in dem Haus wohnte, und verliebte sich in sie. Die nach seinem Tod erfolgte Veröffentlichung ihrer Korrespondenz wurde in der viktorianischen Gesellschaft zum Skandal.

Keats’ Grab (linker Grabstein), daneben das Grab seines Freundes Joseph Severn

In dieser Zeit, besonders im Frühjahr und Sommer 1819, schrieb Keats seine berühmtesten Gedichte wie Ode to Psyche, Ode on a Grecian Urn, Ode to a Nightingale, On melancholy, und To autumn. Diese Gedichte zeigen ihn als Meister lyrischer Meditationen und reflektierender Verse,[2] welche die traditionellen Konventionen der Gattung überwinden. Thematisch behandeln sie Fragen nach Schönheit, Vergänglichkeit und Tod.[1]

Keats’ Haus in Rom

Die Beziehung zu Fanny Brawne wurde abgebrochen, als Keats 1820 deutlichere Anzeichen der Krankheit zeigte, die in seiner Familie wütete. Auf Vorschlag seiner Ärzte verließ er die ungesunde Londoner Luft und reiste auf Einladung von Percy Bysshe Shelley mit seinem Freund Joseph Severn nach Rom, wo er zusammen mit Shelley und dessen Frau in deren Unterkunft an der Piazza di Spagna lebte. Ein Jahr lang schien dies seiner Gesundheit dienlich zu sein, aber schließlich verschlimmerte sich sein Zustand. Er starb am 23. Februar 1821 und wurde auf dem Protestantischen Friedhof in Rom begraben. Seine letzte Bitte wurde erfüllt, auf seinem Grabstein stehen die Worte: Vorlage:"-en

Oscar Wilde schrieb später:

“[…] who but the supreme and perfect artist could have got from a mere colour a motive so full of marvel: and now I am half enamoured of the paper that touched his hand, and the ink that did his bidding, grown fond of the sweet comeliness of his charactery, for since my childhood I have loved none better than your marvellous kinsman, that godlike boy, the real Adonis of our age […] In my heaven he walks eternally with Shakespeare and the Greeks.”

„[…] wer außer dem vorzüglichsten und perfekten Künstler könnte aus einer bloßen Farbe ein Motiv so voller Wunder erschaffen: und jetzt bin ich fast verliebt in das Papier, das diese Hand berührte, und die Tinte, die seine Befehle ausführte; lieb gewonnen habe ich die süße Anmut seiner Handschrift; denn ich habe seit meiner Kindheit niemanden mehr geliebt als euren wunderbaren Verwandten, diesen gottgleichen Jungen, den wahren Adonis unserer Zeit […] In meinem Himmel geht er ewig neben Shakespeare und den Griechen.“

Eponyme

1990 wurde der Asteroid (4110) Keats nach ihm benannt.[3]

Trivia

Text des Sonetts Bright Star
  • In dem vierteiligen Science Fiction-Zyklus Hyperion/Endymion von Dan Simmons nehmen Keats’ Werke eine zentrale Rolle ein. Auch stellt eine gleichnamige Nebenfigur eine KI-Persönlichkeitsrekonstruktion des Dichters dar.
  • Der 2009 gedrehte Film Bright Star mit dem deutschen Titel Meine Liebe. Ewig der australischen Regisseurin Jane Campion basiert auf der Biografie Keats von Andrew Motions. Der englische Titel zitiert die erste Zeile des Liebes-Sonetts Bright star, would I were stedfast as thou art. Der Film konzentriert sich auf die letzten drei Lebensjahre des Dichters und seine romantische Liebe zu Fanny Brawne, aus deren Sicht die Geschichte erzählt wird. Jane Campions romantischer und trauriger Film lebt aus dem Briefwechsel des Paares und durch die zahlreich zitierten Gedichte Keats’. Die Titelpartien sind mit Ben Whishaw und Abbie Cornish besetzt.

Werke (Auswahl)

Einzelausgaben
  • On First Looking into Chapman’s Homer (1816)
  • Sleep and Poetry (1816)
  • Endymion: A Poetic Romance (1817)
  • Hyperion (1818)
  • The Eve of St. Agnes (1819)
  • Bright star, would I were stedfast as thou art (1819)
  • La Belle Dame sans Merci: A Ballad (1819)
  • Ode to Psyche (1819)
  • Ode to a Nightingale (1819)
  • Ode on a Grecian Urn (1819)
  • Ode on Melancholy (1819)
  • Ode on Indolence (1819)
  • Lamia (1819)
  • To Autumn (1819)
  • The Fall of Hyperion: A Dream (1819)
  • Negative Capability (1817)
  • The Mansion of Many Apartments (1818)
  • Auf Eine Griechische Urne. Gedichte Zweisprachig. Insel-Verlag, Frankfurt/M. 1996, ISBN 3-458-33916-7 (übersetzt von Heinz Piontek; Nachdr. d. Ausg. Leipzig 1960).
Werkausgaben
  • Miriam Allott (Hrsg.): The Poems of John Keats. (= Longman annotated English Poets). Longman, London 1970, ISBN 0-582-48446-4 (8th impression. ebenda 1995, ISBN 0-582-48457-X).
  • Heatcote W. Garrod (Hrsg.): The Poetical Works of John Keats. Oxford University Press, London 1956 (11th imprint als: Keats Poetical Works. ebenda 1992, ISBN 0-19-281067-7).
  • Jack Stillinger (Hrsg.): John Keats. The Poems. Belknap Press of Harvard University Press, Cambridge MA 1978 (9th printing als: John Keats. Complete Poems. ebenda 2003, ISBN 0-674-15431-2).
  • Werke und Briefe. Lyrik (Englisch und Deutsch), Verserzählungen, Drama und Briefe (Deutsch) Ausgewählt und übersetzt von Mirko Bonné unter Verwendung der Briefübersetzung von Christa Schuenke mit einem Nachwort von Hermann Fischer. Philipp Reclam jun., Stuttgart 1995, ISBN 978-3-15-009403-7.

Literatur

Aufsätze
  • Walter Jackson Bate: Negative Capability: The Intuitive Approach in Keats (1965). (Nachdruck mit einer neuen Einleitung von Maura Del Serra). Contra Mundum Press, New York 2012.
  • Gerhard Hoffmann: John Keats, „La Belle Dame Sans Merci“. In: Karl Heinz Göller (Hrsg.): Die englische Lyrik. Von der Renaissance bis zur Gegenwart. Band 2. Bagel-Verlag, Düsseldorf 1968, S. 64–75.
  • Helmut Viebrock: John Keats, „Ode on a Grecian Urn“. In: Karl Heinz Göller (Hrsg.): Die englische Lyrik. Von der Renaissance bis zur Gegenwart. Band 2. Bagel-Verlag, Düsseldorf 1968, S. 76–88.
  • Earl Wasserman: John Keats‘ >Ode on a Grecian Urn<. In: Willi Erzgräber (Hrsg.): Interpretationen Band 8 · Englische Literatur von William Blake bis Thomas Hardy. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. et al. 1970, S. 113-145.
  • Egon Werlich: John Keats, „To Autumn“. In: Egon Werlich: Poetry Analysis. Great English Poems interpreted. With additional Notes on the biographical, historical, and literary Background. 4. Auflage. Lensing-Verlag, Dortmund 1979, S. 101–121.
  • Christoph Wurm: Vermittelter Genuss – Vergil, Homer und John Keats. In Forum Classicum, 1/2010, S. 20–24.
Monographien
  • James R. MacGillivray: Keats. A Bibliography and Reference Guide with an Essay on Keats’s Reputation. (= Studies and Texts. Vol. 3, ZDB-ID 1410377-1). University of Toronto Press, Toronto 1949 (Nachdruck. ebenda 1968, ISBN 0-8020-5004-2).
  • Andrew Motion: Keats. Faber and Faber, London 1998, ISBN 0-571-17228-8.
  • Jack Wright Rhodes: Keats’ Major Odes. An Annotated Bibliography of the Criticism. Greenwood Press, Westport CT u. a. 1984, ISBN 0-313-23809-X.
  • Earl R. Wasserman: The Finer Tone. Keats’ Major Poems. Johns Hopkins Press, Baltimore MD 1953 (Reprint. Greenwood Press, Westport CT 1983, ISBN 0-313-24130-9).
  • R. S. White: John Keats : a literary life. Palgrave Macmillan, Basingstoke [u.a.] 2010, ISBN 978-0-230-57263-8.
  • Denise Gigante: The Keats brothers : the life of John and George. Belknap Press Cambridge, Mass. [u.a.] : 2011, ISBN 978-0-674-04856-0.
  • Nicholas Roe: John Keats: a new life. Yale Univ. Press, New Haven [u.a.] 2012, ISBN 978-0-300-12465-1.

Einzelnachweise

  1. a b Bernhard Fabian (Hrsg.): Die englische Literatur. Band 2: Die Autoren. (= dtv 4495 dtv-Wissenschaft). Deutscher Taschenbuch-Verlag, München 1991, ISBN 3-423-04495-0, S. 237.
  2. Helmut Viebrock: John Keats. (= Erträge der Forschung. Bd. 67). Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1977, ISBN 3-534-06441-0, S. 45.
  3. Minor Planet Circ. 16247

Weblinks

Wikisource: John Keats – Quellen und Volltexte
Wikisource: John Keats – Quellen und Volltexte (englisch)
Commons: John Keats – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien