Josef Graf von Soden-Fraunhofen

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Josef Maria Anton Ludwig Karl Felix Graf von Soden-Fraunhofen (* 30. Mai 1883 in Neufraunhofen; † 9. März 1972 in Gauting) war ein bayerischer Jurist, Diplomat und Politiker. Von 1923 bis 1933 war er Kabinettschef des Kronprinzen Rupprecht von Bayern.

Leben

Graf von Soden-Fraunhofens Vater, Maximilian von Soden-Fraunhofen, war königlicher Kämmerer und Reichsrat. Am 1. Oktober 1901 trat Joseph Graf Soden-Fraunhofen seinen Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger beim 1. Feldartillerie Regiment an. Anschließend studierte er Rechtswissenschaften in München und Grenoble. 1911 trat er für ein kurzes Intermezzo in das bayerische Staatsministerium des Innern ein, dann wurde er Legationssekretär in der bayerischen Gesandtschaft in Berlin. Im Ersten Weltkrieg diente er zunächst als Ordonnanzoffizier bei der 2. bayerischen Infanterie-Brigade. Nach Verwundung und Krankheit wurde er am 25. Oktober 1915 aus dem aktiven Dienst entlassen und zur bayerischen Gesandtschaft in Berlin versetzt. In der Folge wurde er fünfmal vom Kriegsdienst zurückgestellt. Am 5. Oktober 1917 ernannte man ihn zum königlichen Kämmerer. Im Januar 1918 begleitete er als Hilfsarbeiter den Grafen Clemens von Podewils-Dürniz zu den Friedensverhandlungen mit Russland und der Ukraine in Brest-Litowsk.

Am 1. Januar 1919 wurde Graf Soden-Fraunhofen Regierungsassessor im bayerischen Innenministerium. Nach der Ausrufung der Münchner Räterepublik ging er mit der bayerischen Regierung Hoffmann nach Bamberg, wo er Leiter der Polizeiabteilung wurde. Zurück in München übernahm er die Polizeistelle für Nordbayern, die im Oktober 1921 aufgelöst wurde. Zu diesem Zeitpunkt stand Graf Soden-Fraunhofen bereits in enger Verbindung mit dem Kronprinzen. Er wurde zunächst politischer Referent des Bundes Bayern und Reich unter Otto Pittinger und 1923 Kabinettschef des Kronprinzen.

In dieser Funktion führte Graf Soden-Fraunhofen die Korrespondenz des Kronprinzen und bemühte sich um die Restauration der bayerischen Monarchie. Dazu knüpfte er Kontakte unter anderem mit Kardinal Michael von Faulhaber, Oswald Spengler und Ernst Röhm. Er arbeitete an der Konzentration der monarchistischen Bewegung im 1925 gegründeten Dachverband Bayerntreue, der sich allerdings nicht wie erhofft entwickelte.

1929 geriet Graf Soden-Frauenhofen in eine öffentliche Kontroverse mit Adolf Hitler, der den Kronprinzen Rupprecht und sein Kabinett zwingen wollte, sich für das Volksbegehren gegen den Young-Plan auszusprechen. Während des Nationalsozialismus lebte er zurückgezogen in München und ab 1937 in Gauting. Er meinte, dass dabei Rudolf Heß seine schützende Hand über ihn gehalten habe. Während des Hitlerputsches hatte Graf Soden-Frauenhofen wie die meisten Kabinettsmitglieder der Staatsregierung an der Versammlung im Bürgerbräukeller am 8. November 1923 teilgenommen und war dort neben weiteren prominenten Persönlichkeiten als Geisel genommen und von Heß bewacht worden.

Literatur

  • Alfons Beckenbauer: Wie Adolf Hitler durch einen niederbayerischen Grafen zu einem Wutausbruch gebracht wurde. in: Verhandlungen des Historischen Vereins für Niederbayern 103 (1977), S. 5-29
  • Werner Bräuninger: Hitlers Kontrahenten in der NSDAP 1921–1945. Herbig, München 2004.