Julius Cornelius Schaarwächter

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Figur am Grab Schaarwächters auf dem Südwestkirchhof Stahnsdorf
Gruppenaufnahme der kaiserlichen Familie von 1896; 1898 vertrieben durch die Neue Photographische Gesellschaft
Der junge Prinz Adalbert von Preußen
Die Opernsängerin (Sopran) Thila Plaichinger, 1909 erste Berliner Elektra von Richard Strauss
Theodor Fontane, 1890

Julius Cornelius Schaarwächter (* 14. Juli 1847 in Amsterdam; † 14. Oktober 1904 in Berlin)[1] war ein deutscher Fotograf und Verleger[2].

Leben

Julius Cornelius Schaarwächter erhielt seine Ausbildung im fotografischen Atelier seines Vaters Julius Schaarwächter (* 1821 in Barmen; † 1891 in Apeldoorn)[3]. Anschließend absolvierte er eine Weiterbildung in Berlin an der Gewerbeakademie bei Hermann Vogel. Am Ende des Jahres 1868 ging er für zwei Jahre nach Hamburg[4], wo er u.a. für das Atelier August Mencke & Co tätig[5] war.

Am 4. April 1872 eröffnete Schaarwächter sein „Photographisch-artistisches Atelier und photographischer Kunstverlag“ in der Friedrichstraße 190 in Berlin[1]. Der Engländer J. R. Sawyer, der Schaarwächter aufgesucht hatte, schrieb in einem Aufsatz in den Photographischen Mitteilungen anerkennend über die penible Sorgfalt des Fotografen[6]. Schon 1882 wurde sein Studio in der englischen Veröffentlichung The Photographic Studios of Europe behandelt.[7]

1886[1] zog Schaarwächter in sein eigenes Haus in der Leipziger Straße 130 um; das Atelier lag zwar im Hintergebäude, die Straßenfront war aber ganz auf Werbung für den Fotografen ausgerichtet[6]. 1889 eröffnete Schaarwächter ein zweites Atelier in der Potsdamer Straße 7.[1] Im selben Jahr schrieb E. Kiewning in der Zeitschrift Photographisches Archiv detailliert über das Ambiente und die Einrichtung des „zu den ersten der Residenz“ zählenden Fotografen-Etablissement[8].

1893 wurde Schaarwächter zum „Hoffotograf Sr. Majestät des Kaisers u. Königs und Ihrer Königl. Hoheit der Frau Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen, Prinzessin von Preussen“,[9] ernannt. Seine Fotografien, insbesondere die der kaiserlichen Familie, ließ Schaarwächter teilweise über den Verlag der Neuen Photographischen Gesellschaft vertreiben,[10] stellte sie auch bevorzugt in seinen Schaufenstern aus und „begleitete mit seinen Aufnahmen die heranwachsenden Kinder“ Kaiser Wilhelm II.[11].

Die Fotografen Friedrich Goebel (1843–1934)[12] und der spätere Reportagefotograf und Filmemacher Louis Held (1851–1927) absolvierten ihre Ausbildung bei Schaarwächter[13]. Nach Meinung der Autorin Sybille Einholz ist er (in Berlin) "... der erfolgreichste Fotograf des späten 19. Jahrhunderts, der von seinen Zeitgenossen als international bedeutend eingeschätzt wurde"[14]. Im Archiv des Vereins für die Geschichte Berlins finden sich von 17 Mitglieder Porträts aus dem Atelier Schaarwächters[14].

Schaarwächter wurde begraben auf dem St.-Matthäus-Friedhof in Berlin. 1938/39 wurden seine sterblichen Überreste jedoch umgebettet auf den Südwestkirchhof Stahnsdorf aufgrund eines Bauprojektes der Nationalsozialisten[15]. Der Bildhauer Wilhelm Wandschneider hat eine Grabfigur für die (ursprüngliche) Grabstätte der Familie auf dem Alten St.-Matthäus-Friedhof geschaffen, die mit der Umbettung der Gebeine des Verstorbenen ebenso nach Stahnsdorf verbracht wurde und dort als Alte Umbettung in der Abt. B erhalten ist.[16]

Werke

Neben Fotografien der Kaiserpaares, insbesondere dessen Nachkommen, hinterließ Schaarwächter zahlreiche Porträts bekannter Persönlichkeiten, z.B. des Arztes Rudolf Virchow. Der Nachwelt erhalten sind aber auch – mitunter künstlerisch gestellte – Aufnahmen von und mit bekannten Schauspieler/innen seiner Zeit.[17]

Ausstellungen und Auszeichnungen

Abbildungen/Angaben z.T. auf den Revers

Medaillen

  • Bronzemedaille für Kohledruck(=Pigmentdruck) auf der Hamburger Ausstellung 1868[18].
  • Silbermedaille für Pigmentdruckportraits auf der Ausstellung für Photographie, Natur- und Farbdruck[19] in Groningen/NL 1869; zusätzlich Tijdschrift Nederlandsche Maatschaapij ter bevordering van Nijverheid, Band 92, de Erven Loosjes, Harlem, 1870, S. 183, online[20].
  • Teilnahme/Präsentation von Pigmentkohle-Bildern auf der (Industrie-Ausstellung) der Ausstellung Altona 1869[21]. (Der Nachweis für eine Medaille fehlt derzeit.)
  • Anerkennenswerthe Leistung für Kohlebilder(=Pigmentdruck). Wegen wohlgelungener Ausführung auf der Allgemeine Industrieausstellung in C[K]assel 1870[22].
  • Verdienst-Medaille für Portraits anläßlich der Weltausstellung 1873 in Wien (Abt. Photographie)[23].
  • Bronzemedaille für Portraitstudien bei der Photographischen Ausstellung der Photographischen Gesellschaft in Wien 1875[24].
  • Medaille[25] für künstlerisch vortreffliche Porträts auf der Weltausstellung in Philadelphia 1876[26].
  • Erster Preis für ausgezeichnete Leistungen im Porträtfache auf der Ausstellung der vervielfältigenden Künste in Nürnberg 1877[27]
  • 1889 in Hamburg[9] (nicht verifiziert)
  • 1890 in Bremen (nicht verifiziert)
  • Goldene Medaille in Kategorie Photographie (Klasse 12) der Weltausstellung in Paris im Jahr 1900[28].

Juror

Schaarwächter war Juror auf internationalen Ausstellungen:

  • Mitglied der Jury auf der 1. Photographischen Ausstellung 1875 in Brüssel[29].
  • 1876 in Utrecht auf der Ausstellung für Kunst und Industrie[30].
  • 1877 in Amsterdam (nicht verifiziert)

Hof-Photograph

Orden und Ehrenzeichen

  • z.Zt. unbekannt, (nicht verifiziert)
  • Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft in Silber (Sachsen-Ernestinischen Hausorden und Medaillen der Herzöge), (verliehen zwischen 1892 und 1905)[31]
  • Herzog Alfred Medaille (um den Hals zu tragen) (Sachsen-Ernestinischen Hausorden und Medaillen der Herzöge), (verliehen zwischen 1892 und 1905)[32]

Literatur

Weblinks

Commons: Julius Schaarwächter – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d Schaarwächter, Julius Cornelius. Deutsche Fotothek
  2. Aufdruck unter Foto der Thila Plaichinger.
  3. Scherptediepe, nl. Webseite von Fotohistorikern.
  4. 1870 und 1871 sind im Hamburger Adressbuch Einträge für J.C. Schaarwächter mit Anschrift: Zeughausmarkt 35. Bei den Beteiligungen an den Ausstellungen Hamburg (1868), Groningen (1869), Altona (1869) und Kassel (1870) ist als Ortsbezeichnung "Hamburg" hinter seinem Namen angegeben.
  5. Dies widerspricht den Angaben auf der Webseite(abgerufen 18. Oktober 2015) der Deutschen Fotothek zu Schaarwächter. Quellen: siehe Einzelnachweis "Bronzemedaille für Kohledruck". Nachdem August Mencke 1862 verstorben war, führte seine Witwe das photographische Atelier an der Bleichenbrücke und später am Neuen Wall weiter. Da sich A. Mencke & Co in den Jahren nach 1870 als Verlag und Druckanstalt mit Anschrift in Wandsbek etablierte, könnte es sich hier um die Anfänge bzw. Verbesserung dieser Tätigkeit handeln.
  6. a b Irene Ziehe, Ulrich Hägele: Fotos – „schön und nützlich zugleich“ … (siehe Literatur).
  7. H. Baden Pritchard, F.C.S., The Photographic Studios of Europe, London: Piper & Carter, 1882, S. 227–232 [1]
  8. Siehe Literatur.
  9. a b Danuta Thiel-Melerski: J.C. Schaarwächter auf ihrem Fotografen-Lexikon fotorevers.eu
  10. Foto mit Untertitelung
  11. Sibylle Einholz: Berliner Fotografenateliers des 19. Jahrhunderts. Weiterklicken zu den Ateliers erforderlich.
  12. Goebel, Friedrich, dt. Fotograf. In: Saurs Allgemeines Künstlerlexikon. de Gruyter, 2007, S. 478
  13. Renate und Eberhard Renno (Hrsg.): Louis Held. Hofphotograph in Weimar – Reporter der Jahrhundertwende. VEB Fotokinoverlag, Leipzig 1985, S. 8.
  14. a b Sibylle Einholz: Der Verein für die Geschichte Berlins im Spiegel der Fotografiegeschichte.
  15. J.C. Schaarwächter luminous-lint, mit einer englischen Übersetzung einer Atelier-Beschreibung von 1889.
  16. Bernd und Fred Ruchhöft: Wilhelm Wandschneider. Leben und Werk eines mecklenburger Bildhauers. Selbstverlag, Plau am See 1992
  17. europeana (siehe Weblinks)
  18. Hermann Vogel (Hrsg.): Photographische Mitteilungen, 5. Jg., Louis Gerschel, Berlin , 1869, S. 240. Hier wird Schaarwächter mit Ortsbezeichnung "Hamburg" angegeben. Sein Vater Julius Schaarwächter war Juror bei dieser Ausstellung (Quelle: Scherptediepe, nl. Webseite). Auf S. 231 ist zu lesen, dass Schaarwächter den Pigmentdruck von "der [Druck]Anstalt A. Mencke & Co" für diese Ausstellung angefertigt habe. Schaarwächter war danach ein Schüler von Hermann Vogel. Da Vogel an der Gewerbeakademie lehrte, ist zu vermuten, dass Schaarwächter dort in Berlin tätig war. Anschliessend ging er nach Hamburg u.a. zu A. Mencke & Co (zusätzlich S. 234 Die Pigmentdrucke von A. Mencke & Co in Hamburg).
  19. Hermann Vogel (Hrsg.): Photographische Mitteilungen, 6. Jg., Robert Oppenheim, Berlin, 1870, S. 131. Hier wird Schaarwächter mit Ortsbezeichnung "Hamburg" angegeben. Der Vater Julius Schaarwächter war Juror bei dieser Ausstellung (Quelle: Scherptediepe, nl. Webseite).
  20. In dieser niederländischen Zeitschrift ist bei dem Namen J.C. Schaarwächter die Ortsbezeichnung "Nijmegen" zu lesen.
  21. o.N.: Ausstellung Altona 1869 Catalog nebst Führer, Hermann Uflacker, Altona, 1869, S. 11 (SLUB) (Photographien und auf Photographie Bezügliches). Hier wird Schaarwächter mit Ortsbezeichnung "Hamburg" angegeben.
  22. Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Correspondenz, 7. Jg., Wien, 1870, S.240. Hier wird Schaarwächter mit Ortsbezeichnung "Hamburg" angegeben.
  23. Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Correspondenz, 10. Jg., Wien, 1873, S. 87.
  24. Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Correspondenz, 12. Jg. 1875, S. 160.
  25. Es fehlt in dem Artikel eine Spezifikation.
  26. Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Correspondenz, 13. Jg., Wien, 1876, S. 231.
  27. Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Correspondenz, 14. Jg., Wien, 1877, S. 265.
  28. R. Neuhauss (Hrsg.), E. Juhl (Hrsg.): Photographische Rundschau, 14. Jg., Wilhelm Knapp, Halle/S., 1900, 9. Heft, (letzte Seite ohne Nummerierung), (online).
  29. Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Correspondenz, 12. Jg. 1875, S. 205.
  30. Dr. E. Hornig (Hrsg.): Photographische Correspondenz, 13. Jg., Wien, 1876, S. 75 u. S.195.
  31. Thüringisches Staatsarchiv Gotha, , Spezialinventare, Sachsen-Ernestinischen Hausorden und Medaillen der Herzöge, Sachsen Ernestinischer Hausorden (SEHO) und Medaillen der Herzöge, Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft, Verdienstmedaille für Kunst und Wissenschaft in Silber, Archivportal Thüringen (38807)
  32. Thüringisches Staatsarchiv Gotha, Archivportal Thüringen (38807)
  33. private Webseite zu dem schreibenden Fotografen Eduard Kiewning.