Karibibit

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Karibibit
Radialstrahlig-kugeliger Karibit auf Quarz aus der Oumlil Mine, Bou Azzer (nahe Tazenakht), Provinz Ouarzazate, Souss-Massa-Draâ, Marokko (Bildbreite 3,4 mm)
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1973-007

Chemische Formel Fe3+2As3+4O9[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/J.08
4.JA.15
07.10.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol Bitte ergänzen!
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte „sehr weich“ (etwa 1 bis 2[2])
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,07; berechnet: 4,04[3]
Spaltbarkeit möglicherweise nach {100} oder {010}[3]
Bruch; Tenazität nicht definiert, Kristalle flexibel[3]
Farbe bräunlichgelb bis bräunlichorange
Strichfarbe gelb
Transparenz durchsichtig bis durchscheinend
Glanz Bitte ergänzen!
Magnetismus paramagnetisch
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,960
nβ = 2,100
nγ = 2,100[4]
Doppelbrechung δ = 0,140[4]
Optischer Charakter zweiachsig negativ
Pleochroismus schwach: X = Y = strohgelb; Z = hellbraungelb[5]
Weitere Eigenschaften
Besondere Merkmale gelegentlich gelbe Fluoreszenz unter kurzwelligem UV-Licht

Karibibit ist ein selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide (einschließlich V[5,6]-Vanadate, Arsenite, Sulfite, Selenite, Tellurite und Iodate)“. Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der idealisierten Zusammensetzung Fe3+2As3+4O9[1] und ist damit chemisch gesehen ein Eisen-Arsenit. Da der Sauerstoff bei natürlich entstandenen Karibibiten allerdings teilweise durch Hydroxidionen ersetzt sein kann, wird die Formel in verschiedenen Quellen auch mit Fe3+2As3+4(O,OH)9[6] angegeben.

Karibibit entwickelt meist nur millimetergroße, faserige bis nadelige Kristalle, die überwiegend in Form spindelförmiger Faserbündel, radialstrahliger bis kugeliger Mineral-Aggregate angeordnet sind oder krustige Überzüge bilden. Seine Farbe variiert zwischen Bräunlichgelb und Bräunlichorange. Auf der Strichtafel hinterlässt das Mineral allerdings immer einen kräftig gelben Strich.

Besondere Eigenschaften

Karibibit ist paramagnetisch, baut also nur unter Einfluss eines externen Magnetfeldes ein eigenes Magnetfeld auf. Einige Karibibite können unter kurzwelligem UV-Licht zudem eine gelbe Fluoreszenz aufweisen.[3]

Das Mineral ist leicht löslich in verdünnten Säuren und Alkalihydroxidlösungen.[7]

Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde das Mineral in den Lithium-Pegmatiten nahe der Gemeinde Karibib in der im Westen von Namibia liegenden Region Erongo und beschrieben 1973 durch Oleg von Knorring (1915–1994)[8], Thure Georg Sahama (1910–1983)[9] und Pentti Rehtijärvi, die es nach seiner Typlokalität benannten.[10]

Typmaterial des Minerals wird in der Abteilung für Geowissenschaften an der University of Leeds in England und der Abteilung für Geowissenschaften an der Universität Helsinki in Finland aufbewahrt.[3]

Klassifikation

In der veralteten, aber teilweise noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Karibibit zur Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“ und dort zur Abteilung der „Arsenite (mit As3+)“, wo er zusammen mit Lazarenkoit die Gruppe der „Unklassifizierten Arsenite“ mit der System-Nr. IV/J.08 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Karibibit ebenfalls in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort allerdings in die Abteilung der „Arsenite, Antimonite, Bismutite, Sulfite, Selenite, Tellurite“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen und Kristallwasser, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung in der Unterabteilung „Arsenite, Antimonite, Bismutite, ohne zusätzliche Anionen, ohne H2O“ zu finden ist, wo es als einziges Mitglied die unbenannte Gruppe 4.JA.15 bildet.

Auch die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Karibibit in die Klasse der „Oxide und Hydroxide“, dort jedoch in die Abteilung und gleichnamige Unterabteilung der „Mehrfachen Oxide“ ein, wo er als einziges Mitglied in der unbenannten Gruppe 07.10.02 zu finden ist.

Bildung und Fundorte

Gelblicher Karibibit als Rissfüllung in einer 2,2 cm × 1,8 cm großen Masse aus der Oumlil Mine, Bou Azzer, Marokko
Hellgelber, kugeliger Karibibit aus der Urucum Mine, Galiléia, Minas Gerais, Brasilien (Gesamtgröße: 3,5 cm × 2,1 cm × 1,2 cm)

Karibibit bildet sich sekundär als Verwitterungsprodukt von Löllingit[11] in granitischen Pegmatiten. Als Begleitminerale können neben Löllingit unter anderem noch Eosphorit, Parasymplesit, Quarz, Schneiderhöhnit und Skorodit auftreten.

Als seltene Mineralbildung konnte Karibibit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand 2014) etwa 15 Fundorte bekannt sind.[12] Seine Typlokalität Karibib ist dabei der bisher einzige bekannte Fundort in Namibia.

Weitere bisher bekannte Fundorte sind die Almerindo Mine bei Linópolis sowie der Boca Rica Claim und die Urucum Mine bei Galiléia im Docetal (Minas Gerais) in Brasilien, die Veta Negra Mine in der Pampa Larga (Tierra Amarilla, Copiapó) in der chilenischen Región de Atacama, die Kiura Mine bei Saiki (Saeki) in der japanischen Präfektur Ōita (Kyūshū), die Kalba Range in Ostkasachstan, mehrere Gruben im Bezirk Bou Azer (Bou Azzer) nahe der Stadt Tazenakht in der marokkanischen Provinz Ouarzazate (Souss-Massa-Draâ) und ein Granit-Steinbruch bei Tuften (Tvedalen) in der norwegischen Provinz Vestfold.[13]

In Bou Azer, Marokko wurden 2004 ausgezeichnete und dichtbesetzte Stufen mit zentimetergroßen Karibibitkristallen gefunden.[5]

Kristallstruktur

Karibibit kristallisiert orthorhombisch mit den Gitterparametern a = 27,91 Å; b = 6,53 Å und c = 7,20 Å sowie 6 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[6] Die Raumgruppe wurde bisher nicht näher bestimmt.

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Commons: Karibibite – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b IMA/CNMNC List of Mineral Names; March 2014 (PDF 1,5 MB)
  2. Stefan Weiß: Das große Lapis Mineralienverzeichnis. Alle Mineralien von A – Z und ihre Eigenschaften. 5. vollkommen neu bearbeitete und ergänzte Auflage. Weise, München 2008, ISBN 978-3-921656-70-9.
  3. a b c d e Karibibite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 68,7 kB)
  4. a b Mindat - Karibibite
  5. a b Mineralienatlas:Karibibit
  6. a b Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 264.
  7. Michael Fleischer,J. A. Mandarino: New mineral names. In: American Mineralogist. Band 59 (1974), S. 381–384 (PDF 466,9 kB; Karibibit ab S. 2)
  8. Peter H. Nixon: Oleg von Knorring In: Mineralogical Magazine Band 58 (1994), S. 693–694 (PDF 756,3 kB)
  9. Ilmari Haapala: Memorial of Thure Georg Sahama. In: American Mineralogist. Band 70 (1985), S. 433-435 (PDF 304,1 kB)
  10. Oleg von Knorring, Thure Georg Sahama, Pentti Rehtijärvi: Karibibite, a new FeAs mineral from South West Africa. In: Lithos. Band 6 (1973), S. 265–272 doi:10.1016/0024-4937(73)90087-X
  11. Hans Jürgen Rösler: Lehrbuch der Mineralogie. 4. durchgesehene und erweiterte Auflage. Deutscher Verlag für Grundstoffindustrie (VEB), Leipzig 1987, ISBN 3-342-00288-3, S. 801.
  12. Mindat - Anzahl der Fundorte für Karibibit
  13. Fundortliste für Karibibit beim Mineralienatlas und bei [ Mindat]