Karl Iljitsch Eliasberg

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Karl Iljitsch Eliasberg (russisch Карл Ильич Элиасберг; * 28. Maijul. / 10. Juni 1907greg. in Minsk; † 12. Februar 1978 in Leningrad) war ein sowjetischer Dirigent.

Eliasberg studierte am Leningrader Konservatorium und schloss 1929 die Ausbildung als Violinist ab. 1931 wurde er Dirigent des Leningrader Radio-Sinfonieorchesters.[1][2][3][4]

Die Belagerung Leningrads und Schostakowitschs 7. Sinfonie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eliasberg war Dirigent des Radio-Sinfonieorchesters in Leningrad und nur zweiter Dirigent der Leningrader Philharmoniker. Während der Belagerung Leningrads wurde er beauftragt, eine Aufführung der 7. Sinfonie (Leningrader Sinfonie) von Dmitri Schostakowitsch zu leiten. Das Werk wurde bereits am 5. März 1942 in Kujbyschew unter der Leitung von Samossud uraufgeführt. Es folgten Aufführungen in Moskau (29. März 1942), London (22. Juni 1942) und New York (19. Juli 1942). Aus Propagandagründen hatte die sowjetische Führung beschlossen, die Sinfonie in Leningrad aufführen zu lassen und das Konzert im Rundfunk zu übertragen. Schostakowitsch äußerte ebenfalls den Wunsch nach einer Leningrader Aufführung. Als Eliasberg damit beauftragt wurde, die Leningrader Premiere der 7. Sinfonie zu leiten, waren lediglich 15 Musiker des Radio-Sinfonieorchesters verfügbar. Die anderen waren entweder bereits an Kälte und Hunger gestorben oder vom Militär eingezogen. Das Ensemble wurde durch Reservemusiker und Mitglieder von Militärkapellen verstärkt. Das Konzert fand am 9. August 1942 im großen Konzertsaal des Konservatoriums statt und wurde wie geplant vom Rundfunk live übertragen.

Nach dem Krieg[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Eliasberg wurde 1944 als Verdienter Künstler der UdSSR ausgezeichnet. Allerdings wurde seine Karriere durch Mrawinski behindert, welcher nach dem Krieg als Chefdirigent der Leningrader Philharmoniker zurückkehrte.[5] In der Folge reiste Eliasberg als Dirigent durch die Provinz.

Zwischen 1945 und 1975 trat Eliasberg noch dreimal in Leningrad im Zusammenhang mit der 7. Sinfonie in Erscheinung, jedes Mal mit dem Reserveorchester. 1961 dirigierte er nur den ersten Satz. 1964 kam es zu einem Treffen von Veteranen der Leningrader Premiere, an dem Eliasberg teilnahm. Es war das erste Wiedersehen seit 22 Jahren. Dabei fand eine Aufführung vor dem anwesenden Schostakowitsch statt, wobei die Überlebenden auf ihren ursprünglichen Plätzen saßen. Eliasberg sagte, das Konzert sei denen gewidmet, die damals spielten aber inzwischen verstorben sind. Später schrieb Eliasberg: „Solche Momente kommen nicht oft. Ich kann das Gefühl, das ich hatte, nicht erklären. Die Ehre des Ruhms und die Trauer um den Verlust, und den Gedanken, dass die besten Momente des Lebens vielleicht vorbei sind. Die Stadt lebt jetzt in Frieden, aber niemand hat das Recht, die Vergangenheit zu vergessen.“ Die dritte Aufführung fand am 9. Mai 1975 statt.

Eliasberg starb 1978 in Vergessenheit. Seine Asche wurde an einer hinteren Stelle auf dem Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof in Leningrad beigesetzt.[6] Nach dem Ende des Kommunismus betrieb der Dirigent Temirkanow eine Kampagne zur Wiederbelebung der Anerkennung Eliasbergs, und der Leningrader Bürgermeister Sobtschak ließ die Urne mit der Asche in eine besser geeignete Grabstätte auf dem Wolkowo-Friedhof verlegen.[7]

Aufnahmen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Entstehungsgeschichte und Leningrader Aufführung von Schostakowitschs 7. Sinfonie unter der Leitung von Karl Eliasberg ist das zentrale Thema des Romans Der Dirigent (engl. Originaltitel "The Conductor") von Sarah Quigley.[8]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Karl Iljitsch Eliasberg in der Online-Enzyklopädie Sankt Petersburg (englisch, russisch)
  2. Фотографии Элиасберга (Memento vom 16. Juli 2011 im Internet Archive) Fotografie
  3. В. Козлов. С ним хотели работать все: К 100-летию со дня рождения Карла Элиасберга. Archiviert vom Original am 16. Juli 2011; abgerufen am 6. April 2020. Artikel (russisch) in «Культура», № 23 (7584), 14 — 20 June 2007 von Viktor Kozlov "Jeder wollte mit ihm arbeiten". Zum 100. Geburtstag von Karl Eliasberg.
  4. В. Зак. «Тема нашествия» на Валааме Мемуарный очерк «Заметки по еврейской истории», № 7 (56), Juli 2005.
  5. Orchestral maneouvres (part two) by Ed Vulliamy, The Observer, 25. November 2001
  6. Пискарёвское мемориальное кладбище; Alte Biographische Enzyklopädie der UdSSR Biografie endet: "Урна с прахом в колумбарии Крематория"
  7. Widersprüchliche Quelle: IMDB.com "was laid to rest in Literatorskie Mos[t]ki at Volkovo Cemetery" welches bestätigt wird von Волковское кладбище - Литераторские мостки (Memento vom 22. Juli 2013 im Internet Archive) wo Eliasberg am Ende der alphabetischen Sequenz als Grab Nr. 100 gelistet wird. Folglich scheinen In your pocket St Petersburg walking tour (Memento vom 5. März 2012 im Internet Archive) und der Observer-Artikel, welcher behauptet, Eliasbergs Asche wurde zum Alexander-Newski-Kloster umgebettet, falsch zu sein.
  8. The Conductor (Memento des Originals vom 7. März 2016 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/sarahvquigley.com