Wohnquartier Lindenhof

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Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lindenhof
Trägerschaft Sana Kliniken Berlin-Brandenburg GmbH
Ort Lichtenberg
Bundesland Berlin
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 31′ 7″ N, 13° 30′ 26″ OKoordinaten: 52° 31′ 7″ N, 13° 30′ 26″ O
Geschäftsführer Jens Schick,
Irmgard Wübbeling
Versorgungsstufe Krankenhaus der Maximalversorgung
Betten 561
Mitarbeiter 1.000
Fachgebiete 11
Zugehörigkeit Sana Klinikum Lichtenberg
Gründung 1896
Website Sana Klinikum Lichtenberg
Lage
Wohnquartier Lindenhof (Berlin)
Wohnquartier Lindenhof (Berlin)
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Hofansicht des Haupthauses, 2009

Die Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lindenhof ist ein Bestandteil der Sana Kliniken im Berliner Bezirk Lichtenberg. Sie wurde im Frühjahr 2012 von ihrem langjährigen Standort Gotlindestraße im Ortsteil Berlin-Lichtenberg in einen Neubau auf dem Gelände des Oskar-Ziethen-Krankenhauses (OZK) an der Fanningerstraße verlegt. Dort wurde die Einrichtung mit einer Festveranstaltung am 10. Mai 2012 in ein neu eröffnetes Eltern-Kind-Zentrum eingebunden.[1]

Lage und Namensgebung

Lageplan der Gebäude im „Lindenhof“; Stand 2009

Die mit Lindenhof bezeichneten Bauten bestehen aus neun denkmalgeschützten Gebäuden und drei neueren Häusern, die aus den 1960er und 1970er Jahren stammen. Sie befinden sich auf einem Areal, das im Osten und Norden von einem Anschlussgleis begrenzt wurde, das das Krankenhaus Elisabeth Herzberge (KEH) und den Industrieumschlagbahnhof Lichtenberg an die Ostbahn anschloss. Direkt hinter den Gleisen lag im Osten der Zentralfriedhof Friedrichsfelde und im Norden vom KEH landwirtschaftlich genutzte Flächen bzw. später ein Gärtnereibetrieb. Im Westen grenzte das Krankenhausgelände an ein Abzweiggleis zum Industriegebiet Rittergutstraße bzw. dahinterliegend an den Straßenbahnbetriebshof Lichtenberg. Die Straßenecke Gotlindestraße/Kriemhildstraße bildet die südöstliche Flächengrenze, wo sich gleichzeitig der Haupteingang zum Lindenhof befand. Die Gebäude stehen in einer rund 57.000 m² großen Parkanlage. Im östlichen Bereich der ehemaligen Kinderklinik liegt hinter gärtnerischen Parzellen ein Wasserschutzgebiet.

Der Name Lindenhof, von den einst hier eingewiesenen Jungen selbst gewählt, ersetzte ab 1918 den früheren Namen der Knaben-Erziehungsanstalt. Er wurde von den auf dem Gelände zahlreich angepflanzten Bäumen abgeleitet. Der Magistrat von Berlin als Eigentümer der Einrichtung änderte die offizielle Bezeichnung 1919 in „Fürsorgeanstalt Lindenhof“.[2]

Geschichte

Bau und erste Nutzungen

Die Gemeinde Lichtenberg besaß gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit dem „Rummelsburger Arbeitshaus“ ein Gebäude, in dem verwahrloste und kriminell gewordene Jungen untergebracht und erzogen wurden. Mit der schnellen Zunahme der Wohnbevölkerung des aufstrebenden Industrieortes nahm die Kriminalität ebenfalls rasant zu und das Arbeitshaus war bald überbelegt. In dieser Situation beauftragte die Gemeindeverwaltung den Stadtbaurat Hermann Blankenstein, der schon einige Krankenhaus- und Fabrikbauten errichtet hatte, mit der Projektierung eines Knaben-Erziehungsheimes. Dieses sollte auf einem Gelände des früheren Rittergutes entstehen, das beim Bau des KEH übrig geblieben war. Am 10. Juni 1896 wurde das neue Heim für 200 Insassen eröffnet. Den schwerfälligen Namen Zwangs-Erziehungsanstalt in Lichtenberg verkürzten die Einwohner der Gemeinde bald in „Die Lichte“. Als wesentliches Mittel der Umerziehung diente in dieser Zeit vor allem militärischer Drill in Verbindung mit praktischer Arbeit. Die Abschaffung des Deutschen Kaiserreiches führte zu einem Umdenken in der Erziehung, eine humanistisch-progressive Pädagogik löste den preußischen Drill ab. Gleichzeitig erhielt die Anstalt den neuen Namen Lindenhof. Die Nationalsozialisten verlegten die Erziehungsanstalt 1941 nach außerhalb der Berliner Stadtgrenzen in die Nähe von Ludwigsfelde nach Struveshof. In die Gebäude des Lindenhof zogen dafür die Kinderabteilungen aus dem Oskar-Ziethen-Krankenhaus ein. Ein Bombentreffer am Ende des Zweiten Weltkriegs führte zu größeren Gebäudeschäden. Die damals 120 Kinder wurden aber weiterbehandelt und konnten das Kriegsende hier erleben.

Ab 1945: Ausbau zum Kinderkrankenhaus Lindenhof

Haupteingang, 1987
Haupteingang, 1987
Abteilung Neonatologie, 1989
Abteilung Neonatologie, 1989

Im April 1945 sollte die Wehrmacht auf dem Gelände stationiert werden, um die vordringende Rote Armee aufzuhalten. Der Anstaltsleiter verhinderte dies und ließ dagegen eine weiße Fahne hissen. Nachdem die erste Einheit der sowjetischen Truppen eingetroffen war, wurden sofort Lebensmittel für die Kinder geliefert und sogar drei Kühe mit Futter bereitgestellt, um die Milchversorgung zu gewährleisten; ein Rotarmist wurde zum Melken abkommandiert.[3]

Am 24. September 1946 ordnete der sowjetische Stadtkommandant Kotikow die Entwicklung dieser medizinischen Einrichtung zum „größten Kinderkrankenhaus im sowjetischen Sektor“ an.[2]

Im Zeitraum 1947 bis 1951 konnten alle Kriegsschäden beseitigt und weitere Gebäude auf dem Gelände errichtet werden. Das Kinderkrankenhaus Lindenhof (KKL) bot nun Behandlungsmöglichkeiten für 284 junge Patienten in neun verschiedenen Stationen.[4] In den Jahren bis 1989 erfolgte eine kontinuierliche bauliche Erweiterung, verbunden mit einer immer besseren medizinischen Behandlung und Diagnostik. Die Einrichtung wurde verwaltungstechnisch selbstständig, arbeitete jedoch weiterhin eng mit dem Oskar-Ziethen-Krankenhaus (OZK) zusammen.

In den 1980er Jahren galt die Kinderklinik als (Ost-)Berlins größte Einrichtung dieser Art. In zwei Fachambulanzen sowie auf elf Stationen wurden die Kinder und Jugendlichen vor allem aus den damaligen Stadtbezirken Lichtenberg, Köpenick, Marzahn und Hellersdorf medizinisch betreut.

Neuordnungen nach 1990

Nach der Wende schloss zum Ende Dezember 1991 die Poliklinik und das KKL fusionierte 1992 wieder mit dem OZK. Anstelle der Poliklinik etablierte sich ein Sozial-Pädagogisches Zentrum (SPZ; kurz Sozialpädiatrie genannt), dessen Spezialisten Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 18 Jahren mit nachhaltigen Störungen der Entwicklung und/oder Behinderungen ambulant behandeln.[5] Mit der Privatisierung des Krankenhauses durch den Sana-Verbund ging der Lindenhof als Kinderabteilung in das Sana-Klinikum über. Als im Jahr 2002 die Erweiterungsbauten des OZK am Hauptstandort begonnen wurden, hatten die Bezirksverantwortlichen an eine Aufgabe des Standortes Lindenhof gedacht, was jedoch zunächst verworfen wurde.[6][7] Die Einrichtung beschäftigte etwa 250 Personen, sie hieß nun „Klinik für Kinder- und Jugendmedizin Lindenhof des Sana Klinikums Lichtenberg“. 110 Betten, eine gesonderte Tagesklinik, eine Kinder-Rettungsstelle und zahlreiche medizinische Spezialabteilungen gehörten ebenfalls dazu.[8] Ab Juli 2005 verfügte die Klinik über ein zertifiziertes Schlaflabor für Kinder.[9] Anfang März 2009 beschloss der Senat von Berlin auf Antrag der BVV Lichtenberg ein Stadt-Sanierungsgebiet, das auch das Gelände des Lindenhof umfasst.[10]

Umstrukturierung 2012

Nach Fertigstellung der Gebäude im Gelände des OZK (Investitionssumme 25 Millionen Euro) wurde die Kindereinrichtung zwischen März und Mai 2012 doch in die Fanningerstraße verlegt.[11]

Damit im Zusammenhang stellte die BVG ihre spezielle Omnibuslinie als Zubringer zum Kinderkrankenhaus ein. Diese wurde aber auch von vielen Anwohnern und Besuchern des Zentralfriedhofs genutzt, was im Sommer 2012 zu etlichen Protesten und Forderungen der Wiederinbetriebnahme führte.[12]

Das gesamte Gelände der Kinderklinik an der Gotlindestraße wurde im Jahr 2012 an die Wohnungsbaugesellschaft Howoge verkauft. Diese plante anfänglich, ab Frühjahr 2016 in den historischen Gebäuden 410 barrierearme Mietwohnungen einzurichten.[13] Zusätzliche fünf- bis sechsgeschossige Gebäude auf dem Gelände sollen zu weiteren Wohneinheiten führen. Die Wohnnutzung des Haupthauses wird nun aber doch nicht durch die Howoge erfolgen, sie hat das Gebäude an einen anderen Investor verkauft, der hier hochwertige Eigentumswohnungen einarbeiten lässt. Am 5. September erfolgte der erste Spatenstich für die Bauarbeiten der Howoge. Das neue Wohnquartier soll im Dezember 2018 fertiggestellt sein.[14] Für den planmäßigen Baubeginn wurde das historische Wachhäuschen an der Gotlindestraße abgerissen.

Architektur

Der Architekt entwarf zwei- bzw. dreigeschossige Bauwerke aus gelben und roten Klinkerverblendfassaden mit Walmdächern. Er setzte einige sparsame Schmuckelemente ein wie einen Mittelrisalit mit Säulenportal, ein neogotisches Uhrentürmchen (hofseitig) und Reliefs, die hier von den Knaben erlernte Tätigkeiten symbolisieren. Die Häuser bilden eine U-förmige zusammenhängende Bebauung, die sich um einen größeren Hof gruppieren. Nach der Beseitigung der Kriegsschäden wurde das Uhrentürmchen auf dem Haupthaus nicht wieder aufgesetzt. Dafür erfolgten Anbauten und teilweise Stockwerkserhöhungen, die mit farblich passendem Putz gestaltet wurden. Der Haupteingang wurde auf die frühere Rückseite verlegt und ermöglichte so die schnelle Zufahrt mit Rettungswagen. In den 1970er Jahren ließ die Verwaltung auf dem Gelände ein gesondertes Gebäude für die Unterbringung von Angehörigen der Kinder errichten.

Ein Flachbau diente als Pförtnerhäuschen, Wirtschaftsbauten wie eine Wäscherei, eine Küche, ein Heizwerk, ein Verwaltungsgebäude vervollständigten die Anlage, sie befanden sich in einem baulichen Abstand zum Hauptgebäude.

Teilansicht des Haupthauses
Gebäudeschmuckelement (Buchbinder)
Gästeunterkunftshaus

Medizinische Leiter des Kinderkrankenhauses ab 1933

von - bis Name[2] Lebensdaten
1933–1938 Alfred Nitschke 1898–1960
1938–1946 Leonid Doxiades 1889–1969
1947–1975 Martin Hochbaum 1910–1990
1976–1987 Manfred Breunung * 1936
1987–1989 Michael Böttcher
1989–31. August 2007 Volker Hesse * 1942 [15]
ab 1. September 2007 Volker Stephan

Veranstaltungen

Im Jahr 2001 führte das Kinderkrankenhaus einen Tag der offenen Tür durch, zu dem Vertreter des DRK, des Zivilschutzes und des THW eingeladen waren. Auf dem Freigelände konnten die jungen Besucher die Arbeitsweise der Hilfsorganisationen und die Rettungstechnik kennenlernen.

Der Tag der offenen Tür des Jahres 2012 war zugleich der Schlusspunkt der Einrichtungen am alten Standort.[11]

Weblinks

Commons: Kinderklinik Lindenhof in Berlin-Lichtenberg – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sana Klinikum Lichtenberg eröffnet Eltern-Kind-Zentrum, Presseinformation der Sana-Klinik, 9. Mai 2012, abgerufen am 12. Januar 2014
  2. a b c Das Kinderkrankenhaus Berlin-Lichtenberg (Memento vom 21. September 2010 im Internet Archive)Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Webarchiv): "kommentar" (PDF; 126 kB); abgerufen am 10. März 2009; erneut abgerufen am 15. Januar 2016.
  3. Die Befreiung Berlins, Berlin 1985, S.109.
  4. Jan Feustel: Spaziergänge in Lichtenberg, Band 75 der „Berlinischen Reminiszenzen“, Haude und Spener Berlin, 1996, Seite 46, ISBN 3-7759-0409-3
  5. Informationen des SPZ zur Arbeit im „Lindenhof“; abgerufen am 10. März 2009
  6. Marlies Emmerich: Kinderklinik Lindenhof bleibt bestehen. Doppelhochhaus aufpoliert. 62 Wohnungen geplant, In: Berliner Zeitung, 12. November 1994; abgerufen am 10. März 2009
  7. Lindenhof-Kinderklinik soll umziehen, In: Berliner Morgenpost, 31. Juli 2003; abgerufen am 10. März 2009
  8. Willkommen auf den Seiten der Kinderheilkunde! (Memento vom 25. September 2009 im Internet Archive)Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Webarchiv): "komentar"; Stand 2009; erneut abgerufen am 15. Januar 2016.
  9. Zertifikat für Schlaflabor der Kinderklinik Lindenhof, In: Berliner Morgenpost, 23. Juli 2005; abgerufen am 10. März 2009
  10. Lichtenberg erhält neues Sanierungsgebiet (Memento vom 3. August 2009 im Internet Archive)Fehler bei Vorlage * Parametername unbekannt (Vorlage:Webarchiv): "kommentar"; abgerufen am 10. März 2009; erneut abgerufen am 15. Januar 2016.
  11. a b Tag der offenen Tür am 12. Mai 2012 mit exakter Angabe zur Eltern-Kind-Einrichtung am Standort Fanningerstraße; abgerufen am 12. September 2012
  12. Die Senioren werden ausgebremst. Nibelungenviertel: Ältere Bürger fordern bessere Busanbindung in: Berliner Woche, Ausgabe Lichtenberg, 12. September 2012; S. 5.
  13. Howoge baut auf dem Lindenhof-Gelände, abgerufen am 22. September 2015.
  14. Baustart für den Lindenhof. Das ehemalige Krankenhaus-Areal wird zum Wohngebiet. In: Berliner Woche, 21. September 2016, S. 3.
  15. Info der Humboldt-Universität zu einigen dort beschäftigten Lehrkräften; abgerufen am 10. März 2009