Wald-Witwenblume

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Wald-Witwenblume

Wald-Witwenblume (Knautia dipsacifolia)

Systematik
Euasteriden II
Ordnung: Kardenartige (Dipsacales)
Familie: Geißblattgewächse (Caprifoliaceae)
Unterfamilie: Kardengewächse (Dipsacoideae)
Gattung: Witwenblumen (Knautia)
Art: Wald-Witwenblume
Wissenschaftlicher Name
Knautia dipsacifolia
Kreutzer

Die Wald-Witwenblume (Knautia dipsacifolia), auch Wald-Knautie genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Witwenblumen (Knautia) in der Unterfamilie der Kardengewächse (Dipsacoideae).

Beschreibung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Blütenstände
Knospiger Blütenstand

Vegetative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Wald-Witwenblume ist eine ausdauernde krautige Pflanze und erreicht Wuchshöhen von 30 bis 100 Zentimetern. Der aufstrebende Stängel ist im oberen Bereich flaumig behaart. Als Überdauerungsorgan wird ein Rhizom gebildet. Mit dem Blütentrieb abschließend (zur Blütezeit nur mit einem Blütenstängel und seitlich davon eine kleine Blattrosette vorhanden). Die länglich-elliptischen Laubblätter haben einen entfernt gesägten Blattrand und sind zum Grund hin lang und schmal stielartig verschmälert.

Generative Merkmale[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der Kelch besitzt acht Borsten. Die Samen entwickeln sich zu Schließfrüchten, Achänen genannt.

Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40 oder 60.[1][2]

Ökologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Bei der Wald-Witwenblume handelt es sich um einen Hemikryptophyten.

Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Die nussartigen Achänen werden durch Ameisen ausgebreitet (Myrmekochorie).

Herbarbeleg

Vorkommen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für die Unterarten der Wald-Witwenblume gibt es die Fundortangaben Deutschland, Österreich, Liechtenstein, Schweiz, Italien, Monaco, Frankreich, Luxemburg, Belgien, Estland, Litauen, Polen, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Slowenien, Serbien, Kosovo, Kroatien, Montenegro, Rumänien, Albanien, Griechenland, Spanien, Gibraltar, Andorra, die Ukraine und die Krim.[3]

Die Wald-Witwenblume ist vor allem in den Alpen und Pyrenäen in Höhenlagen von 400 bis 2100 Metern zu finden. Sie kommt ziemlich häufig in Staudenfluren, im Saum montaner Auenwälder, an schattigen Wald- und Wegrändern und in hochmontanen Hochstaudenfluren vor. Sie gedeiht meist auf feuchten, lockeren, meist steinigen Böden in kühleren, luftfeuchten Lagen. Nach Ellenberg ist sie eine Halbschattenpflanze, subozeanisch verbreitet und eine Verbandscharakterart der Mittelklee-Krautsäume (Trifolion medii). Nach Oberdorfer kommt sie vor allem in Saumgesellschaften des Arunco-Petasition und des Alliarion vor, aber auch im Alnion, auch im feuchten Quercion roboris und in Hochlagen auch im Caricion ferrugineae oder im Calamagrostion arundinaceae.[1] In den Allgäuer Alpen steigt sie am Kugelhorn in Bayern bis zu einer Höhenlage von 2090 Metern auf.[4]

Systematik und Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Erstbeschreibung von Knautia dipsacifolia erfolgte 1840 durch Karl Joseph Kreutzer in Anthochronologion, S. 125, 223. Synonyme für Knautia dipsacifolia Kreutzer sind: Trichera sylvatica (L.) Schrad., Knautia sylvatica auct. non (L.) Duby, Scabiosa pubescens Willd., Knautia chabertii Szabó, Scabiosa dipsacifolia Host, Scabiosa dipsacifolia Schrank, Knautia arvensis subsp. sylvatica (L.) Bonnier & Layens, Knautia sylvatica (L.) Duby var. sylvatica.[3]

Knautia dipsacifolia ist eine sehr formenreiche Art. Besonders die Ausgestaltung der Laubblätter, die Behaarung des Stängels und die Blütenfarbe können sehr variabel sein.

In Europa kommen folgende Unterarten vor:[3]

  • Knautia dipsacifolia subsp. catalaunica (Szabó) O.Bolòs, Vigo, Masalles & Ninot (Syn.: Knautia catalaunica Szabó): Sie hat seit 1990 den Rang einer Unterart und kommt nur in Spanien vor.[3]
  • Gewöhnliche Wald-Witwenblume (Knautia dipsacifolia subsp. dipsacifolia, Syn.: Knautia sendtneri Brügger, Knautia arvensis subsp. dipsacifolia (Host) F.W.Schultz)[5]:
    • Meistens kräftig-robuste Pflanze. Der Stängel ist in seinem unteren Teil wie die elliptisch-lanzettlichen Blätter steifhaarig. Der Blattrand ist mehr oder weniger gezähnt. Die oberen Stängelblätter besitzen einen breit abgerundeten Grund und sind halbstängelumfassend. Die Köpfchentstiele sind meist stieldrüsig. Die Blütenkrone ist überwiegend bläulich-violett bis zartlila. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40 oder 60.[1][6][7]
    • Sie kommt in Deutschland, der Schweiz, Österreich mit Liechtenstein, Tschechien, dem früheren Jugoslawien, Frankreich mit dem Kanalinseln und Monaco, Ungarn, Italien, Polen, Rumänien, und der Slowakei vor.[5]
  • Zierliche Wald-Witwenblume (Knautia dipsacifolia subsp. gracilis (Szabó) Ehrend., Knautia gracilis Szabó, Knautia cuspidata Jord., Knautia sylvatica var. cuspidata (Jord.) Briq., Knautia sylvatica var. dolichophylla Briq.)[8]:
    • Meistens zierliche, schlanke Pflanze. Die Blätter sind lanzettlich. Die oberen Blätter besitzen meist einen verschmälerten Grund und sind sitzend. Die mittleren Internodien sind meist unbehaart. Die Köpfchenstiele sind (meist) wenig drüsig bis drüsenlos. Die Blütenkrone ist überwiegend bläulich-violett bis zartlila. Die Chromosomenzahl beträgt 2n = 40.[1][6][7][9]
    • Sie kommt in Deutschland[10] und Frankreich vor.[8] In Deutschland gilt sie als stark gefährdet.[9]
  • Knautia dipsacifolia subsp. lancifolia (Heuff.) Ehrend. (Syn.: Knautia lancifolia (Heuff.) Simonk., Knautia dominii Klášt., Knautia sylvatica var. lancifolia Heuff.): Sie kommt in Rumänien und im früheren Jugoslawien vor.[3]
  • Knautia dipsacifolia subsp. pocutica (Szabó) Ehrend.: Sie kommt in Polen und in Rumänien vor.[3]
  • Savoyer Witwenblume bzw. Lemanische Witwenblume (Knautia dipsacifolia subsp. sixtina (Briq.) Ehrend., Knautia sixtina Briq.)[11]:
    • Sie kommt in der Schweiz, in Frankreich und in Italien vor.[11] Sie ist ein Endemit in den Westalpen. Für die Schweiz gibt es Fundangaben im Kanton Wallis, für Frankreich in den Départements Haute-Savoie und Isére und für Italien in den Provinzen Aosta und Cuneo.[12]
  • Knautia dipsacifolia subsp. turocensis (Borbás) Kiss (Syn.: Knautia sylvatica var. turocensis Borbás): Sie kommt in Tschechien, in Polen, Ungarn, in der Slowakei und in Rumänien vor. vor.[3]

Illustrationen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Quellen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Robert Zander: Zander Handwörterbuch der Pflanzennamen. Hrsg. von Fritz Encke, Günther Buchheim, Siegmund Seybold. 15. Auflage, korrigierter Nachdruck der 14. Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart 1994, ISBN 3-8001-5072-7.
  • Thomas Schauer, Claus Caspari: Der BLV-Pflanzenführer für unterwegs. Mit zuverlässigem Farbcode. 1150 Blumen, Gräser, Bäume und Sträucher. 2. durchgesehene Auflage. blv, München 2008, ISBN 978-3-8354-0354-3, S. 322 (als Knautia sylvatica).
  • Rolf Wisskirchen, Henning Haeupler: Standardliste der Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Mit Chromosomenatlas. Hrsg.: Bundesamt für Naturschutz (= Die Farn- und Blütenpflanzen Deutschlands. Band 1). Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 1998, ISBN 3-8001-3360-1.

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. 8. Auflage. Stuttgart, Verlag Eugen Ulmer, 2001, ISBN 3-8001-3131-5. . Erich Oberdorfer: Pflanzensoziologische Exkursionsflora für Deutschland und angrenzende Gebiete. Unter Mitarbeit von Angelika Schwabe und Theo Müller. 8., stark überarbeitete und ergänzte Auflage. Eugen Ulmer, Stuttgart (Hohenheim) 2001, ISBN 3-8001-3131-5, S. 887.
  2. Knautia dipsacifolia Kreutzer In: Tropicos.org, IPCN Chromosome Reports
  3. a b c d e f g G. Domina (2017+): Dipsacaceae. Datenblatt Knautia dipsacifolia. In: Euro+Med Plantbase - the information resource for Euro-Mediterranean plant diversity.
  4. Erhard Dörr, Wolfgang Lippert: Flora des Allgäus und seiner Umgebung. Band 2, IHW, Eching 2004, ISBN 3-930167-61-1, S. 543.
  5. a b Knautia dipsacifolia subsp. dipsacifolia In: europlusmed.org
  6. a b Frank Müller, Christiane M. Ritz, Erik Welk, Karsten Wesche (Hrsg.): Exkursionsflora von Deutschland. Begründet von Werner Rothmaler. 22. Auflage. Gefäßpflanzen: Grundband. Springer Spektrum, Berlin 2021, ISBN 978-3-662-61010-7, S. 781.
  7. a b T. G. Tutin, V. H. Heywood u. a.: Flora Europaea. Volume 4, Cambridge Univ. Press, 1976, ISBN 0-521-08717-1, S. 63.
  8. a b Knautia dipsacifolia subsp. gracilis In: europlusmed.org
  9. a b Zierliche Witwenblume (Knautia gracilis Szabó) In: FloraWeb.de
  10. Verbreitungskarte für die Zierliche Witwenblume in Deutschland In: FloraWeb.de
  11. a b Knautia dipsacifolia subsp. sixtina In: europlusmed.org
  12. David Aeschimann, Konrad Lauber, Daniel Martin Moser, Jean-Paul Theurillat: Flora Alpina. 1. Auflage. Haupt Verlag, Bern 2004, ISBN 3-258-06600-0 (Schuber mit Bänden 1, 2 und 3). Band 2, S. 410–411.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Wald-Witwenblume (Knautia dipsacifolia) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien