Kotoit

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Kotoit
Massives, grobkristallines Aggregat aus Kotoit (hellgrau), Ludwigit (schwarz, faserig) und Szaibélyit (weißliche, erdige Verwitterungskruste rechts) aus der „Nalednoe B“-Lagerstätte, Tas-Khayakhtakh-Gebirgskette, Sacha, Ostsibirien (Größe: 6,5 x 4,5 x 2,5 cm)
Allgemeines und Klassifikation
Chemische Formel Mg3[BO3]2[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Borate (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate)
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

V/G.01
6.AA.35
24.03.02.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem orthorhombisch
Kristallklasse; Symbol orthorhombisch-dipyramidal; 2/m 2/m 2/m[2]
Raumgruppe (Nr.) Pnmn[1] (Nr. 58)
Gitterparameter a = 5,40 Å; b = 8,42 Å; c = 4,50 Å[1]
Formeleinheiten Z = 2[1]
Zwillingsbildung polysynthetische Zwillinge nach {101}[3]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 6,5
Dichte (g/cm3) gemessen: 3,10; berechnet: 3,09[3]
Spaltbarkeit vollkommen nach {110}; Absonderungen nach {101}[3]
Bruch; Tenazität nicht definiert
Farbe farblos, weiß
Strichfarbe weiß
Transparenz durchsichtig
Glanz Glasglanz
Kristalloptik
Brechungsindizes nα = 1,652
nβ = 1,653
nγ = 1,673[4]
Doppelbrechung δ = 0,021[4]
Optischer Charakter zweiachsig positiv
Achsenwinkel 2V = 21° (gemessen); 26° (berechnet)[4]
Weitere Eigenschaften
Chemisches Verhalten leicht löslich in warmer Salz- und Schwefelsäure

Kotoit ist ein gesteinsbildendes, wenn auch selten vorkommendes, Mineral aus der Mineralklasse der „Borate“ (ehemals Carbonate, Nitrate und Borate, siehe Klassifikation). Es kristallisiert im orthorhombischen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Mg3[BO3]2[1], ist also chemisch gesehen ein Magnesium-Borat und gehört strukturell zu den Inselboraten.

Kotoit konnte bisher nur in Form körniger bis massiger Mineral-Aggregate gefunden werden. Er ist farblos und durchsichtig, kann jedoch aufgrund vielfacher Lichtbrechung durch polykristalline Ausbildung auch weiß erscheinen.


Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Kotoit in der zum Landkreis Suan-gun gehörenden Gold-Kupfer-Wismut-Grube „Hol Kol“ in der nordkoreanischen Provinz Hwanghae-pukto und beschrieben 1939 von Takeo Watanabe, der das Mineral nach Bundjirô Kotô (1856–1935) benannte, der als Geologe und Petrograph an der Universität von Tokyo wirkte und die Erzlagerstätten von Hol Kol in Nordkorea studierte.

Die nötigen Arbeiten zur Analyse und Beschreibung des Minerals führte Watanabe im mineralogisch-petrographischen Institut der Universität von Berlin durch, tatkräftig unterstützt durch den bekannten Mineralogen und damaligen Direktor Paul Ramdohr.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Kotoit zur gemeinsamen Mineralklasse der „Carbonate, Nitrate und Borate“ und dort zur Abteilung der „Inselborate“, wo er als Namensgeber die „Kotoitgruppe“ mit der System-Nr. V/G.01 und den weiteren Mitgliedern Jimboit und Takedait bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Kotoit in die neu definierte Mineralklasse der „Borate“ und dort in die Abteilung der „Monoborate“ ein. Diese ist zudem weiter unterteilt nach der möglichen Anwesenheit zusätzlicher Anionen in der Formel sowie der strukturellen Anordnung des Boratkomplexes. Der einfach gebaute Kotoit ist entsprechend in der Unterabteilung „BO3 ohne zusätzliche Anionen; 1(Δ)“ eingeordnet, was bedeutet, dass die BO3-Dreiecke in annähernd hexagonalen Schichten verbunden sind. Zusammen mit Jimboit bildet er hier ebenfalls die „Kotoitgruppe“ mit der System-Nr. 6.AA.35.

In der im englischen Sprachraum gebräuchlichen Systematik der Minerale nach Dana bilden die Carbonate, Nitrate und Borate wie in der veralteten Strunz'schen Systematik eine gemeinsame Mineralklasse. Dort steht der Kotoit in der Abteilung der „Wasserfreien Borate“ und der Unterabteilung „Wasserfreie Borate mit (A)m(B)n[XO3]p“, wo er ebenfalls zusammen mit Jimboit die unbenannte Gruppe 24.03.02 bildet.

Bildung und Fundorte

Kotoit bildet sich primär oder sekundär als Nebenbestandteil durch Kontaktmetasomatose (Gesteinsumwandlung durch Materialverdrängung) in magnesiumreichen Skarn-Borat-Lagerstätten und in metamorphosiertem dolomitischem Marmor. Als Begleitminerale treten unter anderem Fluoborit, Forsterit, Klinohumit, Ludwigit, Spinell, Suanit, Szaibélyit und Warwickit auf.

Als seltene Mineralbildung konnte Kotoit nur an wenigen Fundorten nachgewiesen werden, wobei bisher (Stand: 2013) knapp 20 Fundorte als bekannt gelten.[5] An seiner Typlokalität, der Gold-Kupfer-Wismut-Grube „Hol Kol“ und bisher einzigem bekannten Fundort in Nordkorea, trat das Mineral allerdings in großer Menge (zur Zeit der Entdeckung geschätzte über 1000 Tonnen[6]) in den nördlichen, östlichen und westlichen Erzkörpern zutage.

Weitere bekannte Fundorte sind unter anderem Lianping und Changning in China, Miyako (Iwate) auf der japanischen Insel Honshū, Băița (Bihor) in Rumänien, die „Titovskoe“-Lagerstätte in der Tas-Khayakhtakh-Gebirgskette der ostsibirischen Republik Sacha (Jakutien) und der Jumbo Mountain bei Darrington (Snohomish County) im US-Bundesstaat Washington.[7]


Kristallstruktur

Kotoit kristallisiert orthorhombisch in der Raumgruppe Pnmn (Raumgruppen-Nr. 58) mit den Gitterparametern a = 5,40 Å; b = 8,42 Å; und c = 4,50 Å sowie 2 Formeleinheiten pro Elementarzelle.[1]

Siehe auch

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 329.
  2. Webmineral - Kotoite
  3. a b c Kotoite, In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 65,1 kB)
  4. a b c Mindat - Kotoite
  5. Mindat - Anzahl der Fundorte für Kotoit
  6. Takeo Watanabe (1939): Kotoit, ein neues gesteinsbildendes Magnesiumborat (siehe Literatur)
  7. Fundortliste für Kotoite beim Mineralienatlas und bei Mindat