Kulturpalast (Dresden)

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Kulturpalast Dresden gesehen vom Altmarkt/Wilsdruffer Straße

Der 1969 eröffnete Kulturpalast Dresden des Architekten Wolfgang Hänsch hat den größten Mehrzwecksaal der Stadt Dresden, der für Konzerte, Tanz- und Unterhaltungsveranstaltungen sowie Tagungen und Kongresse genutzt wird. Der im Stil der Bauhaus-Moderne errichtete quaderförmige Baukörper mit einer Grundfläche von rund 100 mal 70 Metern schließt den Altmarkt an der Nordseite als Teil Bebauung an der Wilsdruffer Straße ab. Östlich der Schloßstraße und südwestlich des nahen Neumarktes gelegen befindet er sich genau im Zentrum der am 13. Februar 1945 zerstörten ehemaligen Altstadt.

Geschichte

Planung und Bau

Fundamente des Kulturpalastes 1967
Kulturpalast (1985)

Ursprünglich war der Kulturpalast als Hochhaus im Stil der sieben Moskauer Hochhäuser geplant. Nach den „16 Grundsätzen des Städtebaus“ und dem Aufbaugesetz der DDR im Jahr 1950 sollten die Prinzipien des sozialistischen Städtebaus nun in der DDR verwirklicht werden. Ein wichtiger Grundsatz lautete: zentraler Platz – zentrales, stadtbildprägendes Hochhaus und breite Magistralen. Der Kulturpalast sollte ursprünglich diese Funktion der Höhendominante übernehmen. Eine Verwirklichung des Projektes in den 1950er Jahren blieb aber aus.

In den 1960er Jahren wurde der Kulturpalast als kulturelles Zentrum der Stadt und des Bezirks Dresden als quaderförmiger Baukörper mit einer Traufe von 19,35 m auf Basis der architektonischen Planung von Leopold Wiel[1] realisiert. Ein zunächst geplantes drittes Geschoss und eine Tribüne für die Paraden auf der Ernst-Thälmann-Straße wurden nicht ausgeführt.

Brandschutzsanierung 2007

Durch nicht fachgerecht durchgeführte Umbaumaßnahmen in den 1990er Jahren wurde eine Sanierung von Brandschutzvorrichtungen nötig, die eine fünfmonatige Schließung des Kulturpalastes ab dem 19. März 2007 erforderte. In den Wochen vor Beginn der Sanierung wurden während der Veranstaltungen Feuerwehrfahrzeuge direkt neben dem Kulturpalast postiert.

Letzte Jahre

Seit 2008 steht der Kulturpalast unter Denkmalschutz. Der „Palast“, im Volksmund auch Kulti genannt, hat, die Aufgaben einer Stadthalle erfüllend, eine wichtige Funktion im Kulturleben der Stadt. Betreiber ist die städtische Konzert- und Kongressgesellschaft mbH Dresden. Hauptnutzer ist die Dresdner Philharmonie.

Jährlich diente er als Hauptspielstätte für das Dixieland-Festival. 2011 wurde er beim Evangelischen Kirchentag als Organisationszentrum, Hauptinformation und Veranstaltungsort genutzt.

Am 23. Juli 2012 fand die letzte Vorstellung „Das Brückenmännchen lädt ein – Der kleine Vampir“ im Kulturpalast statt.[2] Danach wurde das Haus geschlossen und komplett ausgeräumt.

Gebäude

Der multifunktionale Festsaal mit bis zu 2435 Plätzen (früher 2740) war durch das besondere „Kippparkett“ in einen komplett mit festen Sitzreihen und Überhöhung bestuhlten Zuschauerraum oder in einen Bankettsaal mit ebenem Boden im Bereich des Parketts vor der Bühne verwandelbar.

Der Festsaal wurde in seiner Raumakustik für die Multifunktionalität optimiert und konnte auf die Nutzung als Konzertsaal oder für elektronische verstärkte Musik- oder Sprachveranstaltungen durch veränderbare Absorptions- oder Reflexionsflächen angepasst werden.

Neben dem großen Saal hatte der Kulturpalast ein Studiotheater mit 192 Sitzplätzen, Seminar-, Proben- und Einspielräume, Foyerebenen, Bürotrakte sowie ein Restaurant mit Tagungsmöglichkeit.

Nach außen zeichnet sich der Festsaal durch das aus dem quaderförmigen Grundbaukörper herausragende Dach mit der Grundfläche eines symmetrischen Trapezes aus.

Wandbild

Wandbild Der Weg der roten Fahne

Das 30 mal 10 Meter große Wandbild „Der Weg der roten Fahne“ an der Westseite des Gebäudes ist seit 2001 als Kulturdenkmal ausgewiesen. 1968 wurde Gerhard Bondzin mit der Erarbeitung der Entwürfe beauftragt und das Wandbild schließlich bis 1969 durch eine Arbeitsgemeinschaft der Hochschule für Bildende Künste Dresden umgesetzt. Dem Künstlerkollektiv gehörten neben Bondzin (künstlerischer Leiter) auch Alfred Hesse (Mitwirkung an Übertragungsarbeiten), Gerhard Stengel (künstlerische Technologie), Gerhard Präkelt (Architekt), Emil Spiess (Studienorganisation), Martin Hänisch (Schriftgestaltung), Wolfgang Richter (Fachinstrukteur) und Studenten des 3. und 4. Studienjahres der Fachrichtung Wandbildgestaltung an. Es besteht aus Farbglas auf Betonplatten, die elektrostatisch beschichtet wurden – eine Technik, die bei einem Wandbild dieser Größe erstmals angewendet wurde.

Türen

Die fünf bronzenen Haupteingangstüren schuf Gerd Jaeger 1969, sie stellen die Entwicklung Dresdens vom Fischerdorf zur Großstadt dar.[3] Der Bronzeguss der Türen erfolgte durch die Gießerei Pirner & Franz in Dresden.

Brunnen

Vor dem Gebäude wurden 1969 an der Wilsdruffer Straße drei Wasserspiele angelegt. Im Zuge der Baumaßnahmen für die Tiefgarage am Altmarkt wurden die Brunnen entfernt. Dabei handelte es sich um Terrazzobecken mit den Abmessungen 7,90 mal 8,55 Meter. In den Becken befanden sich jeweils eine Strahlenfontäne auf einer Fläche von 3 mal 3 Meter, am Beckenrand waren jeweils 24 kleine Häufchenfontänen installiert.[3]

Umbauplanung

Im Oktober 2013 begannen die Umbauarbeiten am Kulturpalast, die bis 2017 andauern sollen.[4] Der Festsaal soll zu einem reinen Konzertsaal mit einer verringerten Kapazität von bis zu 1800 Plätzen als Spielstätte der Dresdner Philharmonie umgebaut werden. Das Kabarett Herkuleskeule und die Hauptbibliothek der Städtischen Bibliotheken Dresdens sollen die heute als Studiobühne und Seminarräume genutzten Bereiche des Kulturpalastes als Spielstätte, Räume für den Büchereibetrieb oder Büroräume übernehmen, um die alten Standorte aufgeben zu können. Damit soll neben der Kostenersparnis eine ganztägige Öffnung und Nutzung des Gebäudes und eine Nutzung durch unterschiedliche Alters- und Interessengruppen erreicht werden.

Architekturwettbewerb

Zu diesem Zweck wurde durch die Landeshauptstadt ein Architekturwettbewerb ausgelobt, bei dem einstimmig und mit Empfehlung das Büro Meinhard von Gerkan den 1. Preis gewann.[5] Der Entwurf sieht einen reinen Konzertsaal in Form eines Weinberges vor (ähnlich dem Saal des Gewandhauses in Leipzig), der gute Bedingungen für die Dresdner Philharmonie bieten würde.

Kritik am Umbau

Kritiker des Umbaues wie der Konzertveranstalter Bernd Aust verweisen darauf, dass ein Umbau zu einem reinen Konzertsaal mit nur zwei Dritteln der ursprünglichen Plätze einen großen Teil der Unterhaltungsveranstaltungen unmöglich oder unwirtschaftlich macht. Gleichzeitig lehnten mehrere Fraktionen des Dresdner Stadtrates den Umbau ab, da ein funktionierendes wirtschaftlich zu betreibendes Gebäude zerstört würde und der Substanzverlust sowie die Umbaukosten einen höheren Aufwand als der Neubau eines Konzertsaales darstellen würden. Unklar ist, warum der Stadtratsbeschluss von 2004, der eine Sanierung und eine akustische Ertüchtigung des Festsaales in Auftrag gab, nicht umgesetzt und durch einen erneuten Stadtratsbeschluss von 2008 wieder aufgehoben wurde.

Einzelnachweise

  1. Initiative Kulturpalast Dresden erhalten
  2. Bericht in der DNN
  3. a b Kunst im öffentlichen Raum. Kulturamt Dresden, Dresden 1996.
  4. Baustart im Dresdner Kulturpalast. Landeshauptstadt Dresden, 11. Oktober 2013, abgerufen am 15. Oktober 2013 (Pressemitteilung). (laut PM vom 13. März 2015 läuft der Bau wie geplant bis voraussichtlich 2017)
  5. Jury ermittelte Siegerentwurf zum Kulturpalastumbau. In: dresden.de. Landeshauptstadt Dresden, 23. Juni 2009, abgerufen am 16. August 2015 (Pressemitteilung).

Literatur

  • Birk Engmann: Bauen für die Ewigkeit: Monumentalarchitektur des zwanzigsten Jahrhunderts und Städtebau in Leipzig in den fünfziger Jahren. Sax-Verlag, Beucha 2006. ISBN 3-934544-81-9
  • Wolfgang Hänsch: „Haus der sozialistischen Kultur“. in: Deutsche Architektur, Heft 4, Jahrgang 1968, S. 212–671.

Weblinks

Commons: Kulturpalast (Dresden) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 51° 3′ 3,6″ N, 13° 44′ 18,6″ O