Kurt Sydow

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Kurt Sydow (* 6. Juni 1908 in Stettin; † 7. Juni 1981 in Osnabrück) war ein deutscher Musikpädagoge, Komponist, Musikwissenschaftler, Dozent und Hochschulrektor.

Werdegang[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Seine Eltern waren der Ingenieur Heinrich Sydow und Marie Sydow, geborene Schanzenberg. In seiner Heimatstadt Stettin besuchte er von 1914 bis 1924 die Bismarck-Oberrealschule. Anschließend studierte er von 1925 bis 1927 an der Orchesterschule in Berlin, dann von 1927 bis 1929 an der Hochschule für Musik in Berlin bei dem österreichischen Violinisten Josef Wolfsthal (1899–1931).[1][2][3]

Von 1929 bis 1932 war er an der stark musisch ausgerichteten reformpädagogischen Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist als Musikerzieher tätig und arbeitete dort u. a. mit Rudolf Aeschlimann, Fritz Hafner, Walter Jockisch, Friedrich Könekamp, Martin Luserke, Heinrich Meyer, Anni und Paul Reiner, Günther Rönnebeck sowie Eduard Zuckmayer zusammen.[4] In den Jahren 1932 bis 1939 war er am Musikheim Frankfurt (Oder) unter Georg Götsch aktiv. Auf Juist und in Frankfurt (Oder) zählte Jens Rohwer zu seinen Schülern. 1939 wurde er Musiklehrer am Conradinum in Danzig-Langfuhr, nahm dann aber am Zweiten Weltkrieg als Soldat teil.

In der Nachkriegszeit agierte er von 1945 bis 1947 als Konzertmeister am Stadttheater Weimar. 1948 war er Dozent für Musik und Musikerziehung an der vorübergehend eingerichteten Pädagogischen Hochschule Bederkesa, dann von 1948 bis 1955 Dozent für Musikerziehung und Darstellendes Spiel an der Pädagogischen Hochschule Göttingen. Daneben war er als Orchester-, Chor- und Singeleiter aktiv, unter anderem bei der Akademischen Orchestervereinigung Göttingen (1949 bis 1950)[5].

1955 wurde er Professor an der Adolf-Reichwein-Hochschule in Osnabrück, wo er von 1962 bis 1965 Rektor war. Seine Emeritierung erfolgte 1973.[6] Walter Heise wurde an der neugegründeten Universität Osnabrück sein Lehrstuhlnachfolger.

Kurt Sydow heiratete 1936 Anni Hahn. Aus der Ehe gingen ein Sohn und drei Töchter hervor.

Funktionen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1962–1965 Rektor der Adolf-Reichwein-Hochschule Osnabrück

Engagements (Auswahl)[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im Freideutschen Kreis, einer nach dem Zweiten Weltkrieg formierten losen Dachorganisation von Aktiven der Jugendbewegung, ist Kurt Sydow durch seine Mitarbeit bei der Gestaltung des Konventes 1980 in Osnabrück bekannt geworden; er gestaltete eine Ausstellung über Martin Luserke.[7]

Werke[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Jenseits des Bergs ist große Not. Roggenreiter. Potsdam 1934
  • Kanons getanzt! Gesellschaft der Freunde des Musikheims. Frankfurt (Oder) 1936
  • Das Instrumentenspiel. Hanseatische Verlagsanstalt. Hamburg 1936
  • Die Goldharfe. Hanseatische Verlagsanstalt. Hamburg 1938
  • Weltliches Laienspiel. Wissenschaftliche Verlagsanstalt. Schroedel. Hannover 1950
  • Die fröhlichen Kürbisse. Höfling. München 1950
  • Worte über die Musik. Möseler. Hamburg 1952
  • Der fliegende Koffer. Bärenreiter. Kassel 1952
  • Wege elementarer Musikerziehung. Bärenreiter. Kassel 1955
  • Eduard Zuckmayer zum 70. Geburtstag. In: Musik im Unterricht, 1960, S. 264–265.
  • Musik in Volksschule und Lehrerbildung : Ein Tagungsbericht. Bärenreiter. Kassel 1961
  • Sprache und Musik. Vorträge und Berichte aus der zweiten Tagung Musik in Volksschule und Lehrerbildung. Möseler. Hamburg 1966
  • Musikhören und Werkbetrachtung in der Schule – Musikpädagogisches Forum Gießen 1968. Möseler. Wolfenbüttel 1970
  • Die Lebensfahrt eines großen Erzählers – Martin Luserke (1880–1968). In: Jahrbuch des Archivs der deutschen Jugendbewegung 12 (1980). ISBN 978-3-88551-004-8.
  • Gischt auf den Wellen. Aus der Welt- und Lebensschau des Dichters Martin Luserke. 1980. ISBN 2-00-911008-0.
  • Archiv der Jugendmusikbewegung (Hrsg.): Die Deutsche Jugendmusikbewegung in Dokumenten ihrer Zeit von den Anfängen bis 1933. Auswahl und Zusammenstellung der Dokumente, Wilhelm Scholz und Waltraut Jonas-Corrieri, unter Mitwirkung von Heinrich Schumann und Kurt Sydow. Möseler. Wolfenbüttel 1980. ISBN 978-3-7877-3930-1.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Walter Heise (Hrsg.): Kurt Sydow (1908–1981). Musikpädagogische Beiträge aus drei Jahrzehnten. Epos-Music, Osnabrück 1993
  • Stephan Sehlke: Pädagogen – Pastoren – Patrioten: Biographisches Handbuch zum Druckgut für Kinder und Jugendliche von Autoren und Illustratoren aus Mecklenburg-Vorpommern von den Anfängen bis einschließlich 1945. Books on Demand 2009, ISBN 978-3-8370-9497-8, S. 375–376.
  • Eckhard Wendt: Stettiner Lebensbilder (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe V, Band 40). Böhlau, Köln/Weimar/Wien 2004, ISBN 3-412-09404-8, S. 406–408.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Bernd Fröde, Walter Heise, Rudolph Weber: Gleiches Bestreben in getrennten Ländern: Musikpädagogik in den beiden deutschen Staaten nach 1945 - Zeitzeugen berichten. Hochschule für Musik, Theater und Medien. Hannover 2007. ISBN 978-3-931852-77-1. S. 19.
  2. Werner Schwarz: Pommersche Musikgeschichte. Teil I. Historischer Überblick und Lebensbilder. Ausgabe 28. Böhlau. Wien/Köln/Weimar 1988. ISBN 978-3-412-04382-7. S. 220.
  3. Wilfried Gruhn: Geschichte der Musikerziehung: Eine Kultur- und Sozialgeschichte vom Gesangunterricht der Aufklärungspädagogik zu ästhetisch-kultureller Bildung. Wolke. Hofheim am Taunus 2003. ISBN 978-3-936000-11-5. S. 238.
  4. Hans-Christian Schmidt: Handbuch der Musikpädagogik. Band 1: Geschichte der Musikpädagogik. Bärenreiter. Kassel 1986. ISBN 978-3-7618-0781-1. S. 530.
  5. Dirigenten der AOV. In: Vorstand der Akademischen Orchestervereinigung (Hrsg.): 100 Jahre Akademische Orchestervereinigung Göttingen. Göttingen 2006, S. 64f.
  6. Institut für ostdeutsche Musik (Hrsg.) / Werner Schwarz / Franz Kessler / Helmut Scheuchen: Musikgeschichte Pommerns, Westpreussens, Ostpreussens und der baltischen Lande. Laumann. Dülmen 1989. ISBN 978-3-89960-070-4. S. 50.
  7. Musikerziehung und Laienspiel. Kurt Sydow (1908–1981). In: Jahrbuch des Archivs der Deutschen Jugendbewegung. Stiftung Jugendburg Ludwigstein, 1980. S. 161.