Colydium elongatum

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Colydium elongatum

Colydium elongatum

Systematik
Ordnung: Käfer (Coleoptera)
Unterordnung: Polyphaga
Familie: Zopheridae
Unterfamilie: Colydiinae
Gattung: Colydium
Art: Colydium elongatum
Wissenschaftlicher Name
Colydium elongatum
(Fabricius, 1787)
Abb. 1: Aufsicht Abb. 2: Unterseite
Abb. 3: Seitenansicht Abb. 4: Kopf von vorn
Abb. 5: Larve[1] Abb. 6: Puppe[1]

A: Oberkiefer B: Unter-
kiefer C: Unterlippe[1]
Abb. 7: Mundwerkzeuge Abb. 8: Fühler

Colydium elongatum ist ein Käfer aus der Familie Zopheridae und der Unterfamilie Colydiinae, die früher als eigenständige Familie betrachtet wurde und in die weitere Verwandtschaft der Schwarzkäfer gehört.[2] Die Gattung Colydium ist hauptsächlich in der Neuen Welt verbreitet, in Europa ist sie außer durch Colydium elongatum nur noch durch die Art Colydium filiforme vertreten.[3] Die beiden Arten unterscheiden sich jedoch nur graduell.

Der Artname elongatum (lat. verlängert) spielt auf die ungewöhnlich stabähnliche Körperform an, die jedoch auch bei Colydium filiforme vorliegt.[4] Der Gattungsname Colydium (von altgr. κώλον „kólon“ für „Glied“ und ιδέα „idéa“ für „Gestalt“) steht ebenfalls für einen Käfer mit langgezogenem Körper.[5] Bei Reitter heißt die Gattung auf deutsch Fadenkäfer,[1] in den Roten Listen wird für die Art der Name Länglicher Fadensaftkäfer[6] in zwei verschiedenen Schreibweisen angegeben, außerdem findet man im Internet den Namen Ausgestreckter Rindenkäfer,[7] diese Namen sind jedoch nicht geläufig.

Der verborgen lebende Käfer wird in der Roten Liste gefährdeter Arten Deutschlands unter der Kategorie 3 (gefährdet) geführt.[6]

Merkmale des Käfers[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Der schmale zylindrische Käfer ist fast fünf Mal so lang wie breit und wird fünf bis sieben Millimeter lang. Er ist schwarzbraun, Beine und Fühler sind eher rotbraun gefärbt.

Der Kopf (Abb. 4) ist in Aufsicht etwa gleich lang wie breit und schwach trapezförmig. Die rundlichen Augen sind wenig gewölbt und liegen auf der Kopfseite. Die Oberlippe ist von oben nicht sichtbar, ihr Vorderrand leicht zweibuchtig. Die gebogenen Oberkiefer (Abb. 7 A) sind an der Spitze ungleich zweizähnig, am Innenrand mit einem freien Hautlappen versehen und an der Wurzel mit quergeriefter Mahlfläche ausgestattet. Das Endglied der Kiefertaster ist groß und leicht beilförmig (Abb. 7 B). Das Endglied der Lippentaster (Abb. 7 C) ist länglich eiförmig und an der Spitze abgestutzt. Die elfgliedrigen Fühler (Abb. 8) sind unter dem Seitenrand der Stirn vor den Augen eingelenkt. Sie enden in einer dreigliedrigen Keule. Diese ist mehr als doppelt so breit wie die mittleren Fühler der Fühlergeißel, das mittlere Keulenglied ist gut doppelt so breit wie lang, auch das Basisglied ist deutlich breiter als lang. Bei Colydium filiforme sind die Glieder der Geißel weniger schlank und das mittlere Keulenglied weniger quer.

Der fast rechteckige Halsschild ist bei beiden Arten der Gattung über die ganze Länge in der Mitte tief gefurcht, parallel dazu verlaufen nahe der Seite einseitig nach außen scharf begrenzte flache Furchen. Bei Colydium elongatum ist der Halsschild eineinhalb mal so lang wie breit, bei Colydium filiforme ist er etwas schlanker. Nach hinten verengt sich der Halsschild nur sehr wenig und ist an der Basis immer noch etwas breiter als der Kopf. Bei Colydium filiforme ist die Halsschildbasis nicht breiter als der Kopf. Der Halsschild ist weniger dicht punktiert als der Kopf, die Punkte sind länglich.

Die Flügeldecken sind prägnant längs gerippt. Zwischen den Rippen verlaufen Punktreihen, die bei Colydium elongatum aus etwas groberen Punkten bestehen als bei Colydium filiforme. Hinten sind die Flügeldecken gemeinsam etwa halbkreisförmig abgerundet. Die Flügeldecken sind einheitlich nur wenig heller als Kopf und Brustschild, die Schultern sind nur ausnahmsweise etwas heller braun, während bei Colydium filiforme gewöhnlich der ganze vordere Teil der Flügeldecken so braun wie die Beine sind.

Die Tarsen sind alle viergliedrig, die Glieder ungelappt. Vorder-, Mittel- und Hinterhüften sind deutlich getrennt (Abb. 2).

Larve[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Larven (Abb. 5) sind gestreckt und fast weiß. Die Glieder des Brustabschnitts, die die Beine tragen, sind kaum breiter und stärker sklerotisiert als die Hinterleibssegmente. Die beiden letzten Abdominalsegmente, insbesondere das letzte, sind oberseits stärker sklerotisiert und gelbbraun. Am Körper sitzen zwei kurze nach hinten und oben gekrümmte chitinöse Fortsätze in Form eines Horns.

Biologie[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Art lebt in und unter morscher Rinde und in faulendem Holz verschiedener Laub- und Nadelbäume (Eiche Buche Hainbuche, Tanne Fichte, Kiefer, Lärche). Die Imagines kann man nachts auch auf dem Holz antreffen, in Ausnahmefällen auch am Tag. In Polen erscheinen sie von Mai bis Anfang August.[8] Die Überwinterung erfolgt vermutlich als Imago.

Die Imagines und vermutlich auch die Larven leben räuberisch, hauptsächlich von Larven verschiedener Borkenkäferarten. Die Larven fressen möglicherweise auch Pilze, die in den Käfergängen wachsen. In England wurde die Art häufig zusammen mit dem Kernholzkäfer Platypus cylindrus gefunden, dessen zunehmender Ausbreitung Colydium elongatum folgt. Außer Arten der Kernholzkäfer gehören auch verschiedene Borkenkäfer (Scolytidae) zum Beutespektrum von Colydium elongatum, vermutlich aber keine Nagekäfer. Die Funde legen die Vermutung nahe, dass Colydium elongatum solchen Arten folgt, die absterbendes Holz oder frisches Totholz befallen. Bei altem Totholz sind diese Arten seltener und auch Funde von Colydium elongatum. Auf rindenlosen Stellen (Stammspiegel) ist die Art nur dann bevorzugt zu finden, wenn sich auch die Beutetiere auf diese absterbenden Bereiche noch lebender Bäume konzentrieren.[9][10]

Verbreitung[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Verbreitungsgebiet von Colydium elongatum umfasst das von Colydium filiforme, und erreicht die meisten europäischen Staaten. Aus Portugal, Irland, den Baltischen Staaten mit dem Kaliningrader Gebiet, Moldawien, Zentralrussland, Albanien und Makedonien fehlen Meldungen. Aus den Niederlanden[11] und Norwegen liegen Neufunde vor.[12] Außerhalb Europas setzt sich das Verbreitungsgebiet nach Vorderasien und West-Nordafrika fort.[2]

In Deutschland ist die Art im Osten häufiger, nach Süden und Westen wird sie deutlich seltener. Die Häufigkeit scheint jedoch neuerdings nicht nur im Westen Deutschlands, sondern im Westen Europas zuzunehmen (Neufunde in den Niederlanden und im Rheinland; Ausbreitung in Großbritannien).[9]

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Edmund Reitter: Fauna Germanica, die Käfer des Deutschen Reiches III. Band, K.G.Lutz’ Verlag, Stuttgart 1911
  • Heinz Freude, Karl Wilhelm Harde, Gustav Adolf Lohse (Hrsg.): Die Käfer Mitteleuropas. Band 7: Clavicornia. Spektrum Akademischer Verlag, München 1967, ISBN 3-8274-0681-1.
  • Klaus Koch: Die Käfer Mitteleuropas Ökologie. 1. Auflage. Band 2. Goecke & Evers, Krefeld 1989, ISBN 3-87263-040-7.
  • Gustav Jäger (Hrsg.): C. G. Calwer’s Käferbuch. K. Thienemanns, Stuttgart 1876, 3. Auflage

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. a b c d Edmund Reitter: Fauna Germanica, die Käfer des Deutschen Reiches III. Band, K.G.Lutz’ Verlag, Stuttgart 1911
  2. a b Colydium elongatum bei Fauna Europaea. Abgerufen am 5. November 2012
  3. Colydium bei Fauna Europaea. Abgerufen am 5. November 2012
  4. Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Art)
  5. Sigmund Schenkling: Erklärung der wissenschaftlichen Käfernamen (Gattung)
  6. a b Rote Listen bei BioNetworX (Memento des Originals vom 24. Dezember 2015 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/s4ads.com
  7. Name „Ausgestrecker Rindenkäfer“
  8. Polnische entomologische Seite
  9. a b Klaas Reißmann: Colydium elongatum Fabricius 1787, Neufund für Nordrhein (Insecta, Coleoptera, Colydiidae) Coleo 2, 2001 S. 23–33
  10. Klaas Reißmann: Colydium elongatum FABRICIUS 1787, weitere Funde aus Nordrhein Coleo 3, 2003 S. 67–70
  11. O. Vorst: Colydium elongatum new to the fauna of the Netherlands (Coleoptera: Colydiidae) Entomologische Berichten 1994 Vol. 54 No. 2 pp. 23–25 ISSN 0013-8827
  12. Arvid Pasche, Karl Erik Zachariassen: Colydium elongatum Fabr. (Col., Colydiidae) new to Norway Norwegian Journal of Entomology Vol. 23 No. 2 1976.als PDF

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Commons: Colydium elongatum – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien