Lithium (Lied)
Lithium ist ein Rocksong der Gruppe Nirvana von deren zweitem Studioalbum Nevermind (1991).
Entstehung und Veröffentlichung
Eine erste Aufnahme des Songs entstand am 20. März 1990 im Evergreen State College, als die Band das dortige Equipment und Videostudio benutzte, um Musikvideos für einige ihrer Songs zu machen. Der Text stammt von Frontmann Kurt Cobain. Einige Wochen später entstand das erste richtige Demo des Songs in einer Session mit dem späteren Nevermind-Produzenten Butch Vig in Madison, Wisconsin. Am 25. September 1990 spielten Nirvana das Stück in einer Radioperformance auf dem Radiosender Kaos Fm.
Das Stück erschien erstmals 1991 auf dem Album Nevermind und am 13. Juli 1992[1] als dessen dritte Singleauskopplung.
Titel und Text
Der Text[2] des Stückes beschreibt die Gedanken jemandes, der seinen Trost bei Gott gefunden hat. Dies scheint sein einziger Halt zu sein.[3] Die Liebe zu dem Menschen, an dem ihm liegt, scheint dagegen nicht fortzubestehen können. Der [mögliche] Trost in Religion bleibt: „I like it, I'm not gonna crack“ (dt: „Ich mag das, ich werde nicht zerbrechen“). Kurt Cobain äußerte über das Lied: „Ich fand immer schon, dass manche Menschen Religion in ihrem Leben haben sollten (...) Das ist gut so. Wenn das jemanden rettet, ist das OK. Und die Person in 'Lithium' brauchte das.“[4]
Der Songtitel erinnert an den Gebrauch von Lithium - genauer seiner Salze, wie Lithiumcarbonat - im Rahmen der Lithiumtherapie bei der Behandlung etwa von bipolaren Störungen, Manien oder Depressionen. Michael Azerrad, Verfasser einer Biographie über Nirvana, verweist hinsichtlich der Thematik „Psychopharmaka“ auch auf Karl Marx' Aussage vom Opium des Volkes.[5]
Musik
Lithium wechselt harte, verzerrte Powerchords mit einer sanfteren, größtenteils gedämpften Gitarrenbegleitung.
Video
Das Video ist ein Zusammenschnitt verschiedener Live-Performances des Songs. An den Stellen, an denen die gezupfte Gitarrenbegleitung im Vordergrund steht, überwiegen eher ruhigere Liveszenen, an den aggressiveren Stellen hingegen entsprechend wüstere Livemitschnitte, bei denen z.B. Instrumente zertrümmert werden. Insgesamt ist das Video weniger aufwändig gestaltet als die Videos zu den anderen Singles von Nevermind (In Bloom, Come as You Are, Smells Like Teen Spirit).
Live-Performance bei den MTV Video Music Awards
Viel Beachtung erlangte Nirvanas Auftritt anlässlich der MTV Video Music Awards am 9. September 1992. Angefragt war, ob sie Smells Like Teen Spirit, ihren ersten und größten Hit, spielen wollten, aber die Band wollte stattdessen einen neuen Song mit dem Namen Rape Me spielen, was MTV, wohl im Hinblick auf den Titel (deutsch: Vergewaltige mich), ablehnte. Nirvana erklärten sich dann damit einverstanden, die aktuelle Hit-Single Lithium zu spielen.
Zu Beginn des Auftritts spielte Kurt Cobain zunächst die ersten Takte von Rape Me und ging dann zu Lithium über. Die Textzeile „I’m to blame for all I’ve heard/But I’m not sure“ ersetzte er durch „I’m to blame for all I’ve heard/But I’m a turd“ (turd: etwa „Stück Scheiße“) entsprechend der bandeigenen Tradition, bei Live-Auftritten den Text zu variieren.
Gegen Ende des Auftrittes begannen Zuschauer, die Bühne zu erklettern und zu stagediven. Krist Novoselic warf seinen E-Bass in die Luft, fing ihn aber nicht wieder auf, sondern wurde von ihm an der Stirn getroffen und ging zu Boden. Cobain und Schlagzeuger Dave Grohl bemerkten das nicht und spielten unbekümmert weiter. Nach dem Ende von Lithium warf Kurt Cobain seine E-Gitarre auf die Boxen, stieß Verstärker um und begann sie zu erklettern. Dabei geriet er ins Stolpern und warf sich in das Drumset, das Dave Grohl bereits verlassen hatte. Währenddessen rief Dave Grohl ins Mikrofon: „Hi Axl! Hi Axl! Where is Axl? Hi Axl! Hi Axl? Hi Axl!“ Gemeint war Axl Rose, Frontmann von Guns N’ Roses, mit dem Nirvana im Vorfeld aneinandergeraten waren. Beim Verlassen der Bühne spuckte Kurt Cobain auf das Piano von Elton John, das er irrtümlich für das von Axl Rose hielt.
Trackliste der Single
- Lithium [LP Version] (Cobain) - 4:16
- Been a Son [live, Paramount Theatre (Seattle, Washington) 1991.10.31] (Cobain) - 2:14
- Curmudgeon (Cobain, Nirvana) - 2:58
- D-7 [ist nur auf wenigen CDs enthalten] - 2:54
Chartplatzierungen
Das Stück erreichte in vielen Ländern Chartplatzierungen in den Top 100, allerdings nicht in Deutschland; darunter Platz 3 in Finnland[6], Platz 5 in Irland, Platz 11 in Großbritannien[7] und Platz 16 in den US Mainstream Rock-Charts.[8]
Auf Live- und Best-of-Alben
- 1996 auf dem Live-Album From the Muddy Banks of the Wishkah
- 2002 auf dem Best-of-Album „Nirvana“
- 2004 auf dem Box-Set With the Lights Out - hier die Radioperformance vom 25. September 1990 bei Kaos Fm
- 2009 auf dem Live-Album Live at Reading
- 2011 auf der Konzert-DVD Live at the Paramount
Trivia
Michael Stipe, Sänger der Band R.E.M., versuchte seinerzeit, in dem R.E.M.-Stück Man on the Moon mehr „Yeahs“ unterzubringen als in Lithium schon enthalten waren, was ihm auch gelang (56 im Vergleich zu 48 in Lithium).[9]
Weblinks
- Lyrics (englisch) auf metrolyrics.com
- Lithium: Video (YouToube)
- Lithium: der Auftritt bei den MTV Video Music Awards 1992 (YouToube)
Einzelnachweise
- ↑ Release date „Lithium“
- ↑ Lyrics auf metrolyrics.com
- ↑ vgl. auch Kurt Cobain in einem Interview: „The song is about a man who, after the death of his girlfriend, turns to religion as a last resort to keep himself alive. To keep him from suicide.“ in: Al and Cake: An interview with...Kurt Cobain. Zeitschrift Flipside. Mai/Juni 1992
- ↑ Originalzitat: „I've always felt that some people should have religion in their lives [. . .] That's fine. If it's going to save someone, it's okay. And the person in ['Lithium'] needed it.“ in: Michael Azerrad: Come as You Are: The Story of Nirvana. Doubleday, 1994. ISBN 0-385-47199-8, S. 218
- ↑ Michael Azerrad: Come as You Are: The Story of Nirvana. Doubleday, 1994. ISBN 0-385-47199-8, S. 218
- ↑ Jake Nyman: Suomi soi 4: Suuri suomalainen listakirja, Tammi, 2005. ISBN 951-31-2503-3 (Finnisch)
- ↑ officialcharts.com
- ↑ Allmusic.com
- ↑ so erzählt im Gespräch mit Craig Rosen in „R.E.M.“ Inside Out: The Stories Behind Every Song. Carlton Books 2005, ISBN 978-1844424498