Luca Pietromarchi

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Luca Pietromarchi (* 18. März 1895 in Rom; † 2. Juli 1978 ebenda) war ein italienischer Diplomat.

Leben[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Luca Pietromarchi trat 1923 in den auswärtigen Dienst und war von 1923 bis 1930 Vizesekretär der Vertretung der italienischen Regierung beim Völkerbund in Genf.[1] 1931 leitete er das Ufficio Società delle Nazioni. Ab 1932 wurde er im Büro von Galeazzo Ciano beschäftigt. 1935 war er Mitglied der italienischen Delegation bei der Konferenz zur Stresa-Front. 1936 wurde er Stellvertreter des Generalsekretärs des Außenministeriums. Von 1936 bis 1939 leitete er das Ufficio Spagna, das die italienische Intervention in den Putsch der Unión Militar Española diplomatisch flankierte. 1940 wurde er zum Ministre plénipotentiaire befördert. Luca Pietromarchi leitete nach Unterzeichnung des Waffenstillstands mit Frankreich im Juni 1940 als Vorsitzender der Direzione Guerra Economica das Gabinetto Armistizio e Pace (GABAP). Letzteres wurde nach der Besetzung Jugoslawiens im April 1941 unter der Beibehaltung des Kürzels in Ufficio Armistizi e Territori occupati umbenannt. Das GABAP inszenierte Diplomatie für Regierungen der Ersten Slowakischen Republik, des Unabhängigen Staates Kroatien, Dalmatiens, Montenegros und Griechenlands, die von den Achsenmächten abhängig waren und deren Territorien teilweise besetzt waren. Es war zugleich das Zentrum der italienischen Besatzungspolitik, in dem alle Fäden zusammen liefen.[2] Die Tagebucheintragungen von Pietromarchi aus dieser Zeit zeigen eine zeitnahe Kenntnis des Holocaust.[3]

Luca Pietromarchi war maßgeblich am Zustandekommen des Waffenstillstands von Cassibile beteiligt, der am 3. September 1943 in Kraft trat. Worauf am 8. September 1943 die Operation Fall Achse und am 23. September 1943 das Unternehmen Eiche durchgeführt wurden. Von Oktober 1943 bis März 1944 hielt Pietromarchi sich in der italienischen Sozialrepublik bei seiner Schwester Eleonora Attolico, der Frau von Bernardo Attolico, versteckt. Ab 1947 war Pietromarchi Korrespondent des L’Osservatore Romano in Brasilien. 1947 hob die Regierung von Alcide De Gasperi ein Urteil des Alto Commissariato per l’Epurazione gegen ihn auf und Pietromarchi wurde wieder vom Ministerio degli Affari Esteri beschäftigt. Von 1950 bis 1958 war er Botschafter in Ankara. Von 25. Juli 1958 bis 5. Mai 1961 war er Botschafter in Moskau.

Sein Sohn ist Antonello Pietromarchi.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ruth Nattermann: I diari e le agende di Luca Pietromarchi (1938–1940). Politica estera del fascismo e vita quotidiana di un diplomatico romano del ’900. (= Ricerche dell’Istituto Storico Germanico di Roma Band 5). Viella, Rom 2009, ISBN 978-88-8334-369-8.[4]
  • Gerardo Nicolosi: Pietromarchi, Luca. In: Raffaele Romanelli (Hrsg.): Dizionario Biografico degli Italiani (DBI). Band 83: Piacentini–Pio V. Istituto della Enciclopedia Italiana, Rom 2015.
  • The Soviet World, AS Barnes, 1966.
  • Stalinismo, krusciovismo e neo-stalinismo. In: Rivista di studi politici internazionali. Band 36, S. 320–330.

Weblinks[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Stefano Baldi, Luca Pietromarchi
  2. Davide Rodogno: Il nuovo ordine mediterraneo. Le politiche di occupazione dell’Italia fascista in Europa (1940–1943). Bollati Boringheri, Turin 2003, ISBN 88-339-1432-1, S. 149.
  3. David Bankier, Israel Gutman, Nazi Europe and the Final Solution, S. 510
  4. Deutsches Historisches Institut Rom, Projekt Nattermann
VorgängerAmtNachfolger
Carlo GalliItalienischer Botschafter in Ankara
1950–1958
Massimo Magistrati
Mario di StefanoItalienischer Botschafter in Moskau
1958–1961
Carlo Alberto Straneo