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Der Grundstein der Kirche wurde 1712 gelegt. Der Schlüter-Schüler Martin Heinrich Böhme hatte die Pläne des Oberbaudirektors Philipp Gerlach vereinfacht, sodass die Kirche für 6100 Taler gebaut werden konnte. Die Einweihung der Stadt- und Parochialkirche der erst 1705 zur Stadt erhobenen Ansiedlung Charlottenburg nahm am 12. Juli 1716 Propst Michael Roloff von der Friedrichswerderschen Kirche zu Berlin vor. Der Bau mit einem gleichschenkligen Kreuz als Grundriss in Form eines griechischen Kreuzes hatte keinen Turm, sondern einen hölzernen Dachreiter am Schnittpunkt der beiden Walmdächer.
Der Dachreiter war 1814 so baufällig, dass er abgerissen werden musste.
Karl Friedrich Schinkel erstellte 1821 ein Gutachten wegen einer Vollsanierung und legte darin den Bau eines Turmes nahe. 1823 wurde der Bau genehmigt und am 11. Juni 1826 konnte der Turm eingeweiht werden. In ihm hängen drei Glocken.
D. LUTHER SOWIE ZUR ZEIT DES HERRN J.C.G. DRESSEL, OBER-PREDIGER, HERRN J.C.L. SCHULTZE, INT. BÜRGERMEISTER, HERRN D.A. ULLRICH, STADT-VORSTEHER, HERRN KASTENBEIN, KIRCHENVORSTEHER. ALS S. M. DER KÖNIG FRIEDRICH WILHELM III. DER KIRCHE DIESENTURM ERBAUEN LIESS, IST DIESE GLOCKE GEGOSSEN WORDEN VON HACKENSCHMIDT IN BERLIN IM JAHRE 1823.
O, LAND + LAND + LAND + LAND + HÖRE DES HERRN WORT
Bochumer Verein
1953
Gussstahl
g′
520
112
100
keine
NUN ABER BLEIBET GLAUBE + HOFFNUNG + LIEBE
Kurz zuvor hatte der König Friedrich Wilhelm III. die Erlaubnis zur Benennung der Kirche nach der 1810 verstorbenen Königin Luise erteilt. In den folgenden zwei Jahrhunderten wurde die Kirche mehrfach erneuert. Im Zweiten Weltkrieg brannte sie im September 1943 bei einem Luftangriff der Alliierten aus. Im November 1943 wurde sie von zwei Luftminen getroffen.
Zwischen 1950 und 1956 wurde die Luisenkirche unter der Leitung des Landeskonservators Hinnerk Scheper und der Bauleitung von Alfred Lagotz und Bodo Lehmann aus Köln wieder aufgebaut. Es gab geringfügige Änderungen zur Schinkelschen Fassung. 1976 wurde das Kirchenäußere saniert. 1987 bis 1988 fand durch Jochen Langeheinecke eine – dem Zustand des Schinkelbaus angenäherte – Rekonstruktion des Innenraumes statt.[1]
Die Luisen-Kirchengemeinde plant, die Luisenkirche zu einer Stätte zur Pflege, Erforschung und Förderung von Orgelmusik aus der Zeit ihrer Erbauung, der Gegenwart und der Zukunft zu machen. Es wurde eine Stiftung gegründet, die „Europäische Orgelstiftung Luisenkirche Berlin“, die den Bau von vier selbstständigen Orgeln in der Luisenkirche fördern soll.[2] In den vier Apsiden der Kirche sollen eine italienische, eine spanische, eine französische Orgel, jeweils im Stil des 18. Jahrhunderts, und eine sinfonische Orgel der Moderne erbaut werden. Dieses Projekt trägt den Namen Folia IIII.[3]
Geplant sind zum einen drei Barockwerke. Zwei davon sollen mitteltönig gestimmte Instrumente sein: ein Italienisches Barockwerk mit elf Registern auf einem Manualwerk und angehängtem Pedal (C,E–gis0), und ein spanisches Barockwerk mit 18 Registern (jeweils in Bass und Diskant geteilt), mit Stöpselpedal (C,E–c0). Das dritte Instrument soll ein französisches Barockwerk sein, mit 33 Registern auf drei Manualen und Pedal.[4]
Geplante Dispositionen der Barockwerke
Italienisches Barockwerk
Manualwerk C,E–c3
Principale
B/D
8′
Ottava
4′
Quinta Decima
2′
Decima Nona
11/3′
Vigesima Seconda
1′
Vigesima Sesta
02/3′
(Fortsetzung)
Vigesima Nona
01/2′
Trigesima Terza e Sesta
B
01/3’ + 1/4′
Voce Umana (ab cis1)
8′
Flauto in XII 2
B/D
02/3′
Tromboncini
B/D
8′
Spanisches Barockwerk (Bass/Diskant-Teilung)
Manualwerk C,E–c3
Violon
16′
Flautado
08′
Octava
04′
Docena
022/3′
Quincena
02′
Diezisetena
013/5′
(Fortsetzung)
Diezinovena
11/3′
Lleno III
Cimbala II
Violon
8′
Octava Nasarda
4′
Nasardo
22/3′
(Fortsetzung)
Nasardo
2′
Nasardo
13/5′
/
Corneta VI
Trompeta real
8’
Clarin
4′
/
Tromba
16′
Bajoncillo
4′
/
Clarin Chamade
08′
Orlos
8′
/
Orlos Chamade
04′
Französisches Barockwerk
I Grand Orgue C–d3
Bourdon
16′
Montre
08′
Prestant
04′
Doublette
02
Fourniture IV
Cymbale III
Bourdon
08′
Grosse Tierce
31/5′
Flûte
04′
(Fortsetzung)
Nasard
22/3′
Quarte
2′
Tierce
13/5′
Cornet V (ab c1)
Trompette
8′
Clairon
4′
Voix Humaine
8′
II Positif C–d3
Bourdon
8′
Flûte (ab fis0)
8′
Prestant
4′
Doublette
2′
Cymbale III
Nasard
22/3′
Tierce
13/5′
Larigot
11/3′
Cromorne
8′
III Récit C–d3
Cornet V
Trompette
8′
Hautbois
8′
Pédale (FF, GG-HH) C–d1
Soubasse
16′
Flûte
08′
Flûte
04′
Trompette
08′ (FF, GG-HH)
Clairon
04′ (FF, GG-HH)
Geplant ist zudem eine große sinfonische Orgel, mit 75 Registern auf vier Manualen und Pedal. Das vierte Manualwerk macht eine historische Orgel als sog. Récit allemagne à distance anspielbar, die von dem Orgelbauer Gustav Heinze (Sorau) für den Gemeindesaal der Luisenkirche erbaut worden war.[5]
Neben der normalen gottesdienstlichen Nutzung inklusive Abendmahl, Taufen, Konfirmationen, Trauungen oder Trauerfeiern durch die Luisenkirchen-Gemeinde, einer von 19 Gemeinden im Kirchenkreis Charlottenburg-Wilmersdorf, der zum Sprengel Berlin der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz gehört, dient die Kirche als Veranstaltungsort für kirchliche Konzerte. Die Luisenkirche kann auch für Konzerte und andere kulturelle und kirchennahe Veranstaltungen gemietet werden.[6] In der Gemeinde besteht ein Posaunenchor, ein Kinder- und Jugendchor, ein Vocalensemble und eine Rockband. Ferner gibt es einen Kinder-, einen Jugend- und einen Seniorenkreis sowie verschiedene Gesprächs- und Bibelkreise.[7]
Literatur
Günther Kühne, Elisabeth Stephani: Evangelische Kirchen in Berlin. 1. Auflage. C.Z.V.-Verlag, Berlin 1978, ISBN 3-7674-0158-4.
Henrike Hülsbergen (Hrsg.): Charlottenburg ist wirklich eine Stadt – aus den unveröffentlichten Chroniken des Johann Christian Gottfried Dressel (1751–1824). Berlin 1987, ISBN 3-925683-04-6.Fehler in Vorlage:Literatur – *** Werte ungültig; Autor= mit Klammer (Hrsg.); dafür Hrsg= verwenden
Klaus-Dieter Wille: Die Glocken von Berlin (West). Geschichte und Inventar. Gebr. Mann, Berlin 1987, ISBN 3-7861-1443-9.