Leo Lania

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Léo Lania, eigentlich Lazar Herman, (* 1. Augustjul. / 13. August 1896greg. in Charkow; † 9. November 1961 in München) war Journalist und Schriftsteller.

Leben

Lania, der in der ukrainischen Stadt Charkow geboren wurde, war der Sohn eines deutsch-russischen Arztes und einer Österreicherin. Nach dem Tod des Vaters 1906 kehrte seine Mutter mit ihren zwei Söhnen nach Wien zurück. 1914 erhielt Lania die die österreichische Staatsbürgerschaft. Nach dem Besuch der Handelsakademie Wien in Wien arbeitete Lania seit 1915 zunächst für die sozialistische Arbeiter-Zeitung. Im selben Jahr meldete er sich freiwillig zum Kriegsdienst, den er als Artillerie-Offizier an der Ostfront ableistete. Nach dem Krieg trat Lania der Kommunistischen Partei Österreichs bei und war als Redakteur für Die Rote Fahne tätig. Ab September 1921 lebte er in Berlin.

Als italienischer Faschist getarnt verschaffte er sich 1923 Zugang zu Adolf Hitler und dem Völkischen Beobachter in München. Lania veröffentlichte eines der ersten international beachteten Interviews mit Hitler. Seine Erfahrungen als früher investigativer Journalist mit der aufkommenden Nazi-Bewegung dokumentierte er in den Büchern Die Totengräber Deutschlands (1924) und Der Hitler-Ludendorff-Prozeß (1925). In seinem Buch Gewehre auf Reisen (1924) warnte er vor den Gefahren der heimlichen Wiederaufrüstung Deutschlands. Im Anschluss an diesen Vorgang wurde im Reichstag eine „Lex Lania“ zum Schutz journalistischer Berufsgeheimnisse verabschiedet. Lania war Lokalredakteur beim Berliner Börsen-Courier und schrieb bis 1926 insgesamt 24 Beiträge für die Weltbühne.

Ab Mitte der zwanziger Jahre wandte Lania sich verstärkt Theater und Film zu. Er war Mitglied des Dramaturgischen Kollektivs der von Erwin Piscator 1927 im Berliner Theater am Nollendorfplatz betriebenen Bühne. Lanias Wirtschaftskomödie über die Erdölindustrie Konjunktur, deren Bühnenmusik von Kurt Weill stammte, wurde im April 1928 an der Piscator-Bühne uraufgeführt.[1] Lania verfasste zudem das Drehbuch für die Verfilmung der Dreigroschenoper von Bertolt Brecht, mit dem er bereits an der Piscator-Bühne zusammengearbeitet hatte.

Wegen der drohenden Machtübernahme durch die Nationalsozialisten emigrierte Lania 1932 über Prag nach Österreich und 1933 nach Frankreich. Nach dem Kriegsausbruch meldete sich Lania 1939 zum Wehrdienst, wurde jedoch für mehrere Monate in einem Internierungslager in Audierne inhaftiert. 1940 gelang ihm die Flucht nach Südfrankreich. Über Spanien und Portugal emigrierte er im selben Jahr in die Vereinigten Staaten. Seine Erfahrungen auf der Flucht verarbeitete er in dem Band The Darkest Hour (1941). In den Vereinigten Staaten arbeitete er für die US-Propagandaeinrichtung Office of War Information.

Mitte der fünfziger Jahre siedelte Lania dauerhaft nach München über. Er verfasste eine Biografie über Ernest Hemingway. Den West-Berliner Bürgermeister Willy Brandt unterstützte er beim Verfassen einer Autobiografie. Lania starb 1961 nach längerer Krankheit in München.

Leo Lanias Nachlass wird von den Wisconsin Historical Society Archives betreut.

Hauptwerke

  • Der Hitler-Ludendorff-Prozess, 1925 (Reportage)
  • Die Friedenskonferenz, 1926 (Drama)
  • Der Tanz ins Dunkel. Anita Berber. Ein biographischer Roman, 1929
  • Gott, König und Vaterland, 1930 (Drama)
  • Das gelobte Land, 1934 (Roman)
  • Wanderer ins Nichts, 1935 (Roman)
  • Der Held, 1936 (Drama)
  • The Darkest Hour, 1941 (Reportage, in zwei Sprachen übersetzt)
  • Land im Zwielicht, 1950 (Roman, in fünf Sprachen übersetzt)
  • Welt im Umbruch, 1953 (Autobiografie, in drei Sprachen übersetzt)
  • Der Aussenminister, 1960 (Roman)
  • Hemingway-Biographie, 1960

Filmografie (Auswahl)

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Dieses Stück und seine Inszenierung sind Gegenstand der Studie: Tatjana Röber, „Die neuen Methoden der Betrachtung“. Subjektivitäts- und Wahrnehmungskonzepte in Kulturtheorie und sachlichem Theater der 20er Jahre. St. Ingbert: Röhrig 2001.
  2. Lania hielt am 3. März in Wien einen Vortrag vor 500 Zuhörern über die Machtübergabe in Berlin, der Art. schildert das Echo darauf