Münch-4 TTS 1200

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Münch-4 TTS 1200
Hersteller Münch
Produktionszeitraum 1968 bis 1976
Klasse Motorrad
Motordaten
luftgekühlter Vierzylinder-Viertaktmotor, OHC-Ventilsteuerung, Batterie-Spulenzündung
Hubraum (cm³) 1177
Bohrung/Hub: 75 × 66,5 mm
Verdichtung: 8,5
Leistung (kW/PS) 65 / 88 bei 6500/min
Drehmoment (N m) 98 bei 4.500/min
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 206,9
0–100 km/h in 4,9 s
Verbrauch: 8,5 ltr./100 km
Getriebe 4
Siebenscheiben-Trockenkupplung
Antrieb Kettenantrieb im Ölbad
Bremsen vorne und hinten mechanisch betätigte Duplex-Trommelbremsen
Ø 250 mm
Leergewicht (kg) 295 kg
Tankinhalt: 34 ltr.[1]
Nachfolgemodell Münch-4 TTS-E 1200

Die Münch-4 TTS 1200, auch Münch-4 TTS, war ein Motorrad von Münch in Altenstadt, das von einem Automotor angetrieben wurde und damals das schwerste Motorrad aus deutscher Produktion war. In Kreisen von Motorradfahrern wurde der Begriff „Mammut“ für das Motorrad geprägt.[Anm. 1]

Geschichte und Technik[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Für den Bau eines leistungsstarken Motorrads benutzte Friedel Münch den luftgekühlten Vierzylinder-Reihenmotor aus dem NSU Prinz 1000 TT. Der 1966 auf der IFMA vorgestellte Prototyp mit dem NSU-Motor mit 1085 cm³ Hubraum und 55 PS (40 kW) bei 6000/min, quer in den Eigenbaurahmen eingebaut, war das Highlight der Ausstellung. Zu jener Zeit waren BMW R 69 S und Honda CB 450 die „Superbikes“.[2] 30 Maschinen dieser Münch TTS wurden gebaut.[3]

1968 wurde der NSU-1200-TT-Motor mit 1177 cm³ Hubraum als Antriebsquelle verwendet. Ebenfalls von diesem Fahrzeug stammte der markante Doppelscheinwerfer,[Anm. 2] der bis 1976 in allen Münch-4 TTS verbaut wurde.[4] Zwei Weber-Doppelvergaser mit 40 mm Durchmesser ohne Luftfilter, ein geänderter Zündverteiler und eine Vier-in-zwei-Auspuffanlage sorgten für eine Leistungssteigerung von 65 (48) auf 88 PS (65 kW) bei 6500/min.[5] Das Fahrwerk des nun als Münch-4 TTS 1200 bezeichneten Motorrads bestand im Wesentlichen aus einem Doppelschleifenrohrrahmen und einer Rickman-Teleskopgabel mit gewaltigen Duoduplex-Trommelbremsen – die Münch selbst konstruiert hatte – am Vorderrad und einer Hinterradschwinge mit Koni-Federbeinen. Die damals verwendeten Diagonalreifen in der Größe 3.25-19 (vorn) und 4.00-18 (hinten) wurden durch das hohe Drehmoment des Motors und das Gewicht des Motorrads rasch abgenutzt.[6]

Viele Teile des Motors, Rahmens und Fahrwerks waren aus der Magnesium-Aluminium-Legierung Elektron gegossen, darunter die Hinterradschwinge, deren linker Holm als Kettenkasten ausgebildet war, und das Hinterrad mit eingegossener Bremstrommel. Die Münch war damals das einzige Motorrad mit dieser Technik.[3][7] Einmalig war auch der Preis, „zu dem man gleich drei Norton Commando bekommen konnte“.[8] Für 12.745 DM (1972) bis 18.095 DM (1976) war die Münch erhältlich. Das Fahrverhalten wurde trotz des hohen Gewichts alles andere als „stur und steif“ beschrieben, jedoch „wahrlich nichts für einen Neuling auf einem Motorrad“.[9]

„Im Sattel der schnellsten, stärksten, teuersten Serienmaschine der Welt […] sitzen nur Männer.“

Münch-Werbung (1972)[10]

1971 musste Münch Konkurs anmelden. Ein neuer Geldgeber sorgte kurz darauf für die Weiterentwicklung und Erhaltung der Produktion. 1973 wurde die Münch-4 TTS-E 1200 mit Kugelfischer-Einspritzung vorgestellt. Das Vergasermodell wurde noch bis 1976 produziert. Insgesamt wurden 478 Münch (TTS/TTS-E) gebaut.[11] Münch-Motorräder sind in Sammlerkreisen sehr begehrt. Gut erhaltene Exemplare werden auf dem Gebrauchtmarkt teilweise für über 100.000 Euro angeboten.[12]

Filme[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Im Film Mammuth von 2010 fährt Gerard Depardieu als Serge „Mammuth“ Pilardosse auf einer Münch-4 TTS 1200 quer durch Frankreich.

Literatur[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  • Ernst Leverkus: Die faszinierenden Motorräder der 70er Jahre. Motorbuch Verlag Stuttgart, 3. Auflage 1991, ISBN 3-613-01040-2.
  • Winni Scheibe: Die Legende Friedel Münch und seine Motorräder. Hrsg.: Helmut Krings. 1. Auflage. Art Motor Verlag, Rösrath 1995, ISBN 3-929534-15-0.

Anmerkungen[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Unter dem Markennamen Mammut gab es bereits zwei Motorradhersteller. Von 1925 bis 1933 die Maschinenfabrik Berner in Nürnberg, sowie ein Konfektionär aus Bielefeld von 1953 bis 1956, der Mopeds und Kleinkrafträder herstellte. Vgl. Erwin Tragatsch: Motorräder – Deutschland, Österreich, Tschechoslowakei 1894–1971. Motorbuch Verlag Stuttgart, 2. Auflage 1971, ISBN 3-87943-213-9, S. 206, 207.
    Die Amazonas 1600 von 1978 wurde auch von einem Automotor angetrieben.
  2. Photo des Doppelscheinwerfers an einer TTS-E 1200

Einzelnachweise[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

  1. Motorrad Katalog 1976, S. 34.
  2. Thomas Trapp: Motorrad Oldtimer Katalog. Heel Verlag, ISBN 3-89880-099-7, S. 107.
  3. a b Winni Scheibe: Die Friedel Münch Story. Auf classic-motorrad.de, abgerufen am 24. Januar 2018
  4. Michael Pfeiffer: Intermot-Countdown 6 - Münch-4 TTS-E 1200. motorradonline.de, 22. Juli 2010, abgerufen am 24. Januar 2018.
  5. Ernst Leverkus, S. 232.
  6. Ernst Leverkus, S. 235.
  7. Ernst Leverkus, S. 234.
  8. Hugo Wilson: Das Lexikon vom Motorrad. Motorbuch Verlag, Stuttgart 2001, ISBN 3-613-01719-9, S. 133.
  9. Ernst Leverkus, S. 233.
  10. Motorrad Katalog 1972/73 S. 33.
  11. Friedel Münch Ausstellung. Auf speyer.technik-museum.de, abgerufen am 24. Januar 2018
  12. Oldtimer Markt Motorrad-Spezial Nr. 9, 2017, S. 105.