Mannardit

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Mannardit
Allgemeines und Klassifikation
Andere Namen

IMA 1983-013

Chemische Formel Ba(Ti,V,Cr)8O16·H2O[1]
Mineralklasse
(und ggf. Abteilung)
Oxide und Hydroxide
System-Nummer nach
Strunz (8. Aufl.)
Strunz (9. Aufl.)
Dana

IV/D.08
4.DK.05
07.09.05.01
Kristallographische Daten
Kristallsystem tetragonal
Kristallklasse; Symbol tetragonal-dipyramidal; 4/m[2]
Raumgruppe (Nr.) I41/a[1] (Nr. 88)
Gitterparameter a = 14,36 Å; c = 5,91 Å[1]
Formeleinheiten Z = 4[1]
Physikalische Eigenschaften
Mohshärte 5,5 bis 7 (VHN = 609 kg/mm2)[3]
Dichte (g/cm3) gemessen: 4,12 bis 4,43; berechnet: 4,28[3]
Spaltbarkeit gut nach {100}[3]
Bruch; Tenazität uneben bis schwach muschelig; spröde
Farbe schwarz, hellrötlichbraun
Strichfarbe weiß bis grauweiß
Transparenz undurchsichtig
Glanz Diamantglanz

Mannardit ist ein sehr selten vorkommendes Mineral aus der Mineralklasse der „Oxide und Hydroxide“. Er kristallisiert im tetragonalen Kristallsystem mit der chemischen Zusammensetzung Ba(Ti,V,Cr)8O16·H2O[1]. Die in den runden Klammern angegebenen Elemente Titan, Vanadium und Chrom können sich in der Formel jeweils gegenseitig vertreten (Substitution, Diadochie), stehen jedoch immer im selben Mengenverhältnis zu den anderen Bestandteilen (Barium und Kristallwasser) des Minerals.

Mannardit ist in jeder Form undurchsichtig und entwickelt meist prismatische, nach der c-Achse gestreckte Kristalle von jetschwarzer Farbe bei weißer bis grauweißer Strichfarbe. Im Auflichtmikroskop erscheint das Mineral auch Hellrötlichbraun. Glatte und unverwitterte Kristallflächen weisen einen diamantähnlichen Glanz auf.


Etymologie und Geschichte

Erstmals entdeckt wurde Mannardit im „Rough“-Grubenfeld (Rough claims) am Kechika River im Norden der kanadischen Provinz British Columbia und beschrieben 1986 durch J. D. Scott und G. R. Peatfield, die das Mineral nach dem kanadischen Geologen George William Mannard (1932–1982) benannten, um seine langjährigen Arbeiten auf dem Gebiet der Mineralogie und Lagerstätten von British Columbia zu ehren.

Klassifikation

In der mittlerweile veralteten, aber noch gebräuchlichen 8. Auflage der Mineralsystematik nach Strunz gehörte der Mannardit zur Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2“, wo er zusammen mit Ankangit, Cesàrolith, Coronadit, Henrymeyerit, Hollandit, Kryptomelan, Manjiroit, Priderit, Redledgeit und Strontiomelan die „Kryptomelan-Gruppe“ mit der System-Nr. IV/D.08 bildete.

Die seit 2001 gültige und von der International Mineralogical Association (IMA) verwendete 9. Auflage der Strunz’schen Mineralsystematik ordnet den Mannardit ebenfalls in die Abteilung der „Oxide mit dem Stoffmengenverhältnis Metall : Sauerstoff = 1 : 2 (und vergleichbare)“ ein. Diese ist allerdings weiter unterteilt nach der relativen Größe der beteiligten Kationen und der Kristallstruktur, so dass das Mineral entsprechend seiner Zusammensetzung und seinem Aufbau in der Unterabteilung „Mit großen (± mittelgroßen) Kationen; Tunnelstrukturen“ zu finden ist, wo es zusammen mit Akaganeit, Coronadit, Henrymeyerit, Hollandit, Manjiroit, Priderit und Redledgeit die „Hollandit-Gruppe“ mit der System-Nr. 4.DK.05 bildet.

Die vorwiegend im englischen Sprachraum gebräuchliche Systematik der Minerale nach Dana ordnet den Mannardit in die Abteilung der „Mehrfachen Oxide“ und der gleichnamigen Unterabteilung ein. Hier ist er zusammen mit Redledgeit in der unbenannten Gruppe 07.09.05 zu finden.

Modifikationen und Varietäten

Ankangit (Ba(Ti,V,Cr)8O16) wurde 1986 von Xiong Ming, Ma Zhesheng und Peng Zhizhong entdeckt und zunächst als eigenständiges Mineral beschrieben, dass auch von der IMA anerkannt wurde (IMA-Nr. 1986-026). Benannt wurde das Mineral nach dem Ort Ankang in der chinesischen Provinz Shaanxi. 2012 wurde der Mineralstatus jedoch aberkannt (diskreditiert) und Ankangit gilt seitdem als wasserfreie Varietät von Mannardit.[4]

Bildung und Fundorte

An seiner Typlokalität im „Rough“-Grubenfeld fand sich Mannardit in Quarz-Carbonat-Adern, die Schiefer und Schluffstein schnitten. Als Begleitminerale traten dort neben Quarz noch Baryt, Barytocalcit, Norsethit und Sulvanit auf. In der ebenfalls in Kanada nahe Bathurst liegenden Grube „Brunswick No. 12“ fand sich das Mineral in einem Erzkörper in bruchdurchsetzten Metasedimenten zusammen mit Barytocalcit, Edingtonit, Harmotom, Quarz, Siderit und Sphalerit.[3]

Weitere bisher (Stand: 2013) bekannte Fundorte für Mannardit sind die Grube „Gacun“ bei Maqiong (Kreis Baiyü) im Nordwesten der chinesischen Provinz Sichuan sowie die Grube „Star“ bei Theunissen im südafrikanischen Distrikt Lejweleputswa.[5]

Kristallstruktur

Mannardit kristallisiert tetragonal in der Raumgruppe I41/a (Raumgruppen-Nr. 88) mit den Gitterparametern a = 14,36 Å und c = 5,91 Å sowie 4 Formeleinheit pro Elementarzelle.[1]

Literatur

  • J. D. Scott, G. R. Peatfield: Mannardite [Ba·H2O](Ti6V3+2)O16, a new mineral species, and new data on redledgeite, in: The Canadian Mineralogist, Band 24 (1986), S. 55-66 (PDF 1,5 MB)

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. 9. Auflage. E. Schweizerbart'sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 226.
  2. Webmineral - Mannardite
  3. a b c d Mannardite, in: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America, 2001 (PDF 69,7 kB)
  4. Cristian Biagioni, Carmen Capalbo, Marco Pasero: Nomenclature tunings in the hollandite supergroup, in: European Journal of Mineralogy, Band 25, Nr. 1, Februar 2013, S. 85-90(6) doi:10.1127/0935-1221/2013/0025-2255
  5. Mindat - Mannardite