Mediendom

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Mediendom

Der Mediendom der Fachhochschule Kiel ist eine neue Art von Kuppeltheater mit 360°-Multimedia-Ausstattung. Er befindet sich auf dem Campus der Fachhochschule Kiel in Kiel-Dietrichsdorf am Ostufer der Kieler Förde und Teil der Kulturinsel Dietrichsdorf.

Öffentliche Veranstaltungen

Der Mediendom der Fachhochschule Kiel verfügt über einen Kuppelsaal mit 64 Sitzplätzen in konzentrischer Anordnung. Hier finden im Jahr rund 1200 öffentliche Veranstaltungen statt. Die installierte Technik kann wie ein Planetarium genutzt werden. Das Konzept des Mediendoms bezieht jedoch auch andere Veranstaltungsarten ein, beispielsweise allgemeine wissenschaftliche Vorträge, Musik-, Theater- und Unterhaltungsveranstaltungen. Selbst standesamtliche Hochzeiten sind unter dem künstlichen Sternenhimmel des Mediendoms möglich.

Sonderveranstaltungen

Schulklassen-/Kindergartenveranstaltungen

Am Vormittag bietet der Mediendom Veranstaltungen für Schulklassen und Kindergartengruppen an. Eine Anmeldung ist über das Servicetelefon erforderlich. Dabei wird darauf geachtet, dass die Gruppen altersgerecht zusammengefasst und betreut werden.

Veranstaltungen für Senioren

Im Jahr 2013 wurde am Mediendom in Kooperation mit der Landeshauptstadt Kiel und der Diakonie Altholstein ein Pilotprojekt zur Entwicklung eines Veranstaltungsformates für demenzkranke Personen durchgeführt. Daraus entwickelte sich eine Veranstaltungssparte, die sich vor allem an die ältere Generation richtet. Die persönliche Moderation ist hier selbstverständlich. Die Informationsdichte ist reduziert, Schönes begegnet den Gästen ohne hektische Effekte, mit einfühlsamer Musik begleitet.

Gruppenveranstaltungen

Wer den Mediendom mit einer Gruppe besuchen möchte, die den Rahmen einer gewöhnlichen Buchung sprengt oder wenn etwas Besonderes gezeigt werden soll, kann der Mediendom auch für eine Gruppenveranstaltung gebucht werden. Absprachen kann man hierzu am Servicetelefon treffen. Oft wird dieses Angebot schon von Vereinen und Firmen zu besonderen Anlässen genutzt – vielfach auch in Verbindung mit einer Tagung an der Fachhochschule.

Hochzeiten

In Kiel organisiert die Touristinformation in Zusammenarbeit mit dem Standesamt und dem Mediendom Hochzeiten. Seit 2006 finden Hochzeiten regulär im Mediendom statt. Die erste Hochzeit fand jedoch schon wenige Wochen nach der Eröffnung am 2. Oktober 2003 statt. Petra und Martin Schmeling, zwei langjährige Mitwirkende am Mediendom gaben sich als erste das Ja-Wort unter dem neuen Sternenhimmel.

Forschung und Lehre

Als Forschungslabor der Fachhochschule Kiel versteht sich der Mediendom als Einrichtung zur Forschung und Lehre immersiver Technologien und Inhalte. Diese sind Lehrgegenstand in den akkreditierten Studiengängen „Multimedia-Production“ zum Bachelor oder Master of Arts.

Wesentliche Arbeitsgebiete sind:

  • Entwicklung dramaturgischer Richtlinien für 360°-Präsentationen
  • Kombination von Live-Aufführungen und Multimedia-Elementen
  • Erschließung neuer Themengebiete für Kuppel-Theater
  • Entwicklung des virtuellen Naturerlebnisraumes
  • Entwicklung kultureller Leitprojekte
  • Show-Produktion
  • Software-Entwicklung
  • Interaktivität

Im Kuppelsaal finden regelmäßig Vorlesungen und Seminare für die Studierenden des Studiengangs „Multimedia Production“ statt. Zum Abschluss eines Semesters erstellen die Studierenden z. B. in kleinen Gruppen kurze Show-Clips, die sie im Mediendom präsentieren. Das projektorientierte Studium bietet vielfältige Möglichkeiten zur Umsetzung von Ideen aus dem Bereich „Kultur und Wissenstransfer“. So entstand eine 360°-Visualisierung zur Pressevorstellung des Albums Nimby der Band Fury in the Slaughterhouse.

Forschungsprojekte am Mediendom:

  • Multimediadarstellung des neotropischen Regenwald
  • Intermediales Tanzprojekt ich-quadrat
  • Mixed-Media Show Alien Action

Der Mediendom gab den Anstoß für das Lehr- und Forschungsfeld "Immersiver Medien" des Fachbereichs Medien der Fachhochschule Kiel. Es wird vom "Institut für immersive Medien" getragen. Das Institut veranstaltet wiederkehrend die Tagung "iii - immersion, illusion, involvement" und gibt das "Jahrbuch immersiver Medien" heraus.

Produktionen und Auszeichnungen

Am Mediendom werden im Technologietransfer Fulldome-Produktionen erstellt und international aufgeführt. Die Produktion Augen im All – Vorstoß ins unsichtbare Universum wurde im Auftrag der Europäischen Weltraumagentur ESA im Jahr 2009 produziert und bislang in 15 Sprachen übersetzt.[1]

Die Veranstaltung Orchideen - Wunder der Evolution entstand im Rahmen des Wettbewerbes „Evolution heute“ der Volkswagenstiftung zusammen mit dem Botanischen Garten Kiel und dem Communikationsdesigner Ralph Heinsohn und wurde im Jahr 2010 mit dem iF communication award, dem red dot design award und dem Preis „Gute Gestaltung Good Design 2011“ in Gold des Deutschen Designer Clubs ausgezeichnet, sowie für den Deutschen Designpreis 2012 nominiert.[2]

Die Deutsche UNESCO-Kommission hat die Planetariumsveranstaltung „Lars der kleine Eisbär“ als Projekt der UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ ausgezeichnet. Die Produktion entstand in Kooperation mit dem Kieler Exzellenzcluster "Ozean der Zukunft" und der Mediendpädagogin Berit Thomas.

"Syncode 360", deren Gestaltung wiederum von Ralph Heinsohn entwickelt wurde, erzielte 2013 beim ersten russischen Fulldome-Festival in Yaroslavl den ersten Platz in der Kategorie "Fulldome-Musik-Show".

Qualitätssiegel Deutschland

Als erste Kultureinrichtung des Landes Schleswig-Holstein wurde der Mediendom zunächst mit dem Qualitätssiegel Schleswig-Holstein und später mit dem Qualitätssiegel Deutschland ausgezeichnet. Im Jahr 2010 erhielt er den ersten Kieler Service-Award.

Kieler Planetarium (e. V.)

Nach Aufgabe der alten Planetariumskuppel (vgl. auch Sternwarte Kiel) auf dem Kieler Westufer fand der Kieler Planetarium e. V. im Mediendom sein neues Arbeitsumfeld und wirkt seither in der Konzeption und Produktion vornehmlich astronomischer und populärwissenschaftlicher Veranstaltungen des Mediendoms mit.

Technik

Ganzkuppel-Video

Das technische Herzstück des Mediendoms ist das Ganzkuppel-Videosystem E&S Digistar 5; ein Computer-Verbund aus sieben Einzelrechnern:

  • ein Host-Computer (Steuerung und Skriptablauf)
  • sechs Grafikrechner, sogenannter Grafikprozessor, davon einer als ein Tonrechner, sogenannter Audioprozessor

Digistar 5 arbeitet mit einer 3-dimensionalen, DirectX-basierten Welt, in die beliebige Objekte geladen und animiert werden können. Durch diese Echtzeitfähigkeit wird Interaktion möglich: dadurch unterscheidet sich der Mediendom deutlich vom Kino oder IMAX-Theater. Die sechs Grafikprozessoren bespielen je einen von sechs Video-Projektoren, die jeweils ein Teilbild an die Kuppel projizieren, so dass die gesamte Kuppel zum überdimensionalen Computerbildschirm wird. Durch spezielle Vorbereitung können kuppelfüllende Videos erzeugt und abgespielt werden. Das Kombinieren von Echtzeit-Elementen mit vorberechnetem Ganzkuppel-Video ist ebenfalls möglich. [3]

Tontechnik

Weltweit einzigartig ist die Ton-Anlage des Mediendoms. Rund um die akustisch durchlässige Kuppel sind 58 Lautsprecher und sieben Subwoofer mit 64 Audiokanälen und 18.000 Watt Leistung installiert. Auf diese Weise wird eine über Raumklang hinausgehende, dreidimensionale Tonwiedergabe möglich. [4]

Lichttechnik

Zur Realisierung von Lichtstimmungen verfügt der Mediendom seit Februar 2014 über einen Kranz von LED-Elementen mit frei wählbarer Farbe. Die Lichtsteuerung kann in die Programmierung von Show-Skripten einbezogen werden.

Geschichte

  • 17. September 2003: Eröffnung des Mediendoms mit der Ministerpräsidentin Heide Simonis
  • 2. Oktober 2003: erste Hochzeit am Mediendom
  • 17. September 2013: zehnjähriges Jubiläum: in den ersten 10 Jahren besuchten 330.000 Gäste die Kuppel. Es wurden in diesem Zeitraum 26 Fulldome-Shows aufgeführt, an deren Produktion der Mediendom beteiligt war.

Showpremieren (Auszug)

  • 2. Oktober 2003: Unendliche Weiten – vom Urknall zur Erde
  • 1. März 2004: Fury in the Slaughterhouse – Pop and Art
  • 23. März 2005: Magellan und der Südsternhimmel
  • 8. Juni 2006: ich-quadrat – Tanz intermedial für Planetarien
  • 4. November 2006: Alien Action – Science-Fiction meets PopArt
  • 11. März 2007: Metavista – eine Klang-(T)Raumreise
  • 21. September 2007: Als der Gulp die Erde einsackte
  • 14. November 2007: Computer öffnen Welten
  • 20. Februar 2008: Unser Kosmos – Heimat der Menschen
  • 2. Mai 2009: Peterchens Mondfahrt
  • 9. Oktober 2009: Sounds of the Underground
  • 13. Mai 2009: Augen im All – Vorstoß ins unsichtbare Universum
  • 10. Juni 2009: Orchideen – Wunder der Evolution
  • 2. April 2010: Space Park 360 – der ultimative Freizeit-Spaß
  • 21. April 2010: Völlig losgelöst – Raketentechnik heute und morgen
  • 6. Oktober 2010: Students Nightlife
  • 19. Januar 2011: Lars der kleine Eisbär
  • 5. Juli 2012: Der Regenbogenfisch und seine Freunde
  • 20. April 2012: In der Tiefe des Kosmos
  • 22. März 2012: Zauber der Anderswelt
  • 13. September 2012: Ferne Welten - fremdes Leben?"
  • 20. September 2012: Videophonie SynCode

Sternwarte

Ebenfalls zur Fachhochschule Kiel gehört eine Sternwarte auf dem Dach des Hochhauses am Campus. Hier finden in den dunklen Monaten von Oktober bis April an klaren Abenden öffentliche Vorträge und Himmelsbeobachtungen statt.

Computermuseum

Eine weitere interessante Einrichtung der Fachhochschule ist das Computermuseum der Fachhochschule Kiel mit etlichen Exponaten der Computertechnik von gestern und vorgestern, darunter einzigartige Maschinen aus dem Hause Konrad Zuse.

Einzelnachweise

  1. Weltpremiere: Planetariumshow "Augen im All – Vorstoß ins unsichtbare Universum. Europäische Weltraumorganisation, 4. Mai 2009, abgerufen am 21. August 2013.
  2. Orchideen - Wunder der Evolution. Fachhochschule Kiel, abgerufen am 21. August 2013.
  3. http://www.fh-kiel.de/index.php?id=geschichte_technik
  4. http://www.fh-kiel.de/index.php?id=geschichte_technik

Weblinks

Commons: Mediendom – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 54° 19′ 56,4″ N, 10° 10′ 52,4″ O