Mondprogramm der Volksrepublik China

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Das Mondprogramm der Volksrepublik China, englisch: Chinese Lunar Exploration Program (CLEP) ist ein Programm zur Erforschung des Mondes mit unbemannten Raumsonden und in einer möglichen späteren Phase mit bemannten Raumschiffen. Es wird von der China National Space Administration, der Raumfahrtagentur der Volksrepublik China, koordiniert. Bestandteil des Programms sind ein Mondorbiter (Chang’e-1), ein Mondrover und eine Rückholmission, mit der Mondgestein auf die Erde gebracht werden soll.

Die Starts und die Flüge werden permanent vom „TT&C System“ (Deep Space Tracking Network) überwacht. Dazu werden eine 50-Meter-Radioantenne in Peking und drei 40-Meter-Antennen in Kunming, Shanghai und Ürümqi verwendet, die zusammen eine 3000-Kilometer-Antenne (VLBI)[1][2] bilden. Hinzu kommt ein System von Bodenstationen, mit dem die eingehenden Daten ausgewertet werden können.

Das erste Raumfahrzeug des Programms, Chang’e-1, war ein unbemannter Orbiter, der erfolgreich am 24. Oktober 2007 vom Kosmodrom Xichang gestartet wurde. Die Mission endete am 1. März 2009 mit dem gezielten Aufschlag auf dem Mond.

Ouyang Ziyuan, ein chinesischer Experte im Bereich der Geologie zur Erforschung des Untergrunds (für Nukleartests) und für extraterrestrische Materialien, war der Erste, der darauf hinwies, dass nicht nur die bekannten großen Metallvorkommen wie Eisen Ziel sein könnten, sondern auch der Abbau von lunarem Helium-3, das als ein idealer Brennstoff für ein Kernfusionskraftwerk gilt. Ouyang nimmt nun am Chang’e-Programm teil und gilt als einer der stärksten Befürworter einer möglichen bemannten Mondmission für die Raumfahrt der Volksrepublik China.

Programmstruktur

Nach dem zurzeit veröffentlichten Plan wird das Programm aus drei Stufen bestehen:

Mondorbitmission (Chang’e-1, 2007)

Hauptartikel: Chang’e-1

Chang’e-1 ist ein Mondorbiter. Die ersten Pläne der Mission wurden im September 2004 fertiggestellt. Die Forschung und die Entwicklung des Prototyps sowie die einschlägigen Tests erfolgten bis Ende 2005. Design, Herstellung und Gesamttest am Boden erfolgten mit der Fertigstellung im Dezember 2006. Am 24. Oktober 2007 wurde Chang'e-1 gestartet. Am 1. März 2009 schlug Chang'e-1 gezielt um 09:13 Uhr MEZ bei 1,5 Grad südlicher Breite und 52,36 Grad östlicher Länge im Mare Fecunditatis auf dem Mond auf.

Mondorbiter (Chang’e-2, 2010) und Mondlandemission (Chang’e-3, 2013)

Wie von Ye Peijian, dem Entwicklungsleiter des Chang’e-Projekts angekündigt, wurde die zweite Phase mit einem weiteren Mondorbiter begonnen: Chang’e-2 startete am 1. Oktober 2010 und umkreiste den Mond in 100 km Höhe mehrere Monate lang, die Umlaufbahn wurde zum Schluss auf 15 km abgesenkt.

Am 14. Dezember 2013 erfolgte mit Chang’e-3 die erste unbemannte Mondlandung des chinesischen Mondprogramms. Ein Mondrover mit Namen Yutu soll drei Monate lang auf der Mondoberfläche in Betrieb sein.[3][4]

Das sechsrädrige Mondfahrzeug befand sich seit 2002 beim Shanghai Aerospace Systems Engineering Institute in Entwicklung. Dabei wurde in einem Prüflabor die Mondoberfläche künstlich nachgebildet. Der 1,5 Meter hohe und 120 Kilogramm schwere Rover wurde entworfen, um Videos in Echtzeit zur Erde zu übermitteln, zu graben und Bodenproben zu analysieren. Die Arbeitsweise des Rovers wird der der unbemannten NASA-Missionen Spirit und Opportunity ähneln. Zur Energieversorgung dienen Solarzellen, während der Nachtzyklen wird der Rover in einen Ruhezustand versetzt.[5]

Rückkehrmission (2017)

In der dritten Phase soll auf Grundlage der Erkenntnisse der Lander-Mission ein Raumfahrzeug entwickelt werden, das etwa 2 kg Mondgestein zur Erde zurückbringen kann. Laut Ye Peijian ist diese Mission für das Jahr 2017 vorgesehen.

Mit Chang'e 5-T1 wurde das Raumfahrzeug für die Rückkehrmission getestet. Am 23. Oktober 2014 gestartet, kehrte Chang'e 5-T1 am 1. November 2014 erfolgreich zurück zur Erde[6].

Zukünftige Entwicklung

Derzeit sind die zweite und die dritte Phase des Programms in Planung. Beide erfordern die Verfügbarkeit der Schwerlast-Trägerrakete CZ-5. Huang Chunping, der ehemalige Leiter für Raketenentwicklung in Chinas bemannter Raumfahrt, sagte der Nachrichtenagentur Xinhua im März 2007, dass die Rakete erst „in sieben oder acht Jahren“ zur Verfügung gestellt werden könnte. Das würde aber eine Verzögerung der Umsetzung der nächsten Phasen des Chang'e-Programms bedeuten.

Bemannte Missionen

Es ist sehr wahrscheinlich, dass die vierte Phase mit einer bemannten Mission in Form eines Shenzhou-Flugs um den Mond beginnt, da die Shenzhou-Raumfahrzeuge – ähnlich wie die Sojus-Raumschiffe in den 1960er-Jahren – dafür ausgelegt sind.[7] Eine erste bemannte Mondlandung wäre im Zeitraum von 2025 bis 2030 möglich.[3] Zurzeit entsteht das Kosmodrom Wenchang, das vierte und südlichste des Landes. Von dort aus sollen dann die neuen CZ-5-Raketen starten können. Wu Weiren, Chefkonstrukteur des Mondprogramms, sagte in einer Pressekonferenz anlässlich der Chang'e 3-Mission: „In unserem Land wurden umfassende Systeme zur Sondierung von Mond und Mars ins Leben gerufen. Dabei ist jeder Schritt die Grundlage für den nächsten. So wird beim Mondprojekt einer unbemannten Mission eine bemannte folgen. Das ist ein konsequenter Prozess. So haben wir mit den erfolgreichen Missionen der Mondsonden ‚Chang'e 1' und ‚Chang'e 2' zugleich bereits Grundlagen für eine Sondierung des Mars geschaffen. Dabei gibt es kein Problem.“ [8]

Weblinks

Commons: Mondprogramm der Volksrepublik China – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.yndaily.com/html/20060317/news_88_1052407.html
  2. http://tech.enorth.com.cn/system/2006/08/19/001388423.shtml
  3. a b China considering manned lunar landing in 2025-2030. Xinhua, 24. Mai 2007, abgerufen am 27. Mai 2009 (englisch).
  4. http://www.n-tv.de/wissen/China-schickt-Jadehasen-auf-den-Mond-article11798356.html
  5. SUN ZeZhou, JIA Yang, and ZHANG He: Technological advancements and promotion roles of Chang’e-3 lunar probe mission. In: Science China. 56. Jahrgang, Nr. 11, November 2013, doi:10.1007/s11431-013-5377-0, S. 2702–2708.
  6. China testet erfolgreich zweite Mondsonde. Abgerufen am 10. November 2014.
  7. http://www.astronautix.com/craft/shelunar.htm
  8. http://german.cri.cn/3071/2013/12/19/1s208707.htm