Nigerianischer Film

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Der Nigerianische Film entsteht häufig in Lagos und Umgebung, da hier auch ein wichtiger Teil der nigerianischen Filmindustrie ansässig ist. Seit den 1970er Jahren werden in Nigeria Filme gedreht, doch erst seit den 1990er Jahren in größerem Umfang. In Anlehnung an Hollywood wird der nigerianische Film auch unter dem Namen Nollywood vermarktet. Als einer der ersten Vorreiter des Nollywood-Booms gilt Living in Bondage aus dem Jahre 1992.[1] In Kano hat sich ein weiteres Zentrum des nigerianischen Films herausgebildet, das vor allem islamisch geprägte Produktionen hervorbringt und auch Kannywood genannt wird. Schätzungen zufolge werden etwa 400 bis 2000 Filme pro Jahr in Nigeria produziert, nach Angaben des Statistikinstituts der UNESCO waren es im Jahr 2009 987 Filme. Damit ist Nigeria inzwischen die zweitgrößte Filmnation der Welt nach Indien und vor den USA.[2] Seit 2004 kommen die nigerianischen Filmemacher zur Berlinale.[3]

Vermarktung und Aufführung

Nollywood-Filme werden heutzutage vorwiegend mit einfachen DV-Camcordern in nur wenigen Tagen gedreht und kommen mit einem durchschnittlichen Budget von etwa 10.000 US-Dollar inklusive Gehälter und Gagen aus. Produziert wird vorwiegend für den heimischen Markt und für weite Teile Westafrikas und darüber hinaus (z. B. Südafrika). Ein durchschnittlicher Nollywood-Film verkauft ungefähr 50.000 Kopien. 2009 wurden ungefähr 75 % der nigerianischen Filme in lokalen Sprachen wie Yoruba (54.7 %), Hausa (16 %), Bini (4.2 %) und Igbo (0.4 %) produziert.[2] Außerhalb Afrikas findet das nigerianische Kino vor allem unter der afrikanischen Diaspora Verbreitung. Im kleinen Umfang gelangen die Filme auf einige Filmfestivals, die jedoch noch immer vor allem frankophones afrikanisches Kino präsentieren.

Inzwischen hat sich der nigerianische Film allerdings prägend für das afrikanische Kino fest etabliert und das Konzept der billigen Videoproduktionen greift inzwischen auf andere afrikanische Länder über, beispielsweise auf Ghana. Die Filme erreichen durch Video-Clubs, direkten Verkauf (aber auch in erheblichem Ausmaß durch Schwarzkopien) und das afrikanische Fernsehen meist ein Millionenpublikum im eigenen Land und darüber hinaus. Der spätere Erfolg bzw. der Bekanntheitsgrad eines Films hängt vor allem von der Besetzung und dem damit verbundenen Starkult ab. Es werden möglichst viele bekannte nigerianische Filmstars auf den Video-Covers platziert, um so einen eindeutigen Reiz zu setzen. Häufig findet man im nigerianischen Film Fortsetzungen, die gleichzeitig mit dem eigentlichen Film produziert werden. Das senkt die Film- und Personalkosten, zudem kann das Publikum direkt im Abspann des Filmes auf die Fortsetzung aufmerksam gemacht werden.

Der Nigerianische Film hatte seinen Höhepunkt in der Vermarktung in Zusammenarbeit der AUC in den Niederlanden, die die Forderung exotischer Kulturgüter aus Afrika als Themenschwerpunkt behandelt haben. In dieser Zeit gab es viele Aufführungen, die maßgeblich zur Verbreitung beitrugen.

Filmstil und Filminhalt

Mit der Etablierung wurde das Nollywoodkino zunehmend diverser. Während lange Zeit fast ausschließlich Genre-Mischungen aus Dramatik, Tragik, Romantik und etwas Action produziert wurden, finden sich zunehmend auch andere Positionen. Zwar bleiben Religion, Liebe, Aberglaube, Verrat, Betrug, Intrigen, Prostitution, Mord, Kannibalismus populäre Themen. Doch auch politische Themen wie Korruption und post-koloniale Konflikte sowie die nigerianische Politik werden zunehmend behandelt, so etwa in den Werken der Filmemacherin Mildred Okwo. [4] Zudem fanden sich neben den populären Filmen stets auch Ausnahmeerscheinungen wie der Filmemacher Tunde Kelani, der seit einigen Jahren Filme produziert, die mehr mit dem Autorenfilm gemeinsam haben, als mit den Genrefilmen.[5]

Filmstars in Nigeria

Literatur

  • Jonathan Haynes: Afrikanisches Kino und Nollywood. In: Lukas Foerster, Nikolaus Perneczky, Fabian Tietke, Cecilia Valenti (Hrsg.): Spuren eines Dritten Kinos. Zu Ästhetik, Politik und Ökonomie des World Cinema. Transcript, Bielefeld 2013, S. 89-105.
  • Pieter Hugo: Nollywood mit Beiträgen von Chris Abani, Zina Saro-Wiwa, Stacy Hardy. Prestel Verlag, München 2009, ISBN 978-3-7913-4312-9 (englisch)
  • Nikolaus Perneczky: Die Wiederverzauberung der Welt. Zu Tunde Kelanis Dorffilmen. In: Lukas Foerster, Nikolaus Perneczky, Fabian Tietke, Cecilia Valenti (Hrsg.): Spuren eines Dritten Kinos. Zu Ästhetik, Politik und Ökonomie des World Cinema. Transcript, Bielefeld 2013, S. 107-126 (siehe auch das Gespräch mit dem Filmemacher Tunde Kelani im selben Band auf den Seiten 127-133).
  • Der Gladiator von Nollywood. In: Berliner Zeitung, 19. Juli 2008; Interview: Sabine Vogel
  • über Ansätze zur internationalen Vermarktung von Nollywood. In: taz, 26. Juni 2008
  • über Nollywood. In: Washington Post (englisch)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kurzbericht über den ersten erfolgreichen Nollywood Film 1992
  2. a b UNESCO Institute for Statistics (englisch), abgerufen am 12. Februar 2012
  3. Der Gladiator von Nollywood. In: Berliner Zeitung, 19. Juli 2008; Interview mit Don Pedro Agbonifo-Obaseki
  4. spureneinesdrittenkinos.net zur Filmreihe Spuren eines Dritten Kinos von The Canine Condition mit Filmbeschreibung von Okwos Debutfilm 30 Days. Abgerufen am 8. August 2013.
  5. Nikolaus Perneczky: Die Wiederverzauberung der Welt. Zu Tunde Kelanis Dorffilmen. In: Lukas Foerster, Nikolaus Perneczky, Fabian Tietke, Cecilia Valenti (Hrsg.): Spuren eines Dritten Kinos. Zu Ästhetik, Politik und Ökonomie des World Cinema. Transcript, Bielefeld 2013, S. 107-126.